Ab wann bin ich erfolgreich?

Ab wann bin ich erfolgreich?
Leben 4 Kommentare

Auf der gerade zu Ende gegangenen Buchmesse in Leipzig saß ich mit einer Bloggerin bei einem Kaffee zusammen. Wir unterhielten uns und plötzlich fragte sie mich: »Wie fühlt es sich an, wenn man so erfolgreich ist?« Mir wäre fast das Glas mit der Latte macchiato aus der Hand gefallen. Wen meinte sie? Etwa mich? Ich soll erfolgreich sein? Wie kam sie denn darauf?

Erfolg ist etwas sehr Subjektives


Ich fragte sie dann auch gleich, was sie zu der Erkenntnis gebracht hätte, dass ich erfolgreich sei, wo ich mich selbst eher als ziemlich kleines Licht im Firmament der Autorinnen und Autoren sehe. Sie war genauso überrascht über meine Gegenfrage, wie ich von ihrer. Sie begann aufzuzählen, dass ich doch immer wieder in der Presse sei, dass mich viele aus der Autorenszene kennen würden, dass ich mit ebenso vielen Firmen im Bereich sprechen würde, dass mein Blog viele Leserinnen und Leser hätte, dass ich Workshops auf der Messe halten würde und vieles mehr. Mir stand der Mund offen. Das hörte sich tatsächlich irgendwie erfolgreich an.

Die Krux mit den Erfolgszahlen


Podiumsdiskussion auf der Buchmesse Leipzig 2018
Podiumsdiskussion auf der Buchmesse Leipzig 2018

Thema waren die Trends im Selfpublishing.

Am ersten Messetag war ich Gast bei einer Podiumsdiskussion und ein Besucher fragte, ob die Masse der Selfpublisher im Vergleich zu Verlagsautoren denn überhaupt erfolgreich sei. Ich antwortete, dass es schwierig sei, Erfolg absolut zu bemessen, und verglich meine Verkaufszahlen mit der Erstauflage eines neuen Verlagsautors, die vielleicht 1000 Exemplare beträgt. Diese Menge habe ich an Verkäufen sicher überschritten. In diesem Vergleich bin ich also erfolgreich. Allerdings habe ich dafür Monate benötigt, während Autorinnen und Autoren, die ich als erfolgreich betrachte, dies in Tagen schaffen. Ab welcher Zahl ist man denn nun erfolgreich?

Kommt Erfolg vielleicht von Außen?


Nach dem oben erwähnten Gespräch mit der Bloggerin habe ich noch lange nachgedacht, wie das mit dem Erfolg eigentlich ist. Mir ging der überraschte Blick meiner Gesprächspartnerin, als ich meinen Erfolg in Frage stellte, nicht aus dem Sinn. Für sie bin ich erfolgreich. Es gibt andere Menschen, die sich ähnlich äußern. Ich sitze an meinem Heimatort in einem Café und eine Frau kommt zu mir. Sie erzählt, dass sie auf meiner letzten Lesung gewesen sei und wie sehr es ihr gefallen hätte. Ich bemerke die verstohlenen Blicke der anderen Gäste und fühle mich in diesem Moment ziemlich erfolgreich. Auf der Buchmesse kamen Menschen zu mir, die extra eines meiner Bücher mitgebracht hatten, um es sich von mir signieren zu lassen. Auch dies ließ in mir das Gefühl von Erfolg aufkeimen.

Es gibt immer Jemanden, der erfolgreicher ist.


Auf meinem Rundgang über die Messe kam ich aber auch an Menschenschlangen vorbei, die sich durch ganze Hallen schlängelten, und deren Teilnehmer darauf warteten, ihr Buch von einer Autorin signiert zu bekommen. Dies als Autorin zu erreichen, ist definitiv Erfolg. Bin ich deswegen weniger erfolgreich? Ich habe auf dem Stand des Selfpublisher-Verbandes viele tolle Kolleginnen und Kollegen getroffen, die längst vom Schreiben leben können. Ich bin noch weit davon entfernt.

Es gibt nicht den einen Erfolg


Es ist unbestritten, dass ich Erfolge habe. Es sind immer mehr. Kleine und Größere. Dennoch zucke ich innerlich zusammen, wenn mich jemand als erfolgreich bezeichnet. Würde ich mich tatsächlich als erfolgreich empfinden, hätte ich immer Angst, es käme einer und würde mich als Scharlatan enttarnen. Ich weiß nicht, ob ich jemals den Moment erreichen werde, an dem ich ohne zu zögern sagen kann: »Ja, ich bin erfolgreich.« Aber ganz egal, ob ich bis dahin kommen werde, es wird gewiss noch den einen oder anderen kleinen Erfolg geben für meine Liste der schönen Momente. Misserfolge wahrscheinlich aber auch.

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4 Kommentare Ab wann bin ich erfolgreich?
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  • Kommentar

    Schön, Deine ehrliche und unverstellte Selbsteinschätzung.

    Viele Grüße und weiterhin Erfolg!

    Anton

    P.S. Dass man für einen Kommentar einen Betreff angeben muss, solltest Du noch einmal überdenken. Das macht die Sache unnötig kompliziert...

    • Kommentar

      Danke, Anton, für die Rückmeldung. Freut mich, wenn dir mein Artikel gefällt. Der Betreff ist übrigens bewusst eingefügt. Ist nämlich ein effizienter Spam-Schutz.

      Herzlichen Gruß,

      Vera

    • Erfolgreich als AutorIn? Und wie!!

      Liebe Vera,

      bei manch einem Buch ist es auch ein riesiger Erfolg, dass es überhaupt geschrieben wurde. Denn es ist ein deutlicher Ausdruck dafür, was der/die AutorIn für einen Weg gegangen ist: eine Stimme zu finden und es zu wagen sichtbar zu sein! Dies trifft umsomehr auf Texte zu, die unmittelbar(er) am eigenen Leben bzw. an den persönlichen Erfahrungen der AutorInnen dran sind: umso größer ist mein Respekt für diese Arbeiten - ganz unabhängig von deren Verkaufszahlen. "In jenem Moment, in dem Geld vom Mittel zum Zweck wird, verliert Wesentliches an Wert." - das steht in meinem ersten Buch. Und ist in diesem Fall, finde ich, besonders treffend.

      Alles Liebe,

      Markus

      PS: War schön dich auf der Buchmesse persönlich kennenlernen zu dürfen!

      • Erfolgreich als AutorIn? Und wie!!

        Hallo Markus,

        du hast natürlich recht. Man vergisst viel zu schnell die kleinen Erfolge, die man gemacht hat. Und ein Buch geschrieben zu haben, ist wahrlich ein Erfolg. Hat mich auch gefreut, dich getroffen zu haben.

        Herzlichen Gruß,

        Vera

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