Buchhandel und Selfpublishing passen nicht zusammen

Buchhandel und Selfpublishing passen nicht zusammen
Buchhandel Self-Publishing 8 Kommentare

Wer ein Buch veröffentlicht, hat immer auch den Traum, es mal beim Buchhändler in der Stadt ausliegen zu sehen. Der Buchladen, das ist eine Institution. Ein Eckpfeiler unserer Kultur. Buchladen, das heißt Ruhe, Bedachtsamkeit und ist eine Insel in der hektischen Welt. Selfpublishing ist dagegen ein Symbol unserer schnelllebig gewordenen Zeit. Es gibt sicher nicht wenige, für die Selfpublishing geradezu als Feind der Kultur gesehen wird. Ein Gegensatz, der stärker nicht sein könnte.

Selfpublishing ist schnell, kreativ und flexibel

Im Selfpublishing kostet es nicht viel Zeit, ein geschriebenes Buch zu veröffentlichen. Ein paar Klicks auf einer geeigneten Webplattform und schon kann das Buch bestellt werden. Dies bietet ganz neue Möglichkeiten. Es kann schnell reagiert werden und Raum für neue Ideen entsteht. Doch der Weg eines Buches in den klassischen Buchhandel ist steinig und lang. Jeder, der schon einmal über einen Verlag veröffentlicht hat, weiß, wie lange es dauern kann, bis ein Buch endlich erscheint. Und das hat viele Gründe.

Alles ist geregelt

Der Buchmarkt in Deutschland ist klar geregelt. Es gibt das Buchpreisbindungsgesetz, das einen Rahmen gibt. Rabattschlachten etc. sind damit ausgeschlossen. Unter diesem Dach konnten sich über Jahrzehnte gefestigte Strukturen entwickeln. Da ist beispielsweise der Börsenverein des deutschen Buchhandels, der genau darüber wacht, das alles schön ordentlich läuft. Und da sind die Handelswege, die sich fest etabliert haben. Allem voran, die Großhändler, die dafür sorgen, dass die Bücher den Weg in die Läden finden.

Barsortimenter, die Torwächter des Buchhandels

Neben organisatorischen Voraussetzungen, die ein Buch erfüllen muss, das im stationären Buchhandel erhältlich sein soll - ISBN, Eintrag im VLB -, sind die Barsortimenter die größte Hürde. Barsortimenter, das sind die Großhändler, die den Buchhandel beliefern. In Deutschland sind dies im Wesentlichen drei Firmen: Libri, KNV und Umbreit. Jeder Buchhändler hat im Regelfall einen dieser drei Unternehmen als Lieferanten. Wenn also ein Kunde nach einem Buch fragt, dann schaut der Buchhändler in das Angebot seines Barsortimenters nach. Steht das Buch dort nicht, wird der Kunde auch schon mal gerne weggeschickt. Ein Buch, das im Barsortiment nicht auftaucht, ist also in weiten Teilen des Buchhandels nicht existent. Also muss man dafür sorgen, dass diese Firmen das eigene Buch in ihr Programm aufnehmen.

Barsortimenter kennen nur Verlage

Letztlich haben die Barsortimenter ein Interesse daran, ihren Kunden Bücher zu liefern, nach denen gefragt wird. Sie sperren sich daher nicht gegen Selfpublisher. Aber sie behandeln diese wie Verlage. Ich habe begonnen, bei den Barsortimentern anzufragen, ob sie mich und meine Bücher in ihr Programm aufnehmen möchten. Bei allen Dreien bekam ich die Antwort, ich möge ihnen zuvor mein Verlagsprogramm und ein Freiexemplar zur Ansicht senden. Dazu wurden mir gleich die Konditionen mitgeteilt und die sind nicht ohne. Der Rabatt beträgt bis zu 52,5%, dazu kommen im Regelfall 3% Skonto und kostenlose Lieferung. Alle Barsortimenter lassen sich umfangreiche Remissionsrechte zusichern. Teilweise können sie 100% der Lieferungen bis zu zwei Jahre zurücksenden und die Versandkosten muss der Verlag, also in diesem Falle ich, auch noch übernehmen. Dies sind natürlich sehr hohe Hürden für Selfpublisher. Aber sicherlich sind dies für kleinere Verlage auch schon Herausforderungen.

Sind diese Strukturen im Interesse der Kunden?

Es ist klar, dass diese Lieferkette zur Abschottung des Marktes im Sinne von großen Verlagen und den Beteiligten führt. Im Interesse der Kunden kann dies nicht sein. Selfpublishing ist mittlerweile etabliert und wird sich weiter ausweiten. Die Beteiligten im Buchmarkt, sei es der Börsenverein und die MVB mit der unlogischen Vergabepraxis von ISBN oder die Barsortimenter mit ihrer zentralen Ausrichtung auf Verlage, tun gut daran, sich mehr darauf einzustellen. Nur so werden auch sie dauerhaft davon profitieren. Ich hoffe sehr, dass der Selfpublisher-Verband hier etwas erreichen kann. Bei meinem Telefonat mit dem Börsenverein wurde ich jedenfalls schon mal an den Verband verwiesen.

Das Wagnis beginnt.

Nun, ich habe beschlossen, dieses Wagnis anzugehen. Die Kooperationsvereinbarungen mit zweien der Barsortimenter sind bereits unterzeichnet. Nun beschäftige ich mich damit, wie die Titelmeldungen aussehen und wie ich günstige Lieferwege schaffe. Immerhin weiß ich nun, was zu tun ist, wenn ich einen LKW mit Büchern bei Libri anliefern lassen möchte. Man weiß ja nie, oder?

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8 Kommentare Buchhandel und Selfpublishing passen nicht zusammen
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  • Buch veröffentlichen

    Hallo Vera

    ich habe bisher bei BoD zwölf Bücher veröffentlicht und habe nur gute Erfahrung gemacht.

    Mein erstes Buch hatte keinen Lektor interessiert - die sitzen ja auch alle im Glaskasten und merken nicht, wie ihre Zeit abläuft.

    Ciao

    Werner F. Hahn

    Verkaufstrainer + Fachbuchautor

    • Buch veröffentlichen

      Hallo Werner,

      die Verlage sind sicher nochmal ein eigenes Feld. Aber sie schielen doch mehr und mehr darauf, was sich im Selfpublishing so tut.

      Herzlichen Gruß,

      Vera

    • Selfpublishing

      Liebe Vera,

      auch ich habe meine Bücher bisher bei BoD veröffentlicht und nur gute Erfahrungen gemacht. ISBN wird zugeteilt, das Buch ist im Barsortiment und zudem über alle Onlinehändler zu beziehen, die Tantiemen kommen pünktlich. Aber man muss eben das Marketing selbst übernehmen.

      Und einen anderen Verlag, ich rede nicht von Zuschussverlagen, zu finden, ist ja nun auch nicht unbedingt einfach.

      Gruß

      sabine

      • Selfpublishing

        Liebe Sabine,

        BoD oder andere Anbieter wären eine Alternative. Allerdings würde mich BoD etwa €600,- mehr kosten, aufgrund der geringeren Tantiemen und der höheren Kosten für gedruckte Bücher. Wenn ich dagegen einmal die Prozesse etabliert habe, kostet es mich weniger und ich bin flexibler. Zudem steht dann bei meinen Büchern nicht BoD, was im Buchhandel mit Vorurteilen belastet ist, sondern mein Name.

        Herzlichen Gruß,

        Vera

      • Warum überhaupt Buchhandel?

        Ich kann verstehen, wenn Menschen gerne in Buchhandlungen stöbern. Viele haben eine geradezu romantische Beziehung zum kleinen Laden um die Ecke und dem netten Verkäufer, der sich noch Zeit nimmt. Hatte ich auch - bis ich selbst veröffentlichte und merkte, wie viel vom Verkaufspreis eines Buches bei Großhandel und Handel hängen bleibt. Nein, der kleine Buchhändler wird nicht reich. Teppiche, hübsche Regale und stimmungsvolle Beleuchtung kosten eben - ganz zu schweigen von der Miete für ein paar Quadratmeter in guter Lage. Und auch der Großhandel hat Kosten. Bei eBooks dagegen, erhält ein Selfpublisher bis zu 70% vom Nettoverkaufspreis. Die Produktions- und Auslieferungskosten sind gering, kein Baum wird für das Papier gefällt, kein LKW verpestet die Luft. Leute, lest mehr eBooks!

        • Warum überhaupt Buchhandel?

          Hallo Nike,

          na ja, an E-Books verdienen die lokalen Händler im Regelfall gar nichts und nur multi-nationale Konzerne kassieren die Kohle. Ob das so erstebenswert ist, bleibt dahingestellt. Aber letztlich wird es immer Fans beider Bucharten geben.

          Herzlichen Gruß,

          Vera

        • Für und Wider

          Liebe Vera,

          danke für deinen wie immer informativen Artikel. Dass wir Selfpublisher und der Buchhandel nicht zusammenpassen, ist mir ein wenig zu hart. Zum Glück gibt es sehr engagierte unabhängige Buchhändler, mit denen man in persönlichen Gesprächen einiges auf die Beine stellen kann. Deren Geschäftsrisiko verbleibt natürlich und das ist im heutigen Markt kein Zuckerschlecken. Ich hatte vor ein paar Tagen einen Offenen Brief an den Buchhandel verfasst und auf meinem Blog veröffentlicht. Wenn du gestattest, setze ich mal den Link hier rein: { Link }

          Ich bin immer noch am Hadern mit mir, ob ich zumindest mal auf einen der Grossisten zugehen sollte. Der hohe Rabatt und das Risiko von Rücklieferungen killt nahezu meine Marge, da ich für mich festgelegt hatte, dass ich den VK meiner Bücher im einstelligen Bereich ansiedeln möchte.

          Sollte ich mich von dieser Strategie verabschieden? Aber wer kauft einen NoName Alexi für z.B. 15 Euro, wenn er einen Fitzek, Coben, Cross, etc. meist für 9,99 erwerben kann? Bei meinen Kleinauflagen sind die Kosten pro Buch halt leider sehr hoch. Also es mal riskieren, eine Auflage im Tausenderbereich drucken zu lassen, damit es sich auch bei Grossisten lohnt?

          Ich bin nach wie vor unentschlossen und schiebe die Entscheidung weiter vor mich her. Habe ich eine höhere Sichtbarkeit, nur weil ich bei einem Grossisten bin? Die Bücher meines Selbstverlages sind im VLB gelistet und hin und wieder bekomme ich

          Bestellungen über KNV, die als tollen Service für die Buchhändler deren Bestellungen auch an Verlage weiterleiten, die keinen Vertrag mit ihnen haben! Also was bringt es mir, mit denen einen Vertrag abzuschließen? Erhöhe ich dadurch irgendwie die Sichtbarkeit meiner Bücher?

          Ich wünsche dir sehr, dass du mit deinem Versuch Erfolg hast und bin gespannt, was du uns darüber berichten wirst!

          LG Uwe

          (Trau dich, Uwe, trau dich, flüstert mir gerade wieder einmal meine innere Stimme zu - mal sehen, wann und ob ich auf sie höre)

          • Für und Wider

            Lieber Uwe,

            mein Titel bezieht sich mehr auf die generellen Strukturen und nicht auf die Buchhändler selbst. Zu den Buchhändlern habe ich übrigens schon im Juni einen offenen Brief geschrieben, der u.a. bei Huffington Post und auf Indie-Publishing.de veröffentlicht wurde und mir auch eine Einladung zur Buchmesse nach Frankfurt eingebracht hatte. Den Brief und auch den Podcast von der Diskussion in Frankfurt findest du hier auf meinem Blog.

            Natürlich muss jeder für sich abwägen, ob eine Belieferung der Barsortimenter in Eigenregie Sinn macht oder nicht. Anbieter wie BoD oder epubli bieten das ja auch an. Für mich macht das Sinn, weil ich viel Marketing in Richtung der Presse und auch viele Lesungen mache.

            1000 Bücher vorab drucken zu lassen, halte ich aber für übertrieben. Ich nehme mal nicht an, dass sich die Barsortimenter gleich Hunderte Bücher einer unbekannten Autorin auf Lager legen wollen. Ich werde jetzt mal meine erste Titelmeldung abgeben und dann sehen, was geschieht und ob mich die Erstbestellmengen umhauen.

            Herzlichen Gruß,

            Vera

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