Buchhandel Marketing Self-Publishing 2 Kommentare
Als beginnende Indie-Autorin ist es ein natürlicher Drang, jedem, aber auch wirklich jedem Menschen von ihrem tollen Buch zu erzählen. Ich schließe mich da gewiss nicht aus. Es gibt sogar Freunde, die behaupten, dass ich es noch ein wenig intensiver treibe mit dem Werben für mein Buch. Na gut, ist Ansichtssache. Aber als solche begeisterte Autorin traf ich letztlich eine nette Dame aus der Nachbarschaft. Sie hatte schon in der Zeitung den Artikel über mich gelesen und sprach mich darauf an. "Guten Tag Frau Nentwich", sagte die nette Dame, "ich habe Sie in der Zeitung gesehen. Sie haben ein Buch geschrieben? Wo kann ich das denn bekommen?" Geschmeichelt über das Interesse an mir und meinem Werk, antwortete ich schwungvoll: "Vielen Dank! Mein Buch können Sie im Internet bestellen." Die nette Dame schaute mich erschrocken an. "Im Internet? Nein, da kaufe ich nichts." Den heftigen Stich, den mir diese Aussage verpasste, schluckte ich schnellstmöglich herunter, um dann noch mit genügend Restschwung antworten zu können: "Ich kann Ihnen aber auch gerne persönlich ein Exemplar vorbei bringen." Aber es nagte an mir.
Quelle: http://www.flickr.com/photos/libaer2002/461825734/ |
Dieser netten Nachbarin konnte ich noch zu meinem Buch verhelfen, aber die Situation hatte mich aufgeschreckt. Vielleicht ist ja das einen großen Teil meines Lebens begleitende Internet für andere Menschen nicht ganz so präsent? Aus dieser Erkenntnis heraus, entschloß ich mich, eine Brücke in die althergebrachte Welt zu schlagen und zu versuchen, mein Buch auch beim Buchhandel unterzubringen. Ich packte also ein paar Bücher ein, holte tief Luft und betrat die erste Buchhandlung. Tief in mir rechnete ich mit schlimmsten Verunglimpfungen seitens der Buchhändlerin, dass ich als verhasste Self-Publisherin es wagen könnte, die heiligen Hallen des wirklich guten Buches auch nur zu betreten. Entsprechend überrascht war ich, das dies mitnichten so kam und stattdessen direkt Bereitschaft erklärt wurde, mein Buch anzubieten. Davon beflügelt marschierte ich so gleich zu einigen anderen Buchhandlungen. Ein Buchhändler bat mich darum, mein Werk erst einmal lesen zu wollen. Als ich nach einer Woche nachfragte, sagte er dann, dass ihm mein Werk gefallen hätte, ich gleich fünf Exemplare da lassen sollte und die sicher bald verkauft seien. Ich schwebte davon.
Natürlich konnte ich es mir in den Wochen danach nicht verkneifen, ab und zu mal durch das Schaufenster der Buchhandlungen zu lugen und zu schauen, ob mein Buch dort noch stand und wie viele wohl verkauft waren. Mein Magen krampfte sich jedes Mal zusammen, als ich feststellen musste, dass nicht ein Exemplar weniger dort lag. Oh, wie peinlich dies war. Ich würde mich nie wieder in diese Buchhandlungen trauen können. Ich bin eine Verliererin, eine Versagerin. Am besten höre ich gleich ganz mit dem Schreiben auf.
Glücklicherweise half mir irgendwann die beste Freundin von allen, den Schock etwas abzumildern. "Schau doch mal auf die anderen Bücher, die neben deinem liegen. Sind denn davon welche verkauft worden?" Ich schaute und prägte sie mir ein. Tröstlich durfte ich feststellen, dass auch davon in dem beobachteten Zeitraum kein Exemplar verkauft zu sein schien. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und betrat die Buchhandlungen erneut. Wieder wurde ich sehr freundlich empfangen und nicht, wie von mir befürchtet, als unendliche Versagerin beschimpft. Es bestand sogar Interesse, mein eigens konzipiertes Plakat aufzuhängen. Eine Pressemitteilung habe ich auch noch herausgegeben und auch diese ist gedruckt worden.
Nun ist eine Woche ins Land gegangen und ich habe mich bisher noch nicht getraut, erneut durch das Fenster zu lugen. Was mache ich nur, wenn immer noch kein Exemplar verkauft worden ist?
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Was tun?
Liebe Vera,
also, ich denke und weiß, Künstler haben eine blühende Fantasie. Genau diese ist es dann, die einem zum Verhängnis wird, wenn es um die Vorstellung geht, was wohl der Buchhändler denken wird, wenn in den nächsten Tagen keines der eigenen Bücher verkauft wurde. Man sieht sich gegeißelt, geknebelt und vom Volk verspottet am Scheiterhaufen knieen. Oh Graus! Welch eine Vorstellung! Ja, die Realität ist viel viel langsamer und zäher, als unsere kreative innere Welt, die in Sekunden ganze Universen durchläuft ... dies muss man sich immer wieder vor Augen halten. Ich glaube, die meisten von uns gehen ganz langsam, und einen schweren Karren mühevoll hinter sich herziehend nebeneinander her. Also, sei herzlich gegrüßt liebe Nachbarin :)
Nadja
Was tun?
Hallo Nadja,
die eigenen Vorstellungen gehen schon mal recht weit an der Realität vorbei. Dennoch steuern sie unser Handeln. Also bleibt einem nichts anderes übrig, als sich langsam vorzutasten und dann zu sehen, wo die Vorstellungen nicht mehr passen.
Ich wage mich weiter vor und werde ich mich bald in die Buchhandlungen trauen.
Gruß,
Vera