Self-Publishing 20 Kommentare
Ich bin wütend. Wer mich kennt, weiß, dass dies nicht oft vorkommt. Aber nun platzt mir die Hutschnur. Ich sage auch, warum dies so ist. Wie ich es schon mal tue, habe ich verschiedene Autorengruppen auf Facebook durchgesehen und geschaut, welche Themen von Interesse sind. Da gab es die diversen technischen Fragen zu Plattformen, wie CreateSpace oder BoD, oder es wurde Hilfestellung zu Schreibthemen gesucht. Und es gab die Threads, in denen über Verlagsveröffentlichung versus Selfpublishing diskutiert wurde. Die haben mich richtig wütend gemacht.
Ich habe nichts gegen Verlage
Lass mich vorausschicken, dass ich rein gar nichts gegen Verlage habe. Ich empfinde es als höchst ehrenhaft, in das Werk eines Künstlers zu investieren, und dafür zu arbeiten, dies an die Leserschaft zu bringen. Die Arbeit mit Verlagen kann ein höchst zufriedenstellender Weg sein und es ist völlig in Ordnung, sich darum zu bemühen. Es ist auch absolut legitim, von dem freundlichen Verleger zu träumen, der einem alle Sorgen abnimmt und einen zum Bestsellerautor macht.
Die reale Welt ist nicht nur rosig
In der realen Welt gibt es aber viele Arten von Verlagen und damit meine ich nicht nur Druckkostenzuschussverlage. Nicht jede Art der Zusammenarbeit funktioniert wirklich. Nicht jeder Verlag kann oder will den Einsatz für ein Werk leisten, den sich der Autor wünscht. Nicht jeder Verlag sieht in dem Werk das gleiche, dass auch der Autor darin sieht. Ich kenne viele Geschichten von Autoren, deren Verlagszusammenarbeit nicht so rosig war, wie es sich Neulinge so vorstellen. Und die Suche nach dem passenden Verlag ist kein Honigschlecken.
Selfpublishing ist keine Notlösung
»Wenn das nicht klappt, dann mache ich eben Selfpublishing«, war oft zu lesen. Es ist in Ordnung Selfpublishing als Alternative zum klassischen Weg zu sehen. Aber es ist nicht die Notlösung, die ich mal eben mache. Selfpublishing ist ein erwachsener Geschäftsweg, der es verdient, ihn mit dem gleichen Respekt zu betrachten, wie den klassischen Verlagsweg. Es ist eine Schande, dass so viele Selfpublisher den eigenen Weg herabwürdigen.
Selfpublisher sind klassischen Autoren in Vielem voraus
Das es in einigen Teilen der Literaturszene Ressentiments gegen Selfpublisher gibt, habe ich ja erst kürzlich beschrieben. Ich habe aber auch das Feedback bekommen, dass diese Vorurteile bröckeln und Schranken in Begriff sind zu fallen. Nicht nur dass ein Selfpublisher, der seiner Berufung gewissenhaft ausübt und Professionalität und Verantwortung walten lässt, anderen Autoren in nichts nachsteht, er hat auch ganz klare Stärken.
In Gesprächen mit Verlagsautoren fällt mir immer wieder auf, dass ich als Selfpublisherin einen viel engeren Bezug zu meinem Buch habe. Dazu verfüge ich über eine viel bessere Kenntnis der Zusammenhänge im Buchmarkt. Einem Verlagsautor wird das eigene Werk irgendwann aus den Händen genommen. Es bleibt zwar sein Baby, aber auf die Weiterentwicklung hat er kaum noch Einfluss. Als Selfpublisher bleibt man dabei und erlebt jeden Schritt, den das Kind tut, hautnah mit. So manchem Verlagsautor würde es guttun, dies einmal zu erleben.
Hört auf, Selfpublishing herabzuwürdigen
Es ist absurd, wenn Verlagsverträge als Preise für Selfpublisher ausgelobt werden. Es ist absolut nicht mehr zeitgemäß, den einen Königsweg zu propagieren. Stattdessen ist es an der Zeit, dass es jedes Mal, wenn ein Neuling mal wieder durchblicken lässt, dass er Selfpublishing für die Notlösung hält, es einen Aufschrei aller Selfpublisher gibt. Macht ihm klar, dass Selfpublishing ein toller und spannender Weg in den Buchmarkt ist, der es verdient, mit Respekt betrachtet zu werden.Also Selfpublisher sei stolz auf deinen Weg und betreibe ihn mit der ihm gebührenden Ernsthaftigkeit, dann träumen demnächst nämlich die Neulinge davon, ein so toller Selfpublisher zu sein, wie du es bist..
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Oh ok!?!
Liebe Vera,
ich kann dich da total verstehen. Als Bloggerin kommt man ja auch mit Autoren ins Gespräch und da hört man oft das was du oben beschrieben hast. Nämlich das sich nicht immer bei einem Verlag drin gekümmert wird oder ganz anders ist als sich der Autor das vorgestellt hat. Sie sind froh, dass sie sich jetzt selbst drum kümmern können und wissen was mit dem Buch passiert.
Aber auch von anderen Indie - Autoren höre ich oft, dass sie stolz sind, alles alleine auf die Beine gestellt zu haben. Sie sehen als Chance oder gute Alternative zu den Verlagen.
Denn man ist ja schon lange nicht mehr unbedingt "Autor zweiter Klasse" wenn man nicht beim Verlag ist. Deswegen verstehe ich es nicht warum man dann so den Kopf in den Sand steckt und seinen Weg zum eingenen Buch so negativ sieht.
LG Chia
Oh ok!?!
Hallo Chia,
schön, dass du bei mir vorbeischaust. Ich denke, es sind die alten Muster noch im Kopf und wir müssen beginnen, diese bewusst aufzubrechen, um etwas zu verändern.
Herzlichen Gruß,
Vera
Das alte Denken
Du sprichst mir aus dem Herzen, liebe Vera!
Die vielen neuen Möglichkeiten, die durch die digitale Revolution im Buchmarkt für Autoren, Autorinnen UND Verlage entstanden sind, haben noch nicht alle erreicht.
Viele sind da noch in dem alten Denken verhaftet, dass es eine äußere, zwischengeschaltete Instanz, nämlich einen Verlag, geben müsse, die über den Wert eines Buches bestimmt.
Tja, diese Zeiten sind vorbei, heute bestimmen deine Leser und Leserinnen wie gut dein Buch ist. Ich liebe diesen unabhängigen Weg!
In fast allen anderen Bereichen ist es so, dass die Menschen noch stolzer sind, wenn sie etwas aus eigener Kraft umsetzen, ich freue mich mit dir und den vielen anderen Selfpublishing-Autoren und Autorinnen dieses neue, moderne Bild in die Welt zu tragen.
Wer mag, darf gerne mit einem Verlag zusammenarbeiten - über Qualität und Wert eines Buchs sagt die Art der Veröffentlichung nichts aus.
Wir haben alle die Aufgabe uns ständig weiterzuentwickeln und unsere Bücher immer besser zu machen - für uns und unsere Leserinnen und Leser!
Herzliche Grüße,
Tom
Das alte Denken
Hallo Tom,
du hast es prima auf den Punkt gebracht. Es ist an der Zeit, dass Selfpublisher ihren weg selbstbewusst gehen.
Herzlichen Gruß,
Vera
Stolz
Stolz ist zu viel gesagt, aber für mich kam gar nichts anderes in Frage. Mein Motto seit langer Zeit: Das kann ich allein. Hat meistens prima geklappt, und wenn nicht, dann konnte ich es ja beim nächsten Mal besser machen.
Guter Artikel - war einen Kaffee wert ;-)
Anne
Stolz
Hallo Anne,
doch, du kannst stolz sein, die Dinge zu meistern. Vielen Dank für den Kaffee.
Herzlichen Gruß,
Vera
Interessant!
Als du geschrieben hast, "Ich bin wütend!", dachte ich: Welche Schimpftirade kommt jetzt? Aber es sind gute Gedanken drin!
Was ich in letzter Zeit beobachtet habe: Die Cover werden besser :-) Aber auch, dass Selfpublishing bedeutet, alleine Verantwortung zu tragen und ich habe Bedenken, dass manche Autoren zu sehr für die Leser schreiben.
Ich finde es wichtig, dass du SP nicht als Notlösung siehst, aber ich denke: Beides hat Vorteile. Ich habe in beidem noch keine Erfahrung, aber ich glaube, dass dahinter unterschiedliche Mentalitäten stecken.
Wer gern Verantwortung trägt, sich gern ins Thema liest und bereit ist, notfalls über seine Grenzen zu gehen, wem dieser Prozess Spaß macht. Der ist beim SP gut aufgehoben.
Wenn man aber nur schreibt, nicht gern netztwerkt und wem das zuviel ist, ist bei einem kleinen Indie-Verlag besser aufgehoben.
Ich kann den Gedanken, dass es keine "entweder - oder"-Entscheidung ist, super.
Interessant!
Hallo Evy,
da kann ich dich beruhigen. Ich neige nicht zu Schimpftiraden. Der Marketingdruck ist in Verlagen aber noch viel größer. Schließlich müssen ganze Unternehmen damit am Leben erhalten werden. Nicht umsonst, werden viele Nischen nur von Selfpublishern bespielt.
Und bei einem kleinen Verlag muss der Autor oft auch sehr viel selbst tun. Da verschwimmen die Grenzen.
Herzlichen Gruß,
Vera
Selfpublisher
Guter Beitrag, ich bin selbst Selfpublisher und habe mich ganz bewusst dafür entschieden. Leider ist es aber auch so, dass viele Leute lieber den Weg des Selfpublishing zu geben, statt sich die Mühe zu geben und ein gutes Buch zu schreiben. Auch deshalb gibt es reichlich Resentiments gegen Selfpublisher. Manchmal glaube ich, eine Art Selbstverpflichtung - so in der Art eines hippokratischen Eides - wäre eine gute Idee. Ich verpflichte mich, das beste mögliche Produkt zu veröffentlichen, dass ich erstellen kann. Ich verpflichte mich, nach bestem Wissen und Gewissen auf berechtigte Kritik einzugehen, an meinen Texten zu arbeiten und kontinuierlich besser zu werden. "Grins"
Selfpublisher
Hallo Mirjam,
die Selfpublisher sind schon heterogenes Völkchen. So eine Art Selbstverpflichtung ist gar keine so schlechte Idee. Muss ich echt mal drüber nachdenken.
Herzlichen Gruß,
Vera
Gibt es schon :)
Ich wollte nur kurz was zur Selbstverpflichtung der SelfpublisherInnen sagen, die gibt es schon :)
https://nikeleonhard.wordpress.com/2016/07/14/selfpublishing-rocks/
Sooo richtig...
Liebe Vera,
schön, dass du es mal so offen aussprichst. Ich habe bereits bei einem Verlag veröffentlicht und bin jetzt zu den Selfpublishern gewechselt, kenne also beide Seiten. Und ich kann auch bestätigen, dass ein Verlag keine Erolgsgarantie ist, da gerade in Jungautoren nicht groß investiert wird - schon gar nicht bei kleineren Verlagen.
Das Selfpublishing ist auch nicht ohne, gerade wegen der ganzen Vorurteile, die einem entgegengebracht werden, aber aktuell fühle ich mich damit wohler. :-)
Danke für die klaren Worte!
Liebe Grüße,
Marie
Sooo richtig...
Hallo Marie,
danke für deine Bestätigung aus berufenem Munde.
Herzlichen Gruß,
Vera
Ist ja schön und gut , aber ...
leider besteht nur ein Markt für Autorenratgeber und Schreibhilfen, aber es gibt keinen Markt für Indie-Veröffentlichungen . Nur wenige Selbstverleger erreichen einen nennenswerten Umsatz . Erst wenn wir GEMEINSAM Leser erreichen, ist der Selbstverlag eine ernstzunehmende Alternative zu professionellen Großverlagen. Ausnahmen bestätigen (fast) immer die Regel. Uns allen sollte die Notwendigkeit alternativer Marktzugänge ein Anreiz zu Kooperation und Ideenaustausch sein.
Ist ja schön und gut , aber ...
Hallo Peter,
einen Markt für gute Bücher gibt es immer. Die Leser unterscheiden da nicht so sehr zwischen Selfpublishing oder Verlag. Das machen mehr die Institutionen und der Handel. Du hast aber völlig recht, es muss eine starke Interessenvertretung für Selfpublisher geben. Deshalb engagiere ich mich im Selfpublicher Verband, um genau dies zu erreichen.
Herzlichen Gruß,
Vera
Es gibt keinen Königsweg mehr
.... und ich denke, dass diese Erkenntnis noch lange nicht alle erreicht hat. Früher gab es kein Self Publishing, dann wurden die Autoren nicht ernst genommen, weil man glaubte, es seien die Versager, die kein Verlag wollte, doch nun gibt es sehr viele Gegenbeispiele dafür, dass man auch ohne Verlag erfolgreich sein kann. Solche Veränderungen erreichen die Menschen aber langsam.
Während ich an meinem Buch schrieb, glaubte ich, dass man ohne Verlag keine Chance hat. Erst nach Tagen und Nächten im Internet war ich so weit, Self Publishing in Erwägung zu ziehen. Dann hat es noch lange gedauert, um die Entscheidung zu treffen, dass das Konzept vom Self Publishing sogar noch viel besser zu mir als Autor passt.
Die Wende in den Vorstellungen der Menschen wird kommen. Oftmals habe ich sogar das Gefühl, dass die Leser schneller auf solche Veränderungen reagieren als die Autoren selbst, aber ja - Ich kann verstehen, dass es einen wütend macht, diese Herabwürdigungen zu hören, denn schließlich muss ein seriöser Self Publisher nach der Veröffentlichung viel mehr arbeiten als ein Verlagsautor.
Liebste Grüße und danke für den Beitrag.
A. N.
Es gibt keinen Königsweg mehr
Hallo April,
du hast recht, dass sich ein Umdenken nur sehr langsam durchsetzt. Wenn ich immer wieder sehe, wie Autoren stolz mit Verträgen bei irgendwelchen Mini-Verträgen winken, bei denen sie mindestens genauso viel selbst tun müssen, wie beim Selfpublishing. Ich glaube, Selfpublisher müssen einfach auch selbstbewusster auftreten, aber natürlich ihre Selbstkritik nicht aufgeben. Aber es entwickelt sich.
Herzlichen Gruß,
Vera
Selfpublisher
Moin Vera Nentwich, mein Name wird Ihnen nichts sagen. Ich habe meine Publikationen in einem kleinen Verlag veröffentlicht und mich seit einiger Zeit bei "Wortwerke" engagiert (ohne jegliche Funktion), weil ich den Eindruck hatte, dass diese gute Grundidee von der Wirklichkeit überholt wurde. Um "den Kahn wieder in den Wind zu drehen", versuche ich ein paar Ideen, einige Kontakte und mein Wissen einzubringen. Meine Kontaktaufnahme zu Ihnen hat eigentlich den Hintergrund, eventuelle Schnittmengen auszuloten, vielleicht auch eine Grundlage zu sehen, gemeinsam bestimmte Projekte zu realisieren. Ich würde mich freuen, sollten Sie das ähnlich sehen und sehe einer baldigen Antwort mit Erwartung entgegen. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Manfred Lukaschewski
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Eigentlich geht es nicht um Selfpublisher vs. Verlagsautor. Es geht doch eher um schlechte vs. gute Bücher. Das Selfpublishing rein an sich lässt sich nicht herabwürdigen, bzw. kritisieren. Schlechte Bücher mit nicht funktionierenden Plots, die vor Rechtschreib- und Interpunktionsfehlern nur so wimmeln, und die langatmig und langweilig geschrieben sind, in denen der Autor die Erzählzeiten durcheinander bringt und mit der Grammatik nicht zurecht kommt, die kann man herabwürdigen, aber nicht das Selfpublishing an sich. Es gibt auch für gute, talentierte und professionell agierende Autoren gute Gründe, sich fürs Selfpublishing zu entscheiden. Es ist also nicht das Selfpublishing an sich. Es ist das weit verbreitete Vorurteil, dass "schlechte Bücher" eher unter Selfpublishern anzutreffen sind, weil ein Verlag vorselektiert, während Selfpublisher jeden grottenschlechten Schund hochladen können, ohne dass es einer vorher prüft. Und das stimmt ja auch. Dass es diese Möchtegerns gibt, hat aber nichts damit zu tun, dass der Weg des Selfpublishing herabzuwürdigen ist. Schlechte, unprofessionelle Bücher sind es, die aufstoßen. Das Selfpublishingwir d an Anerkennung gewinnen, sobald es professionell betrieben wird von Autoren, die wissen, was sie tun
Thema verfehlt
Hallo Thomas,
natürlich hast du recht, dass es generell nur um gute oder schlechte Bücher geht. In meinem Beitrag habe icfh aber eigentlich thematisiert, dass auch Autoren oft die Verlagsveröffentlichung als den allein seligmachenden Weg ansehen und dadurch Selfpublishing herabwürdigen. Das finde ich absolut nicht mehr angemessen.
Herzlichen Gruß,
Vera