Freiheit Leben 5 Kommentare
Der Eiffelturm in Paris |
Ach hätte ich doch damals in der Schule nicht Französisch abgewählt, um in den Chor zu gehen. Ich hätte mir ein Trauma erspart – aus dem Chor bin ich nämlich wegen Brummens wieder rausgeschmissen worden – und könnte jetzt wenigstens etwas von dem verstehen, was die Menschen in Paris mir so sagen möchten.
Aber ich wollte ja Abenteuer, oder wie es die beste Freundin von allen ausgedrückt hat: Meine Komfortzone verlassen. Ok, einige werden beim Begriff Abenteuer eher an eine Alleinüberquerung des Himalaya denken und nicht an drei Tage Paris. Aber für mich ist dies definitiv ein Abenteuer.
Es war letzte Woche, als ich so darüber nachdachte, was ich denn in meinem Urlaub tun wollte. Eine größere Reise war nicht geplant und der Urlaubsbeginn sollte mit dem geplanten Veröffentlichungstermin meines neuen Romans „Rausgekickt: Blaue Vögel“ zusammenfallen. Nun ist mir immer mal wieder bewusst geworden, dass ich noch nie in Paris war, wenn man von ein paar Geschäftsbesuchen, bei denen ich aber außer Gewerbegebieten und dem Flughafen nichts gesehen habe, absieht. Gelegentlich habe ich auch mal mit dem Gedanken gespielt, einfach mal abzubiegen und nach Paris zu fahren (siehe Fünf Stunden bis Paris)
Diese Gedanken veranlassten mich dazu, mal im Internet nach Zimmern in Paris Ausschau zu halten. Siehe da, es gab recht preisgünstige Angebote. In einem Anfall von Übermut buchte ich eines für zwei Tage. Das letzte Wochenende habe ich damit verbracht, „Rausgekickt: Blaue Vögel“ zu formatieren, für die diversen Plattformen vorzubereiten und einzustellen. Während ich dies schreibe, wird das Werk bereits auf immer mehr Plattformen erhältlich sein. Um nicht dem Adrenalinschub, den die Veröffentlichung eines neuen Buches auslöst vollends anheimzufallen, habe ich mich gestern Morgen um sechs Uhr ins Auto gesetzt und die Fahrt nach Paris angetreten. Sie verlief ohne Probleme und war wie geplant um elf Uhr am Hotel. Es sollte laut Info Parkplätze für Gäste haben. Es stellte sich heraus, dass man einfach an der Straße parken, dem Hotelmenschen den Autoschlüssel soll und dieser dann alle zwei Stunden ein neues Ticket löst. Voilà, ich bin in Paris!
Immerhin entpuppte sich die Lage des Hotels als durchaus günstiger Ausgangspunkt für Exkursionen. Eine große Metrostation ist gleich um die Ecke. Dort ist auch ein recht nettes Café, in dem ich mir den ersten Café au Lait gegönnt habe. Dank vorher erworbenen Reiseführer – so viel zu meiner Spontaneität – wusste ich, wohin ich zuerst wollte. Natürlich zum Eiffelturm. Die Hürde, ein Ticket zu kaufen, habe ich recht gut genommen. Ebenso habe ich auch schnell, die richtige Metrolinie herausgefunden. Das Abenteuer Paris konnte beginnen.
Nur zu dumm, dass die Metrostationen wirklich riesig sind und man sich darin echt verlaufen kann. Mein geplanter Umstieg in die Linie zum Trocadero und Eiffelturm scheiterte kläglich. Aber als ich die Station verließ, stand direkt vor dem Arc de Triomphe. Auch nicht schlecht. Da ich den Eiffelturm von dort aus schon sehen konnte, beschloss ich, den Weg zu Fuß zu gehen.
Der Eiffelturm wirkt in natura wirklich sehr viel imposanter, als auf den Fotos, die ich bisher so gesehen habe. Von dort wanderte ich weiter in die Stadt und machte mich schließlich auf den Rückweg zum Hotel, um mein Zimmer in Besitz zu nehmen. Das ebenfalls in der Beschreibung erwähnte freie WLAN entpuppte sich, als nur in der Lobby verfügbar. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich am rechten Fußende meines Bettes auch zwei Balken Signalstärke habe. Nicht nur das stellte ich fest, sondern auch, dass ich mir die erste Blase gelaufen hatte. Man soll auch nicht einen Tag vor einer solchen Tour zur Kosmetik gehen und sich die Hornhaut abschleifen lassen.
Nun kam die erste Herausforderung. Wohin zum Abendessen? Ich empfinde es als große Herausforderung, alleine in einer fremden Stadt, in der man nicht einmal die Sprache spricht, essen zu gehen. Aber als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal eine solche Alleintour gemacht habe, damals war Lissabon mein Ziel, habe ich gelernt, dass es geht. Mein Reiseführer meint, dass in Montparnasse viele Lokale seien, die noch nicht touristisch überlaufen sind. Also machte ich mich schick und auf den Weg nach Montparnasse. Dort sind wirklich viele Lokale und nach einem Rundgang entschloss ich mich dazu, vor einer kleinen Crêperie Platz zu nehmen. Ich gönnte mir einen Cidre und eine herzhafte Crêpe. Aber als ich da so saß, wollte einfach keine schöne Stimmung aufkommen. Nach dem Essen dachte ich zuerst daran, noch ein anderes Lokal aufzusuchen, um etwas zu trinken, aber keines schien mir dafür angenehm. So fuhr ich wieder zurück. Aber ich konnte einfach nicht direkt ins Hotel gehen. Daher setzte ich mich spontan in das Café um die Ecke und bestellte ein Bier. Der Kellner war ausnehmend höflich. Viel angenehmer als der vom Tourismus abgestumpfte Kellner am Montparnasse. Er erklärte mir, welche Biersorten es gäbe und welche er „Madame“ empfehlen würde. Doch noch ein gütliches Ende eines ereignisreichen Tages..
Für heute hatte ich mir vorgenommen, es locker anzugehen. Auf jeden Fall wollte ich erst mal im Café um die Ecke einen Café au Lait trinken und ein Croissant essen. Ein guter Start. Dann hatte ich mir das Marrais als erstes Ziel ausgesucht. Gestern hatte ich es schon kurz gestreift und es sah schön aus. Ich sollte nicht enttäuscht werden. Schon als ich die Metrostation verließ, umwehte mich eine ganz andere Stimmung. Hier war das Paris, dass ich aus den Filmen kenne, viel eher spürbar. Ich schlenderte durch kleine Gassen mit ebenso kleinen Geschäften. In der Auslage eines Schmuckgeschäfts sah ich tolle Ohrstecker, die ich gleich erwarb. Ich schlenderte über den Marché des Enfantes Rouges, kaufte mir eine Tageszeitung und setzte mich in das nächste Café. Der Parisvirus hatte scheinbar seine Arbeit begonnen..
Mein Spaziergang endete am Place des Vosges, dem schönsten Platz in Paris laut Reiseführer. Ob dies stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen, aber er ist definitiv sehr schön. Während ich dort so saß, meldete sich der Hunger. So ein Croissant hält nicht sehr lange vor. Ich schlenderte also wieder durch die Gassen und kehrte in einem Fallafelimbiss ein. Hier wurden meine mangelnden Sprachkenntnisse wieder spürbar. Ich konnte zwar in der Hektik des Lokals noch durch Fingerzeige irgendwie ausdrücken, was ich haben wollte – Fallafel Grec = Döner -, aber als dann alle in der Schlange standen, ständig eine Bestellung ins Lokal gerufen wurde und die betroffenen Kunden nach ihren Tüten griffen, war ich verloren. Keine Ahnung, wann meine Bestellung ausgerufen wurde. Irgendwann sprach mich ein Verkäufer an, sagte irgendetwas von Fallafel Grec, ich antwortete mit Oui und nahm die Tüte entgegen. Keine Ahnung, wem ich jetzt das Essen weggegessen habe.
So langsam packt mich die Stadt. Auch wenn es wahrscheinlich die einzige Stadt der Welt ist, in der der Kaffee bei Starbucks billiger ist als in den anderen Lokalen. Sie hat was. Alleine die Pariserinnen, die morgens zur Arbeit fahren, sind etwas Besonderes. Jede überzeugt durch Eleganz und Stil. Hier gibt es nichts dieses Einerlei aus blauen und schwarzen Hosenanzügen, wie man es in deutschen Firmen antrifft. Hier tragen sie Kleider, eines schöner als das andere. Wahrscheinlich könnte ich hier nie arbeiten. So kann ich niemals aussehen.
Jetzt werde ich mich ein wenig entspannen und dann planen, wohin es mich heute noch zieht. Das Quartier Latin vielleicht? Oder doch Montmartre? Ich werde berichten.
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Paris
Hallo Vera.
Ja, für Paris brauchst du schon das nötige Kleingeld.
Hoffe aber das du dein Abenteuer mit vielen netten Erlebnissen und Highlights beendest.
Die Geschichte ist nett, das Foto deiner Blase nicht so schön.
Viel Spaß noch.
Bis bald.
Monika
Paris
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Paris
Ja, Ernst, da stimme ich Dir zu. Nach meiner ersten Kontaktaufnahme mit der Stadt bin ich sicher, dass es nicht der letzte Besuch sein wird.
Paris, so hoch der Eiffelturm, so groß das Herz
Hallo Vera.
Jetzt ist passiert. Du hast mich infiziert. Irgendwie ist das bereits passiert, als deine Nachricht so salopp geschrieben ..."da war isch auch bereits" [kommt das französisch angehauchte ich gut in dem Satz?] auf dem Schirm erschien.
Vielen Dank für das teilhaben an deinem mutigen, chaotischen, liebenswerten ... ach einfach schönen Reisebericht.
Grüße Manuel
Paris infiziert
Das freut mich Manuel, dass ich Dich infiziert habe. Also dann auf, auf. Wir sehen uns in Paris. Das "isch" kommt übrigens sehr gut. :-)