Marketing Veranstaltung 3 Kommentare
Sich den potenziellen oder auch wirklichen Leserinnen und Lesern bei einer Veranstaltung zu präsentieren, ist ein beliebter und durchaus sinnvoller Teil des Marketingkonzepts als Autorin. Warum dies so ist, habe ich letzte Woche ausführlich dargestellt. Doch wenn man sich dafür entschieden hat, diesen Weg zu gehen, stellt sich eine Frage: Welche Veranstaltung soll es sein?
Jeder denkt an Lesungen.
Natürlich denkt man bei einer Autorin oder einem Autor direkt an eine Lesung als Veranstaltung der Wahl. Kann man machen. Es spricht grundsätzlich nichts dagegen. Für diejenigen, die erste Schritte auf dem Weg vor Publikum machen, ist es auch keine schlechte Wahl. Schließlich ist eine Lesung ein klar definiertes Format. Dies hilft, sich erst einmal die notwendige Sicherheit zu erarbeiten, um seine Bühnenpräsenz weiter zu entwickeln. Aber damit eine Lesung das Publikum begeistert, bedarf es einiger Vorbereitungen. In diesen Artikeln habe ich Details dazu aufgeführt:Was alle bei Lesungen vergessen.Wie deine Lesungen wirklich rocken.
Allerdings haben Lesungen einen Nachteil: Sie sind nur begrenzt publikumswirksam.
Welches Publikum besucht Lesungen?
Natürlich kann ich hier nur aus eigenen Betrachtungen berichten, aber es erscheint mir so zu sein, dass eine Lesung ohne begleitende Aspekte kaum Publikum anlockt. Wenn also in, sagen wir, Buxtehude – Liebe Buxtehuder, bitte entschuldigt. Ihr seid sicher total nett. – irgendwo ein Plakat hängen würde, das eine Lesung von Vera Nentwich ankündigt, dann dürfte der Publikumszuspruch recht überschaubar sein. Es wird kaum Menschen geben, die daran vorbeigehen und sagen »Oh, eine Lesung. Ich liebe Lesungen. Da muss ich hin.«Damit sich Menschen für eine Lesung interessieren, braucht es immer mindestens einen weiteren Faktor aus dieser Liste:
- Autor oder Autorin sind bekannt.
- Der Veranstaltungsort ist für tolle Events bekannt.
- Die Veranstaltung bietet weitere Elemente, die als unterhaltsam bekannt sind.
Was dir der Veranstaltungsort bringen sollte.
Als Autorin gehört Fantasie zur Kernkompetenz. Also gibt es auch viele Ideen, wo man eine Lesung veranstalten könnte. Ich hatte beispielsweise meine erste Lesung bei meinem Friseur. Die erste Lesung von »Tote Models nerven nur« hatte ich in der Bäckerei, in der die Geschichte auch tatsächlich beginnt. Alles schöne Erfahrungen, aber betrachtet man sie vor dem Hintergrund, möglichst viel Publikum anzulocken, dann waren diese Events nicht optimal. Die einzige Chance bestand darin, dass ich Menschen dazu bewege, dorthin zu kommen. Von den durchschnittlichen Besuchern einer Bäckerei weiß man nicht, ob sie sich auch für Lesungen interessieren. Sie finden es zwar interessant, dass es bei ihrem täglichen Brötchenlieferanten eine Lesung gibt, aber dies heißt ganz gar nicht, dass sie auch dorthin kommen. Nach meiner Erfahrung machen sie es nicht. Gekommen sind letztlich in beiden Fällen nur Menschen, die mich kannten oder die ich auf anderen Wegen persönlich begeistern konnte.Der Veranstaltungsort sollte also nicht unbedingt nach Originalität ausgesucht werden, sondern danach, ob er eigenständig Publikum anlockt. Die Buchhandlung, die regelmäßig Lesungen veranstaltet, tut dies. Das Kulturcafé, das bekannt ist für seine überraschenden Events, tut dies ebenso. Es ist zwar mühsamer, in solchen Institutionen eingeladen zu werden, als einfach irgendwo selbst etwas zu organisieren. Im Sinne des Marketings ist es aber auch lohnenswerter.
Hilft es, Jemanden dazu zu holen?
Wenn der Ort nicht zieht, dann kann man sich einen Musiker oder einen anderen Künstler dazu holen, um Publikum zu locken. Kann man machen. Um es mal etwas böse auszudrücken, wenn es eine Lesung mit Musik ist, dann kann das Publikum damit rechnen, dass wenigstens die Musik unterhaltsam ist. Okay, die Ankündigung auf dem o.g. Plakat, dass neben Vera Nentwich noch ein ebenso unbekannter Musikus auftritt, dürfte nur minimal für mehr Publikum sorgen. Ist es ein bekannter Musiker, gibt es ein anderes Problem. Es besteht dann die Gefahr, dass die Zuschauer nur wegen der Musik kommen, und die Lesung nur Beiwerk für sie ist. Dem Marketingziel ist dies nur bedingt dienlich. Mit Jemandem zusammen aufzutreten macht nach meiner Erfahrung nur Sinn, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet. Dann kann es tatsächlich zu Synergieeffekten kommen. Auf jeden Fall muss man vorab genau klären, wie man die Veranstaltung positioniert, damit man sich nicht gegenseitig die Schau stiehlt.Zusammenfassend empfehle ich daher, sich bevorzugt bewährte Veranstalter zu suchen und nur dann mit Partnern aufzutreten, wenn man auf Augenhöhe und sich einig ist.
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Lesungen ja! Hier noch ein Vorschlag
Ich kann Vera nur zustimmen und möchte aus meiner Erfahrung noch eine Anregung hinzubringen.
Nachdem ich eine Lesung zu einem in einem Verlag veröffentlichten Roman (Nur der Tod vergisst) hatte und insgesamt 5 Zuhörer in der Stadtbücherei von Karlsruhe waren, habe ich zu grübeln begonnen. Es waren anwesend: die Veranstalterin, eine Vertreterin des örtlichen Buchhandels, ein Obdachloser, dem es draußen zu kalt war, meine durch Ehevertrag dazu verpflichtete Gattin und ein durch die Plakatierung angelockter Hörer.
Hier das Ergebnis meines Grübelns:
Ich bin unbekannt, wegen mir kommt niemand. Mein Thema stößt von alleine nicht auf allzu großes Interesse. Um Freunde und Verwandte zu nötigen - die eigene Ehefrau einmal ausgenommen - bin ich zu stolz, das tue ich nicht. Ein Beiprogramm, das Leute anziehen würde, kann ich nicht bieten. Folglich: SO NICHT MEHR! Dennoch konnte ich zwei Lesungen mit jeweils über zwanzig Zuhörern haben. Ich habe mich schlichtweg gefragt, welche Personengruppe sich für das Thema meines Romans interessieren könnte. Dementsprechend habe ich einem Verein eine Lesung angeboten, der sich dem Thema des Romans verbunden fühlt. Gelesen habe ich dann aus drei Büchern (Genehmigung der Verlage einholen nicht vergessen!), natürlich habe ich auch aus meinem eigenen Roman gelesen. Ausgeschrieben war die Veranstaltung als Diskussionsveranstaltung, Thema: Warum haben sie geschwiegen? (unsere Eltern und Großeltern haben über den Krieg und die Nachkriegszeit nie wirklich mit uns, der Nachkriegsgeneration, gesprochen.
Im Augenblick schreibe ich für einen Verlag ein Belletristik-Gartenbuch und hoffe auf die Obst- und Gartenbauvereine ;-)
Lesungen ja! Hier noch ein Vorschlag
Hallo Peter,
wenn es eine klare Zielgruppe für ein Buch gibt, ist dein beschriebener Weg durchaus hilfreich. Bei Belletristik ist dies aber manchmal recht schwer. Meine Erfahrungen mit Ausnutzung des örtlichen Bezugs waren da eher verhalten. Und dann stellt sich neben der reinen Zuschauerzahl noch die Frage, wie nachhaltig diese Veranstaltung Auswirkungen auf den Bucherfolg hat.
Herzlichen Gruß,
Vera
Stimmt!
Hallo Vera,
ich werde mich nicht erdreisten, dir zu widersprechen. Es wäre gegen meinen Vorschlag durchaus noch ein weiterer Einwand zu machen: Es ist möglich, für ein Verlagsbuch die von mir vorgeschlagene Veranstaltung zu bekommen. Ungleich schwieriger dürfte es für ein selbstverlegtes Buch sein. Leichter dagegen für ein Sachbuch, denn dieses hat eine klar umgrenzte Zielgruppe. Ich stelle es mir schwierig vor, für einen Krimi eine Vereinigung zu finden, die ins Boot zu holen wäre. Aber immerhin könnte man es bei der örtlichen Mafia versuchen ;-) Was die konkrete Veranstaltung von mir anging, so kann ich selbst nicht abschätzen, ob sie längerfristig irgendetwas für mich marketingmäßig gebracht hat. Kurzfristig wurden vier Bücher von mir nach der Veranstaltung verkauft. Doch da ich Freizeitprofi ohne definierten Aufgabenbereich bin, hat es sich dennoch gelohnt. Ich hatte Zuhörer, ich konnte meine Botschaft unter Menschen bringen (Zukunft ist nur durch Versöhnung möglich - in etwa von Hannah Arendt, und natürlich, dass man mit unserer Geschichte tabuloser umgehen sollte. Man tabuisiert immer noch und immer heftiger die Anziehungskraft des Nationalsozialismus. Man hat bis 1933 Wahlen so gewonnen, wie dies die AfD und andere nationalistische Gruppierungen heute noch tun. Nur, man lernt nichts aus der Geschichte, wenn die Erinnerungskultur sich lediglich auf die Opfer bezieht. Übrigens habe ich auf einer solchen Veranstaltung Herrn Kurt Teil kennengelernt und konnte ihn an den Spiegel-Eines-Tages vermitteln: { Link }
Bevor ich dich jetzt zutexte: Nein, man weiß nie, was eine solche Veranstaltung außer Aufmerksamkeit wirklich bringt, aber ein alter Handwerkerspruch besagt: "Klappern gehört zum Handwerk." Erst wenn ich für den Literaturnobelpreis nominiert werde, was wohl kaum zu vermeiden sein wird, werde ich für Lesungen Geld verlangen und auch bekommen. Bis dahin bin ich am Klappern.
Dir noch einen schönen Montag und viel Erfolg.
Saludos de Pfinztal
Peter