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Es ist eine Herausforderung, ein Buch zu schreiben, das Parallelen zum eigenen Leben aufweist. Eine Herausforderung ist es deshalb, weil jede Reaktion auf dieses Erstlingswerk automatisch auch mich selbst betrifft. Mein Erstlingswerk ist „Wunschleben“ mit dem Versuch, einen anderen Blick auf meine Vorgeschichte als transsexuelle Frau zu zeigen. Aber es scheint mir nicht zu gelingen, denn anscheinend wissen alle schon, was sie sehen wollen. Es ist wie mit einer Warze im Gesicht, die den Blick auf den Menschen versperrt.
Welches Bild hast du vor Augen, wenn du hier von einer transsexuellen Frau liest? Mittlerweile ist es glücklicherweise so, dass dieser Begriff den meisten Menschen nicht mehr neu ist. In unzähligen guten und schlechten Fernsehberichten wurden transsexuelle Menschen gezeigt. Gerade gestern habe ich den wirklich guten Film „Transpapa“ mit einem hervorragenden Devid Striesow gesehen. Ich muss zugeben, es gab ein paar Szenen, da musste ich man mich denken und an das, was ich meiner Umwelt vor nun fast zwanzig Jahren zugemutet habe. Andererseits ist es eben diese zwanzig Jahre her. Es ist in etwa so, als ob eine erwachsene Frau nach zwanzig Jahren auf irgendwelche Aktionen aus ihrer Jugend als junges Mädchen reduziert würde. Natürlich bleibt dies ein Teil von ihr, aber er ist nicht mehr bestimmend.
Für Menschen wie mich gilt dies aber nicht. Denn es gibt kein Bild einer transsexuellen Frau nach zwanzig Jahren. Es gibt nur diese Bilder aus der pubertären Phase. Es stellt sich die Frage, ob die Frau nach zwanzig Jahren überhaupt noch als transsexuelle Frau zu bezeichnen wäre. Ich bevorzuge für mich auch eher den Begriff „Frau mit männlichem Migrationshintergrund“. Sagt viel eher aus, wie meine Situation ist.
In meinem Buch habe ich versucht, den Blick weg zu lenken von den bekannten Aspekten, wie Coming-Out und Operation. Es sind für mich technische Aspekte. Das mag für Außenstehende irritierend klingen. Für mich war die Zeit danach viel entscheidender. Genau auf diese entscheidenden Aspekte kommt es mir bei „Wunschleben“ an. Aber wie kann ich Leser dafür öffnen, wenn sie doch alle nur das Bekannte sehen wollen? Wie kann ich Leser dazu bringen, nicht nur auf die Warze im Gesicht zu achten? Ich weiß es nicht. Und es tut weh, diesen begrenzten Blick der Menschen zu erleben. Ich kann mich glücklich schätzen, im täglichen Leben davon nichts zu spüren. (Wenn ich mal von einigen Kontakten zu Männern absehe.)
Ich muss es weiter versuchen, den Blick zu ändern. Ich muss an diesem Buch einfach weiter feilen. Es mag sein, dass es niemals viele Leser finden wird, aber eines ist sicher: Ich werde daran wachsen.
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