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Der japanische Bestsellerautor Haruki Murakami hat in einem Gespräch mit „Die Zeit“ geschildert, wie er in die Welten seiner Geschichten abtaucht. Beispielsweise spielt sein aktueller Roman in Finnland und er ist erst nach Fertigstellung dorthin gereist, um dann festzustellen, dass alles so war, wie er es sich ausgemalt hatte. Beim Lesen dieses Gesprächs habe ich mehrfach bestätigend genickt. Ja, genauso ist es, wenn ich schreibe. Doch es wird auch eine mahnende Stimme in mir laut.
Nun könnte doch der Schluss aus diesem Bericht sein, dass man einfach nur tief genug in eine Geschichte abtauchen muss und alles ist gut. Dazu sagt Haruki Murakami in dem Interview, dass er Recherche nicht mag. Dann ist doch alles klar. Keine Recherche, einfach nur in die Fantasie abtauchen und es wird schon klappen. Denn Recherche ist so verdammt mühselig. Sie bremst den kreativen Fluss. Bei meinem aktuellen Projekt „Killerin in Grefrath“ benötige ich gerade einige Informationen zu Abläufen der Polizeiarbeit. Es dauert, bis ich diese bekomme. Andererseits brennt die Geschichte in mir und ich will weiterschreiben. Was also tun?
Das Interview mit Haruki Murakami hat mich bewogen, trotz der noch ausstehenden Rechercheinfos, weiter zu schreiben. Die Geschichte brodelt in mir und muss raus. Ich hoffe, dass sich dann herausstellt, dass meine Annahmen später durch die erhaltenden Auskünfte bestätigt werden. So wie sich Murakamis Finnland als korrekt herausgestellt hat. Wenn ich dann letztlich die Informationen bekomme, muss ich abwägen, was an meiner Geschichte angepasst werden sollte und was bestehen bleiben kann. Ein wenig Fantasie darf, muss vielleicht sogar, dabei sein. Schließlich taucht in Murakamis Roman eine Frau mit sechs Fingern auf. Es gibt sicher Menschen, die dies als irreal bezeichnen. Da ist es wahrscheinlich vertretbar, wenn ein Polizeihauptkommissar in meinem Krimi nicht ganz exakt nach den Regeln der Polizei agiert. Schließlich soll es keine Dokumentation werden.
Ein kluger Mensch, dessen Name mir entfallen ist, hat mal gesagt, dass man sich beim Schreiben letztlich seine eigene Welt schafft. In dieser Welt kann man tun und lassen, was man möchte. Wenn es mir gefällt, dass plötzlich in Grefrath ein UFO landet, dann kann ich es tun. Ich muss es nur so tun, dass mir die Leserinnen und Leser nachher auch folgen. Andererseits hilft es mir, zu wissen, wie die Dinge im realen Leben funktionieren. Dies bildet die Basis, auf der meine Fantasie entstehen kann. So war es auch bei Haruki Murakami der Fall. Denn er war schon mal in Finnland vor vielen Jahren. Also so ganz ohne realen Hintergrund ist auch seine Fantasie nicht.
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