Wohin der Plot will

Wohin der Plot will
Schreiben 2 Kommentare

Unter den Autoren gibt es grob betrachtet zwei Fraktionen. Die Einen, die erst den Ablauf ihrer Geschichte genauestens skizzieren, sprich: plotten, und die Anderen, die mit der Idee im Kopf loslegen und schauen, wohin sie die Geschichte führt. Erstere behaupten zudem immer, dass es ohne Plotten gar nicht ginge und man sich schon dadurch disqualifiziere, wenn man es nicht täte. Genügend Stoff, um mich zu verunsichern.

Wenn mir die Idee zu einer Geschichte im Kopf herumschwirrt, habe ich sehr wohl ein Bild vor Augen, wie sie sich weiterentwickeln könnte. Ich habe zumeist sogar eine recht klare Vorstellung, wie sie enden sollte. Allerdings empfinde ich diese Vorstellungen eher als Ballast, denn als Hilfe. Sie engen mich ein. Jahrelang war dies mein Problem, das mich hinderte, endlich einmal eine Buchidee zum Ende zu bringen. Erst als ich mich entschloss, mich von diesen starren Vorgaben zu lösen, konnte ich frei schreiben. Dennoch versuche ich es immer wieder. Gerade bei meinem aktuellen Projekt hatte ich einen sehr genauen Plot zu Beginn. Und machte prompt die gleiche Erfahrung. Plötzlich wollten die Figuren einfach nicht so, wie ich es mir in den ersten Gedanken erdacht hatte. Oder durch das tiefere Hineintauchen in die Szenerie ergaben sich völlig neue Aspekte. Ich musste mich von meinem ersten Plot freimachen.

Heute versuche ich, einen Mittelweg zu gehen. Ich skizziere sehr wohl meine Geschichte. Dies benötige ich schon, um einen zeitlichen Ablauf zu haben. Für manche Szenen ist es von Bedeutung, ob es Sonntag oder vielleicht Mittwoch ist. Ich teile diese Skizze in Kapitel auf, sodass ich eine ungefähre Ahnung bekomme, wie umfangreich mein Buch wird. Da ich eher dazu neige, zu schnell das Ziel anzuvisieren, ist dies auch wichtig für mich, damit mein Buch nicht zu kurz wird. Wenn ich beim Skizzieren schon feststelle, dass meine Handlungsideen nicht ausreichen, muss ich weiter überlegen und sehen, wie ich die Geschichte vertiefen kann. Ich brauche also diesen Plot. Aber wenn ich eine Szene schreibe und es geradezu danach schreit, eine andere Richtung einzuschlagen, dann lasse ich mich darauf ein. Dann wird der Plot eben geändert. Letztlich entscheidet das Bauchgefühl darüber, ob ich dem Verlangen nach Änderung nachgebe oder doch den vorgegebenen Rahmen annehme.

Wichtiger, als den vorgegebenen Plot einzuhalten, ist für mich, die Grundintention der Geschichte im Auge zu behalten und das die Figuren ihrer Prämisse folgen. Diese Dinge können höchstens noch in Details angepasst werden. Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass dieses Gerüst grundsätzlich nicht mehr passt, dann stellt dies die ganze Buchidee infrage.

Jetzt auch zum Hören!

Alle Themen aus meinem Blog und noch viel mehr gibt es ab sofort auch auf die Ohren im neuen Podcast "Die Zwei von der Talkstelle". Gemeinsam mit Tamara Leonhard gibt es alles rund um das Schreiben, Lesen, Leben und was uns sonst noch so einfällt.

Jetzt reinhören!

Die Zwei von der Talkstelle - Vom Schreiben, Lesen, Leben und was uns sonst noch so einfällt

Mehr Lesestoff

Diese Artikel könnten dich interessieren

Innocent-Award – ich bin nominiert!

Innocent-Award – ich bin nominiert!

Als das E-Mail kam, habe ich es zuerst für eines der üblichen SPAM-Nachrichten gehalten. Aber nach einem zweiten Blick stellte es sich als wahr heraus. Mein Buch ‚Frau Appeldorn und der tote...

Zum Artikel

Ohne Verlage sind wir nichts wert

Ohne Verlage sind wir nichts wert

Im letzten Monat wurde der Deutsche Verlagspreis von unserer Kulturstaatsministerin Claudia Roth vergeben. Im Umfeld dieser Vergabe kam die Forderung der Verlage nach einer strukturellen Verlagsförder...

Zum Artikel

Mein erstes Hörbuchprojekt mit Royalty Share

Mein erstes Hörbuchprojekt mit Royalty Share

Vielleicht erinnerst du dich noch daran. Vor einigen Jahren hatte ich die Idee, ein Hörbuch zu „Tote Models nerven nur“ zu produzieren. Um die notwendigen Mittel dafür zusammenzube...

Zum Artikel

Das neue Buch will gefeiert werden

Das neue Buch will gefeiert werden

Es ist wieder so weit. Mein neues Buch steht in den Startlöchern. Es ist das neue Abenteuer meiner Detektivin Sabine ‚Biene‘ Hagen aus Grefrath am Niederrhein. Ab 23. Juli wird es überall erhältlich s...

Zum Artikel

Wie finde ich den richtigen Buchtitel?

Wie finde ich den richtigen Buchtitel?

Es sollte ein schöner Moment sein. Der neue Krimi ist im Lektorat. Die Veröffentlichung kommt näher. Doch es gibt etwas, das mir die Freude gründlich verhagelt. Ich muss den passenden Titel für mein n...

Zum Artikel
2 Kommentare Wohin der Plot will
Hinterlasse deinen Kommentar

  • Geschichte an das Licht bringen

    Hallo Vera! Danke für diesen Artikel und die Denkanregung, ich stecke leider viel zu oft in selbiger Lage. Ich persönlich empfinde es in etwa so: Eine Geschichte auf die Welt zu bringen oder dorthin zu begleiten ist etwas anderes als ein Geschichtenbauwerk zu errichten und dann schlüsselfertig an die Eigentümer zu übergeben. Was sauber aussieht kann dabei auch leblos wirken.

    Ich glaube das ist Segen und Fluch gleichermaßen: Der Künstler möchte so authentisch und nahe wie nur möglich am eigenen Werk bleiben und am liebsten so schreiben wie einen die Muße packt, einen die gefühle durchdringen. Die Leser wünschen sich zu einem natürlich ein mitreißendes, verständliches und rundherum perfektes Werk, gleichzeitig wünschen Sie auch die Einzigartigkeit des Autors zu vernehmen.

    Hier einen Mittelweg aus Plotten und Drauflosschreiben zu gehen könnte vielleicht genau das richtige Maß der Dinge sein - wer weiß? :)

Keine Geschichte verpassen
Gleich eintragen und ich informiere dich bevorzugt über neue Geschichten und Angebote.