Schicksal Leben 10 Kommentare
Vor zehn Tagen ist es geschehen. Es sollte eine Lesung mit mir stattfinden. Nach eigenen Aussagen hatte der Veranstalter viel Werbung gemacht, doch am Ende gab es nur zwei Anmeldungen und die Veranstaltung wurde abgesagt. Der Veranstalter war enttäuscht und ich natürlich auch. Schlimmer noch, es zehrte an meinem Selbstbewusstsein.
Gerade sieben Tage später fand die nächste Lesung statt. Dieses Mal waren nahezu alle Plätze besetzt. Gleich die erste Besucherin kam mit den Worten auf mich zu: »Hallo Frau Nentwich, ich habe alle ihre Bücher und freue mich sehr auf die Lesung.« Ich muss nicht erwähnen, dass dies und der weitere Zuspruch des begeisterten Publikums meiner geschundenen Autorinnenseele extrem gut tat. Also könnte ich doch vorhergehende negative Erfahrung einfach vergessen. Aber ist das richtig?
Negative Erfahrungen müssen sein
Wenn ich ein Projekt, wie eine Lesung oder ein neues Buch angehe, dann erhoffe und wünsche ich mir natürlich, dass ich damit Erfolge feiern kann. Jeder wird diese Hoffnungen haben. Doch die Erfahrung zeigt, dass es niemals nur bergauf geht. Und das ist auch gut so. Würde es nur von Erfolg zu Erfolg gehen, würden wir sehr schnell die Bodenhaftung verlieren. Nicht nur, dass dies für unser ganzes Leben negative Folgen haben könnte - man denke nur an Stars, die schnell berühmt wurden und dann in Drogen und anderen Geschichten versanken -, wir wären auch sehr verletzbar, wenn es dann doch einmal einen Rückschlag gäbe. Also müssen negative Erfahrungen auch im Autorinnendasein vorkommen, damit wir den Boden unter den Füßen nicht verlieren.
Rückschläge annehmen
Wenn man vom Pferd gefallen ist, soll man gleich wieder aufsteigen, heißt es. In meinem geschilderten Fall war es daher gut, dass ich kurze Zeit später eine erfolgreiche Lesung hatte, ansonsten das negative Erlebnisse sicher weiter an mir genagt. Sollte man also Rückschläge einfach ignorieren und weitermachen? Ich denke nicht. Gerade wenn man wie ich noch Anfang des Weges steht, ist es wichtig, die negativen Erlebnisse näher zu betrachten. Man sollte sie als Hinweise annehmen, aus denen man lernen kann. In meinem Fall konnte ich beispielsweise lernen, worauf ich bei Veranstaltern achten sollte und welche Faktoren mir helfen, meine Erwartungen realistischer zu gestalten.
Vorsichtig mit Selbstzweifeln
Doch es ist nur ein schmaler Grat zwischen der vernünftigen Betrachtung eines Rückschlags und dem Absinken in Selbstzweifeln. Natürlich ist es sinnvoll, hin und wieder auch das eigene Tun und Handeln zu hinterfragen. Wenn mich beispielsweise eine nicht so gute Rezension zu einem Buch erreicht, ist dies schon ein Grund, die Aussagen näher zu betrachten. Schließlich möchte ich mich ja verbessern. Ich möchte auch erreichen, dass keine meiner Lesungen mehr mangels Publikum abgesagt werden muss. Also muss ich analysieren, woran es gelegen haben könnte. Allerdings kann ich mich nur bis zu einem gewissen Grad anpassen, denn letztlich bleibe ich ich. Damit der Gedanke nicht erst aufkommt, dass etwas Grundlegendes an mir oder meinem Angebot nicht stimmt, hilft es, mir die positiven Erlebnisse immer wieder vor Augen zu führen.
Die positiven Erlebnisse nicht vergessen
Die oben schon geschilderte Dame, die begeisterte Leserin meiner Bücher ist, war so ein Erlebnis. Der Tankwart, der mich jedes Mal begeistert begrüßt, weil er von mir in der Zeitung gelesen hat. Der Mann, der in der Stadt vorsichtig auf mich zukommt und sagt: »Sie sind doch die Schriftstellerin? Ihr Buch ist toll.« Es gibt viele positive Erlebnisse. Glücklicherweise viel mehr als es Rückschläge gibt. So lange dies so ist, kann der Weg nicht so falsch sein. Aber es ist wichtig, dass man diese positiven Dinge nie vergisst. Ich habe hier auf meinem Blog dazu die Liste der schönen Momente, um mir all diese Momente immer wieder vor Augen führen zu können, wenn es mal wieder einen Rückschlag gegeben hat. Denn so viel ist auch sicher, Rückschläge wird es immer wieder geben.
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Negatives und Kontrolle
Negatives ist Teil des Lebens und doch wirkt zu viel davon demotivierend, frustrierend und versaut den Tag.
Ich denke, es ist wichtig zu unterscheiden, ob man im Vorfeld oder bei der Planung eigener Veranstaltungen/Projekte geschlampt hat oder ob der Misserfolg an Sachen liegt, die man nicht beeinflussen kann.
Wer zum Beispiel in Discos auflegt, wird im Vorfeld meist schon sehr viel Energie (Promotion, Konzept, Technik) einsetzen.
Und dann kommt ein Sommertag mit 35 Grad und die Leute wollen alles, nur nicht in schwüle Musikläden.
Das ist dann eine negative Erfahrung, die man hinnehmen muss. Hier hilft das im Text erwähnte nüchterne Reflektieren, denn bei allem Ärger ist das ein Aspekt, den man kaum beeinflussen kann bzw unter Kontrolle hat.
Läuft die Veranstaltung nie gut, dann wird´s kribbliger und es geht ans Eingemachte, dann sind sie eigenen Ideen und Wunschvorstellungen wohl an der Realität vorbei kalkuliert. Das ist bitter und im besten Fall ein Lernprozess.
Niemand gesteht sich gerne Fehler ein, doch die Fähigkeit, negative Ursachen zu unterscheiden (attribuieren), macht handlungsfähig und erspart bei richtiger Reflektion eine komplette Abfolge von Misserfolgen.
Negatives und Kontrolle
Du hast Recht, Tommy, das Abwägen ist das Entscheidende. Aber leider auch das Schwierige, zumindest für mich. Denn oft sind die Ursachen für einen Misserfolg nicht so klar ersichtlich. Dazu kommt, dass es zwar klare Ursachen geben kann, es dennoch schmerzt. Bei meiner abgesagten Lesung zum Beispiel hat mir dies deutlich gemacht, dass nur die Info, dass ich zu einer Lesung komme, nicht ausreichend ist, um die Menschen zu locken. War zwar zu erwarten, aber schmerzt doch irgendwie.
Herzlichen Gruß,
Vera
Umgang
Das stimmt schon, leicht ist das bestimmt nicht. Selbst wenn man nicht dazu neigt, Sachen zu schnell persönlich zu nehmen keimt doch oft Ärger auf, wenn man im Vorfeld viel investiert hat und/oder (so wie in Deinem Fall) mit dem eigenen Namen für etwas steht. Das ist echt ein lebenslanger Prozess, bei dem man vermutlich nie so 100% cool wird ;-)
Umgang
Ja, ich befürchte auch, dass ich diese Coolness nie erreichen werde.Hoffen wir mal, dass die Momente, in denen ich sie benötige, weniger werden.
Herzlichen Gruß,
Vera
Rückschlag oder nicht?
Mittwoch abend Lesung in einer Gemeinde in Frankfurt. An der angegebenen Adresse Info: nö, nicht hier, in der Kirche. Auf dem Weg Stau, Demo, erst exakt zum Beginn da und dort: Nichts plakatiert, kein Raum vorbereitet, 8 Besucher. Jemand hat nen Schlüssel und kennt sich aus, wir schieben kurz Tische zusammen. Es ist saukalt, aber wenigstens was zu trinken da - und dann Lesung!
Ich weiss schon ganze Werbung war eine Abkündigung im Gottesdienst, Pfarrer ist in Urlaub hat niemandem Bescheid gesagt.
Lese mich "warm".
Begeisterung und noch ne Geschichte und tolle Gespräche. Meine intensivste Lesung und etliche Bücher verkauft!
Rückschlag oder nicht?
Hallo Kathrin,
schlecht oder gar nicht organisierte Lesungen sind ein großes Ärgernis. Ich hasse es, irgendwo anzukommen und zu sehen, dass man der Veranstaltung keinerlei Wertigkeit entgegenbringt. Muss ich unbedingt auch mal in einem Blogartikel verarbeiten.
Ich habe es aber auch schon erlebt, dass sich daraus doch noch positive Erlebnisse ergeben haben. Schön, dass es bei dir auch so war. Ich achte aber bei der Vereinbarung von Lesungen mittlerweile sehr darauf, ob der Veranstalter einen einigermaßen professionellen Eindruck macht und sage auch schon mal ab, wenn es gar nicht passt. Auch wie auf die Frage nach einem Honorar reagiert wird, ist ein guter Gradmesser für die Professionalität der Veranstalter.
Herzlichen Gruß,
Vera
Honorar für Lesungen
Entweder mache ich etwas falsch oder rede nur mit den falschen Standorten. Wenn ich nur Lesungen mit Honorar machen würde, dann wäre es bei mir noch keine einzige gewesen.
Bei Kirchengemeinden, wo mein Buch thematisch sehr gut ankommt und der Buchverkauf meist stimmt, ist das Äußerste Spende am Ausgang. Und bei den "weltlichen" Standorten gab es bisher auch nie ein Honorar. Ist schon ohne nicht so leicht ne Zusage zu kriegen... und hinterher wa en immer alle begeistert.
Honorar für Lesungen
Das Honorar für Lesungen ist ein schwieriges Thema. Natürlich macht man auch mal Lesungen, bei denen es kein direktes Honorar gibt, aber es sollte immer als Ausnahme und nicht als Regel betrachtet werden. Ich frage erstmal jeden Veranstalter danach, wie er sich das Honorar vorstellt. Wenn ich dann das Gefühl habe, man misst meiner Lesung die richtige Wertigkeit zu, bin ich verhandlungsbereit. Da muss man schon selbstbewusst auftreten. Es hängt natürlich auch davon ab, wie viel Kosten ich habe. Wenn ich beispielsweise eine lange Anfahrt habe, dann muss schon etwas zurückkommen. Rechne mal aus, wie viele Bücher du so an einem Abend verkaufst und wie viel du daran verdienst. Das was da im Idealfall zusammenkommt, ersetzt kaum den Aufwand für so eine Lesung. Und wenn du wegen mangelndem Honorar mal eine Lesung nicht machst, hast du gewiss nichts verloren.
Herzlichen Gruß,
Vera
Keine Lesung mangels Honorar
Hallo Vera,
Ich seh bei einer Lesung mehrere Faktoren: Die Wertigkeit durch den Veranstalter, wie geworben, wie liebevoll ist der Raum vorbereitet und gibt es vielleicht statt Geld eine andere Anerkennung.
Verkauf gegen Kosten
Was krieg ich an Reaktionen zurück, wie lebendig gehen die Zuhörer mit dem Gelesenen um.
Das Letztere ist unterm Strich das, was mir am Meisten gibt. Und da gibt es halt schonmal tolle Überraschungen bei sonst eher liebloseren Terminen.
Grüße Kathrin
Keine Lesung mangels Honorar
Natürlich kann man von Lesungen viel mitnehmen. Es bleibt aber immer eine persönliche Abwägung, wie weit man einem Veranstalter entgegenkommt. Wie gesagt, es sollte aber die Ausnahme bleiben, ohne Honorar zu lesen. Das es manche Veranstalter bereits für eine Selbstverständlichkeit halten, dass es kein Honorar gibt, halte ich für eine falsche Entwicklung.
Herzlichen Gruß,
Vera