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Es war einer dieser Tage. Nichts wollte gelingen. Wenn ich im Büro gerade ein Problem gelöst hatte, standen schon die nächsten Schlange. Dann blickte ich auf meinen Kalender und der zeigte kaum freie Flächen. Das Gefühl von Stress machte sich breit. In diesem Gefühl fuhr ich nach Hause, um dann zu allem Überfluss festzustellen, dass ich gar nichts zum Abendessen im Haus hatte. Das passte. Doch dann kam dieses E-Mail und in mir flackerte der Gedanke auf, dass alles auch ganz anders sein könnte.
Wer Bücher schreibt und möchte, dass sie gelesen werden, kennt die Momente, an denen nichts weiterzugehen scheint. Wenn man sehnsüchtig darauf wartet, dass die Leserinnen und Leser einen entdecken mögen. Wenn sich in den Verkaufskurven der verschiedenen Plattformen seit Tagen nichts tut. Wenn der Verlag, der doch so interessiert zu sein schien, seit Wochen nichts von sich hören lässt. Wenn man im aktuellen Schreibprojekt nicht von der Stelle kommt und einfach gar nichts passiert. Für einen Menschen wie mich, zu dessen starken Seiten Geduld definitiv nicht gehört, ist dies die Hölle. Es war dieses E-Mail, das die Dinge in einem anderen Licht erscheinen ließ.
Genau hinsehen ist angesagt.
Es handelte sich um die Anfrage für eine Lesung vor einem Publikum, von dem ich nie erwartet hätte, dass es überhaupt von meiner Existenz weiß. Zwar passte der gewünschte Termin nicht, aber ich hoffe, dass es vielleicht andere Möglichkeiten geben wird. Normalerweise hätte ich dieses E-Mail in meinen Ordner für Veranstalteranfragen geschoben und vergessen. Doch dann fiel mir auf, dass es sehr viele solcher vermeintlich kleinen Dinge gibt, die ich nicht übersehen sollte. Es ist nämlich richtig toll, dass diese Anfrage an mich gerichtet wurde. Sie zeigt, dass mein Tun bemerkt wird und sehr wohl etwas geschieht. Für die großen Dinge habe ich meine Liste der schönen Dinge. Aber was ist mit den Dingen, die ich drohe, gar nicht zu bemerken? Es ist an der Zeit, sie hier an dieser Stelle zu würdigen.
Was es da alles gibt.
- Da ist zum Beispiel die Chefin meines Fitnessclubs, die sich total freut, dass ich für die Clubmitglieder lesen werde.
- Da sind die Mitarbeiterinnen in meiner Stammapotheke, die mir mit großem Eifer bei der Recherche geholfen haben und nun bei jedem meiner Besuche aufgeregt nach dem Stand des neuen Buches fragen.
- Da ist die Buchhandlung vor Ort, die sich riesig freut, wieder meine Buchstartparty austragen zu dürfen.
- Da ist meine Mutter, die mir jede Woche, wenn ich sie besuche, berichtet, wie viele Bücher im örtlichen Zeitschriftengeschäft noch ausliegen.
- Da sind die Bloggerinnen, die auf meine vorsichtige Anfrage, ob sie den Start meines kommenden Buches unterstützen, spontan und begeistert zugesagt haben.
- Da sind die Autorenkollegen, die, kaum haben sie von meinem kommenden Buch gehört, fragen, ob sie mich unterstützen können.
- Da ist mein Bruder, der ohne zu zögern bereit ist, mit mir eine weitere Fotosession zu machen, um noch tollere Pressefotos zu kreieren. Und das sogar an einem Samstag um 8:30 Uhr.
Voller Kalender, gut oder schlecht?
Überhaupt, der Kalender. Natürlich ist der voll. Aber mit was für Dingen?
Am Samstag ist besagter Fototermin. Nächste Woche ist ein Pressetermin zur Vorbereitung einer Lesung im Juli. Dann sind da noch zwei Auftritte mit den Soulville Jazz Singers (okay, hat nichts mit dem Autorinnenleben zu tun, ist aber trotzdem schön). Am heutigen Abend geht zu einer Einführung beim LKA Düsseldorf mit den Mörderischen Schwestern. Zwischendurch muss das neue Buch druckfertig gemacht werden und müssen die Vorabexemplare an die Blogger gesendet werden. Und alles neben der Arbeit tagsüber. Das ist wirklich viel.
Doch da saß ich dann auf meiner Couch und starrte auf diese Liste.
»Wow, dein Leben ist ganz schön toll«, schoss es mir durch den Kopf.Ja, das ist es. Gut, dass ich mir dies mal bewusst gemacht habe. Dann hat auch noch Deutschland im Eishockey gewonnen. Besser geht es nicht.
Was macht dein Autorinnenleben schön? Wann haderst du damit? Berichte davon.
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