Schreiben 6 Kommentare
In der letzten Woche hat meine werte Kollegin Anja Bagus eine Diskussion um die Notwendigkeit des Lektorats angestoßen. Sie meint, ein Buch sollte nicht nur danach bewertet werden, ob es lektoriert wurde oder nicht. Es gäbe auch gute Bücher ohne Lektorat. In vielen Kommentaren zu diesem Artikel erklären sich Autorinnen und Autoren darin bestätigt, auf ein Lektorat zu verzichten. Doch sie alle vergessen den wesentlichen Grund für ein Lektorat.
Ein Buch ist mehr als ein Stapel Papier
In Zeiten des Selfpublishing ist es sehr einfach, zum eigenen Buch zu kommen. Jeder, der einigermaßen mit einer Textverarbeitung klarkommt, kann etwas dort hinein tippen und hat in kürzester Zeit ein Buch erstellt. Doch seien wir ehrlich. Wenn wir sagen »Ich habe ein Buch geschrieben«, dann schwingt dort etwas besonderes mit. Ein Buch schreiben, das hat einen edlen Klang. Menschen begegnen einem mit Bewunderung, wenn man ihnen sagt, dass man ein Buch geschrieben hat. Auch wenn das Bedürfnis zu schreiben vielleicht ein wesentlicher Auslöser für das eigene Werk ist, so ist diese Wertigkeit, die dem eigenen Buch entgegengebracht wird, sicher ein großer Antrieb. Ich habe noch keinen Autor und keine Autorin erlebt, die nicht mit Stolz in der Stimme von ihrem Buch sprachen.
Wenn ich in diesem Zusammenhang das Bild des gedruckten Buches benutze, so gilt alles Gesagte natürlich auch für das E-Book, denn die Wertigkeit eines Buches hängt nicht von seiner Form oder dem Preis ab, sondern von den schönen Stunden, die es den Lesern bereitet.
Mein Buch trägt meinen Namen
Wenn jemand im Online-Shop nach neuem Lesestoff Ausschau hält oder im Buchladen eines meiner Bücher in der Hand dreht und überlegt, ob es für ihn interessant sein könnte, dann hat dieser Mensch in der Regel keine Ahnung, wer ich bin. Der Name »Vera Nentwich« sagt ihm gar nichts. Doch mit jedem Leser, der eines meiner Bücher erwirbt und liest, ändert sich dies. Er bekommt ein Bild von der Autorin Vera Nentwich und es ist natürlich wünschenswert, wenn dies ein positives Bild ist. Schließlich sagt schon der Volksmund, dass man keine zweite Chance für einen guten ersten Eindruck hat. Und mit meinen Büchern erzeuge ich ununterbrochen erste Eindrücke.
Ein Leser schenkt mir sein Vertrauen
Greift ein Leser zu meinem Buch, so vertraut er mir, dass ich ihm ein paar schöne Stunden bescheren werde. Er hat sich auf einen entspannten Abend gefreut. Das Glas Rotwein steht bereit. Aber was ist, wenn ihn die Geschichte einfach nicht umfassen und in seine Welt ziehen will? Irgendwann schlägt er das Buch enttäuscht zu und ärgert sich, der Autorin vertraut zu haben. Der Abend ist verkorkst. Eine schreckliche Vorstellung, nicht wahr?
Autoren tragen Verantwortung
Es ist meine Verantwortung als Autorin, alles in meiner Macht stehende zu tun, damit die Leser, die mir ihr Vertrauen schenken, nicht zu enttäuschen. Natürlich muss nicht jedem jede Geschichte gefallen. Das ist auch eine Sache der Vorlieben. Ebenso ist man nie ganz davor gefeit, dass man Fehler macht. Aber ich kann als Autorin dafür sorgen, dass meine Geschichte nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben und sorgfältigst überarbeitet wurde, bevor ich sie den Lesern präsentiere.
Lektorat macht ein Buch besser
Auch wenn man immer wieder von Konflikten zwischen Lektoren und Autoren hört, so kann man doch feststellen, dass das Lektorat ein Buch besser macht. Kein Autor kann sein Werk mit dem Blick betrachten, den ein geschulter und objektiver Lektor hat. Und Beta-Leser, die einem zum Teil womöglich noch nahestehen, können dies nicht ersetzen. Ich selbst habe zu Beginn meines Autorinnendaseins auch keine Erfahrung mit dem Lektorat gehabt, doch ich würde heute nie mehr darauf verzichten. Meine Lektorin Dorothea Kenneweg hat einmal in einem Gastartikel an einem Beispiel die Zusammenarbeit geschildert. Die Kommentare zu diesem Artikel zeigen, dass es durchaus kontrovers zugehen kann. Aber am Ende ist ein besseres Buch daraus entstanden.
Lektorat also doch ein Qualitätskriterium?
Es mag sein, dass ein Buch auch ohne Lektorat schon ganz gut sein kann. Feststeht, dass es aber ohne Lektorat nicht das bestmögliche Buch sein kann. Als Leser erwarte ich aber genau dies. Und als Autorin liegt es in meiner Verantwortung, den Lesern das bestmögliche Buch vorzulegen. Lektorat kostet Geld, aber ich investiere in meinen Namen und in die Gewissheit, alles getan zu haben, um den Lesern eine schöne Zeit zu bereiten. Vielleicht kann ich dann nur ein Buch im Jahr herausbringen, aber ich kann später noch mit Stolz darauf schauen und muss nicht denken »Hätte ich es doch besser gemacht.«
So ist das vorhandene Lektorat auf ein Zeichen dafür, dass der Autor oder die Autorin ihre Verantwortung ernst nehmen. Dies ist für mich auf jeden Fall ein Qualitätskriterium. Und so lasse ich meine Bücher lektorieren, weil es mir meine Leser wert sind.
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Genau!
Vielen Dank. Ich halte ein Lektorat für überaus wichtig. Nicht nur, dass der Leser das beste Buch verdient hat, sondern der Autor sollte selbst auch diesen Anspruch an sich selbst haben.
In diesem Zusammenhang bin ich übrigens auch ein großer Fürsprecher des Korrektorats! Gerade bei Selfpublishern häufen sich Fehler und das kann dem Leser wirklich die Stimmung und vor allem das Buch vermiesen.
Genau!
Hallo AnjaFrieda,
so ist es. Schließlich wünschen wir uns doch alle, dass die Leser uneingeschränktes Vergnügen am Buch haben.
Herzlichen Gruß,
Vera
Zwischenlösung
Habe gerade als Selfpublisher mein 2. Buch rausgebracht. Ohne klassisches Lektorat, obwohl ich mir das gern geleistet hätte. Aber aktuell sind meine Bücher halt Zuschussgeschäfte und das professionelle Lektorat war nicht drin.
Meine B-Lösung: Buch von jeweils 2 Deutschlehrern gegenlesen lassen, die nicht nur korrigieren, sondern auch kritisch anmerken. Jedes der Bücher hatte damit auch einen Leser, der sich mit dem jeweiligen Background auskannte.
Bei Buch 2 habe ich unter den fremden Lesern eine Handvoll Testleser, die mehrere der enthaltenen Geschichten gegenlesen und schon mal die Grundidee bewerten.
Nicht so gut wie ein professionelles Lektorat, aber eine bezahlbare Zwischenlösung.
Zwischenlösung
Hallo Kathrin,
wahrscheinlich sind zu Beginn alle Bücher ein Zuschußgeschäft. Die Frage ist aber, ob man das Risiko eingehen möchte, sich mit einem nicht ganz perfekten Buch den einen oder anderen ersten Eindruck zu verschlchtern.
Ich denke, langfristig zahlt sich Qualität aus. Und um reich zu werden, mache ich das sowieso nicht.
Herzlichen Gruß,
Vera
Danke!
Liebe Vera,
danke für diesen tollen Artikel! Du sprichst mir aus der Seele.
Als Texterin/Bloggerin, die auch häufig lektoriert und die vor allem immer wieder über andere schimpft, deren Blogposts oder Social Media-Postings vor Fehlern nur so strotzen, stimme ich dir voll und ganz zu. Ich finde, das sollte man sich auch als Autor wert sein. Und ein Buch ist doch nochmal etwas anderes als ein Blog-Artikel, es hinterlässt in der Regel einen bleibenderen Eindruck (finde ich zumindest).
Mir fällt immer wieder auf - auch an meinen eigenen Texten - dass man einfach betriebsblind wird. Man weiß ja, was man lesen möchte, und dann sieht man auch die Fehler (meistens ja tatsächlich nur Tippfehler) nicht. Und auch wenn inhaltlich mal etwas nicht ganz passt oder nicht ganz rund ist fällt das einem Außenstehenden eben viel eher auf als einem selbst.
Katharinas Lösung gefällt mir, weil sie in meinen Augen das Beste aus der Situation gemacht hat - und weil sie erkannt hat, dass es ganz ohne eben doch nicht so toll ist.
Liebe Grüße
Elke
Danke!
Hallo Elke,
nun, meine Blogtexte lasse ich nicht lektorieren, dass wäre mir dann doch zu aufwendig. Aber ich schreibe sie mit Papyrus Autor und hoffe, dadurch wenigstens die meisten Rechtschreibfehler eliminieren zu können. Aber es ist natürlich etwas anderes, wenn der Blog das Geschäftsmodel ist. Bei einem Buch ist sowieso eine ganz andere Sache, da könnte ich auf ein Lektorat nicht mehr verzichten.
Herzlichen Gruß,
Vera