Marketing Schreiben 4 Kommentare
Foto: Barkaw@Flickr
Ein Klappentext soll neugierig machen. Er soll den Leser dazu bewegen, das Buch zu kaufen. Und dies muss in Sekunden geschehen, denn länger liest niemand einen solchen Text. Er muss also sofort Interesse wecken. Mehr noch, in dieser kurzen Zeit soll er dem Leser ein Bild von der Geschichte vor dem inneren Auge entstehen lassen. Natürlich sollte dies ein Bild sein, dass durch das Buch auch mit Leben erfüllt werden kann. Nichts ist schlimmer, als den Leser zu enttäuschen, in dem man Erwartungen schürt, die dann nicht erfüllt werden können. Eine schwierige Aufgabe.
Ich habe recherchiert und unterschiedliche Angaben dazu gefunden, wie lang denn ein solcher Klappentext sein soll. Die Angaben schwanken von 70 bis 300 Wörtern. Letzteres erscheint mir persönlich aber als viel zu lang. Aber ich mag es sowieso eher kurz und prägnant. Viel schwieriger ist für mich, den Anspruch zu erfüllen, mich beim Klappentext auf den Kern der Geschichte zu beschränken. Dabei habe ich doch die Figuren vielschichtig gestaltet und gibt es unzählige Facetten in meiner Geschichte. Aber mehr und mehr lerne ich James N. Frey (siehe Wie man einen verdammt guten Roman schreibt) und seine Lehre von der Prämisse schätzen. Wenn man sich nämlich über diese klar ist, fällt es auch nicht schwer, sich beim Klappentext auf das Wesentliche zu beschränken. Schließlich beschreibt die Prämisse den bestimmenden Handlungsstrang. Mein erster Entwurf hat es letztlich auf 90 Wörter gebracht. Meine Lektorin hat ihn dann noch etwas straffer gestaltet, sodass 81 Wörter geblieben sind. Kurz, knackig und, wie ich finde, durchaus verlockend. Aber liege ich damit vielleicht völlig falsch?
Damit ich dies herausbekommen kann, gibt es hier nun den Entwurf meines Klappentextes:
Wie soll man die Liebe finden, wenn Angst das Schicksal sabotiert?
Mechthild hat Angst. Sie fürchtet sich vor allem und jedem, versteckt sich in geblümten Blusen und langen Röcken und flüchtet sich in ihr Kellerbüro in einem Archiv. Doch vor lauter Angst, etwas falsch zu machen, stolpert sie erst recht von einem Missgeschick in das nächste. Bis ihre Unfälle beginnen, die Pläne des Schicksals zu behindern. Es muss etwas geschehen. Mechthild muss aus ihrem Leben gekickt werden. Eine furiose Reise beginnt.
Nun sagt mir bitte eure Meinung. Macht dieser Klappentext neugierig?
Aktuelle Ergänzung: Es kam gleich so viel Feedback, dass ich gleich eine neue Version des Klappentextes erstellt habe.
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klappentext
Wenn ich an dieser Art von Geschichten nicht wirklich total uninteressiert wäre, würde mich der Text sicherlich neugierig machen.....lg sf
klappentext
Danke Sigurt,
schön, dass er dich neugierig machen würde.
Herzlichen Gruß,
Vera
Worum geht’s?
Liebe Vera,
ich kenne die Herausforderungen, die das Schreiben von Exposés, Pitches, Prämissen und Klappentexten mit sich bringt.
Da ich weder dich, noch dein Buch kenne, hoffe ich, dass mein unverstellter Blick aufschlussreich für dich ist.
Ausgangsfrage: Macht der Text neugierig?
Jein. Würde ich mir das Buch kaufen? Nein.
Warum?
Leider habe ich nach dem Klappentext noch immer keine Ahnung, um was es in deinem Buch eigentlich geht. Ist es nun eine Romanze? Ein Fantasyroman? Ein Thriller? Ein Jugendbuch? Das lässt sich für mich nicht herauslesen.
Die Überschrift: "Wie soll man die Liebe finden etc." impliziert für mich, dass eine Lovestory drin vorkommt. Doch im weiteren Verlauf ist davon keine Rede mehr. Wieviel Gewicht hat diese Lovestory also? Stattdessen wird Mechthild mit ihren geblümten Blusen und dem Kellerarchiv mE etwas zu detailliert charakterisiert. Ich kenne Mechthild nicht. Es interessiert mich daher einen Schmarrn, was sie anzieht/wo sie arbeitet. Du schreibst es selbst: der Kern der Geschichte soll transportiert werden. Das ist nicht der Kern der Geschichte.
Dann beginnt es interessant zu werden: Ihre Unfälle beginnen, die Pläne des Schicksals zu behindern, sie soll aus dem Leben gekickt werden. Klingt für mich nach einer übersinnlichen Macht. Hier die Frage: Fantasy? Jugend? Und wo ist der Typ, der sicher auch irgendwie verstrickt ist?
Und dann das Ende: eine furiose Reise beginnt.
Sagt in Wahrheit gar nichts aus. Gegen wen muss Mechthild kämpfen? Oder kämpft jemand anderes für sie (sowas wie ein Schutzengel) - und sie kriegt davon gar nichts mit? Nochmal: wo bleibt die große Liebe in dieser Geschichte? Und wenn es um ihr Leben geht - wieso ist die Reise dann "furios"?
Müsste sie nicht "gefährlich", "spannend" oder sonstwas sein? Furios sind für mich die Artisten im Cirque du Soleil - wenn du verstehst, was ich meine.
Zusammenfassend versuch doch mal folgende Fragen für den Leser zu beantworten:
WER möchte Mechthild aus dem Leben kicken
WIE hat ihre große Liebe damit zu tun
WAS unternimmt sie, um sich der Gefahr zu stellen
Die Blusen, Röcke und das Kellerarchiv würde ich komplett streichen. Und auch der Satz: Doch vor lauter Angt, etwas falsch zu machen etc. - hat mE in einem Klappentext nichts verloren. Zu unspezifisch, ich hab kein Bild im Kopf - warum ist sie so nervös, oder macht sie jemand so nervös? Das würde mich übrigens mehr interessieren: wo liegt der Ursprung ihrer Angst?
Ich hoffe, du kannst aus meinen kritischen Worten Nutzen ziehen und hoffe, es ist konstruktiv für dich.
LG Carmen
Worum geht’s?
Danke Carmen, das sind wirklich tolle Hinweise. Ich werde mich noch mal daran setzen.
Herzlichen Dank, Vera