Damit die Bude voll wird

Damit die Bude voll wird
Lesung Veranstaltung 3 Kommentare

Die erste Hürde ist genommen. Man ist eingeladen, eine Lesung zu halten. Die Freude ist groß, doch dann fängt die Arbeit erst an. Man muss sich nicht nur darauf vorbereiten, sondern man muss vor allen Dingen dafür sorgen, dass auch Zuschauer kommen. Doch wie kann man dies erreichen?


Werbung Sache des Veranstalters?


Wenn es nicht gerade eine selbstorganisierte Lesung ist, könnte man sich darauf zurückziehen, dass dann der Veranstalter die Werbetrommel zu rühren hat. Gute Veranstalter tun da auch bestimmt einiges. Aber Realität ist auch, dass nicht alle Veranstalter gut darin sind. Darüber hinaus kann es nie schaden, seinen eigenen Beitrag zu leisten. Nach meiner Erfahrung gibt es verschiedene Arten von Veranstaltern:
  • Veranstalter von Events ohne Eintritt
    Die haben im Regelfall kein Budget für Werbung. Sie bieten regelmäßig Veranstaltungen an und hoffen einfach, dass Menschen kommen. Hier ist die Unterstützung des Künstlers, also von dir und mir, unabdingbar.
  • Veranstalter von Events mit Eintritt
    Machen meist verschiedene Aktivitäten. Handelt es sich um öffentliche Einrichtungen (Bibliotheken, Kulturämter etc.) gehört Marketing nicht zu den Kernkompetenzen. Unterstützung ist zumeist sehr erwünscht, sollte aber abgesprochen werden, damit nichts doppelt erfolgt..
  • Buchhandlungen
    Diese sind eine ganz spezielle Klientel. Es gibt Buchhandlungen, die regelmäßig sehr professionell Lesungen organisieren und ihr Stammpublikum aufgebaut haben. Da läuft es. Andere tun sich mit Marketing noch schwer. Auf jeden Fall Unterstützung anbieten und ggf. absprechen.

Es hilft auf jeden Fall, sich einmal anzusehen, was der Veranstalter bei anderen Events gemacht hat. Ist da nicht viel zu sehen und will der Veranstalter zudem kein Honorar zahlen, ist Skepsis angesagt.

Was solltest du vorbereiten?


Wenn du regelmäßig Lesungen machen möchtest, solltest du dir verschiedene Materialien vorbereiten, die du Veranstaltern anbieten kannst.
  • Pressetext
    Infos zur Lesung und zu deiner Person. Ggf. kannst du auch anbieten, direkt die Pressemitteilung zu schreiben. Ich habe für diesen Fall vorgebereitete Vorlagen.
  • Pressefotos
    Fotos in druckfähiger Auflösung sind wichtig. Ich habe einige immer zum Download auf meiner Presseseite bereit liegen.
  • Plakat- / Flyer-Vorlagen
    Veranstalter lassen selten Plakate o.ä. drucken, freuen sich aber, wenn sie etwas bekommen. Ich habe mir dazu von meiner Designerin eine allgemeine Vorlage erstellen lassen, in die ich die jeweiligen Details eintragen kann. Die Materialien kann ich dann entweder selbst ausdrucken oder dem Veranstalter als Druckvorlage zukommen lassen. Hat der Veranstalter eigene Designer, kann ich Bilder etc. beisteuern.

Was solltest du tun?


Wie immer im Marketing gilt auch ihr, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Ich führe aber mal die Dinge auf, die für mich zum Standard des Veranstaltungsmarketings gehören:
  • Social Media
    Muss ich, glaube ich, nicht extra sagen, dass man natürlich seine Fanbase in den sozialen Medien informiert. Also die Facebook-Veranstaltung erstellt, sofern der Veranstalter dies nicht getan hat. Sollte der Veranstalter auch auf Facebook aktiv sein, ihn auf jeden Fall einbinden, erwähnen etc.

    Ein Tipp: Um festzustellen, wer deiner zahlreichen Freunde im Umkreis der Veranstaltung lebt und daher einzuladen ist, kannst die Graph-Search von Facebook benutzen. Dazu musst du nur kurzzeitig die Sprache auf »Englisch (US)« umstellen. Dann kannst du Abfragen machen, wie »Friends, who live near Hamburg, Germany« und bekommst alle passenden Freunde angezeigt.

  • Newsletter
    Du hast doch einen Newsletter, oder? Auch dort lassen sich zumeist die Interessenten nach Orten selektieren, auch wenn diese nicht explizit angegeben wurden.
  • Veranstaltungskalender
    Überall gibt es Stadtzeitschriften oder Veranstaltungsportale, die sich freuen, Infos zu Terminen zu bekommen. Muss man aber mit dem Veranstalter absprechen, damit nichts doppelt läuft.
  • Presse
    Wie schon oben erwähnt, gehört die Pressemitteilung an alle relevanten Medien zum Standard. Wenn die Lesung außerhalb der eigenen Region stattfindet, ist es besser, wenn der Veranstalter die Mitteilung an die Medien sendet.

Wenn du diese Standards erfüllt hast, dann besteht eine gute Chance, dass die Menschen von deinem Auftritt erfahren. Ob er sie auch interessiert, hängt davon ab, ob sie dein Angebot als verlockend erachten. Aber das ist ein ganz eigenes Thema.
Grundsätzlich besteht immer die Gefahr, dass man irgendwo auftritt und es kommen kaum Zuschauer. Das haben alle Künstler erlebt und werden es auch immer erleben. Ist aber kein Beinbruch. Ein Abend mit zwei besonders begeisterten Fans kann auch sehr schön sein. Dennoch drücke ich dir die Daumen, dass deine Bude immer voll ist.

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3 Kommentare Damit die Bude voll wird
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  • Lesungen? Ja gerne, aber Partner suchen

    Ich kann alles im Blog hier bestätigen. Meine Erfahrung ist die, dass bei den Lesungen unbekannter Autoren der Autor vor der Lesung fast alle Anwesenden mit Handschlag begrüßt hat. So kamen für die Lesungen ca. 15 Zuhörer zustande, bei größerem Bekanntheitsgrad mehr. Bei einer Lesung von mir, angekündigt mit Plakaten in der Stadtbibliothek, kamen 6 Leute: Meine Frau, die Veranstalterin, eine Vertreterin der Buchhandlung, zwei Zuhörer und ein Obdachloser, dem es draußen zu kalt war. Das war der Preis dafür, dass ich nicht unter Freunden und Verwandten Werbung gemacht hatte! Gelernt habe ich daraus, dass ich künftig "Verbündete" gesucht und ein Thema gewählt habe, das die Klientel des Verbündeten interessierte. Beispiel: Mein Roman "Nur der Tod vergisst" handelt vom 2. Weltkrieg und der Flucht der Nazis nach Lateinamerika. Mit so einem Thema lockt ein unbekannter Autor wie ich keinen Hund hinter dem Ofen vor. Ein Thema, das mich interessiert, ist die Frage, warum unsere Eltern (ich bin 48 geboren) zum Krieg und Nationalsozialismus geschwiegen haben. Mit diesem Thema und der Lesung aus insgesamt drei Büchern kamen so um die 30 Personen mit Hilfe des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge. Die Genehmigung aus den beiden anderen Büchern zu lesen habe ich mir von den Verlagen vorher eingeholt. Ich denke, wenn in deinem Roman ein Sachthema versteckt ist, überlege dir, wer sich dieses Themas annehmen könnte und motiviere ihn, dass du bei ihm lesen kannst. Das ist dann eine Win-Win-Situation. Es ist nämlich nicht leicht, überhaupt eine Lesung zu bekommen, selbst dann nicht, wenn man umsonst liest.

    • Lesungen? Ja gerne, aber Partner suchen

      Lieber Peter,

      mein Weg ist eher, selbst bekannt genug zu werden. Mit Lesungen mit anderen habe ich nicht so gute Erfahrung gemacht. Da muss es schon perfekt passen. Mir ist es aber lieber, mein eigenes Ding machen zu können.

      Herzlichen Gruß,

      Vera

      • Lesungen - nur eigene oder auch fremde Texte?

        Liebe Vera,

        ich gebe dir vollkommen recht und mir wäre es auch am liebsten, wenn ich aus meinen Romanen oder Kurzgeschichten lesen dürfte. Aber wie ich geschrieben habe, als unbekannter Autor mit einem sperrigen Thema stehe ich dann vor zwei echten Zuhörern und verlasse den Raum mit einem schlechten Gewissen gegenüber dem Veranstalter und den anderen Opfern meiner Lesung, die sich dem Zwang zuzuhören, nicht entziehen konnten. Schlechtes Gewissen auch deshalb, weil ich es nicht fertigbringe, Freunde und Bekannte zum Besuch meiner Lesung zu würgen oder zumindest zu animieren. Mag sein, das ist ein Defekt von mir, aber zu dem stehe ich.

        Andererseits ist mir die Botschaft zweier meiner Romane sehr, sehr wichtig: Aus der Vergangenheit lernen, ohne irgendjemand zu verurteilen, weil die Verurteilung zur Beschämung führt und die wiederum zur Ablehnung. Und so steht für mich eine Botschaft im Vordergrund und ich freue mich, dass ich auf diese Art überhaupt Zuhörer gewinne. Die Bücher aus denen ich lese zum Thema "Warum haben sie geschwiegen?" sind: Die Stalinorgel von Gert Ledig, Warum folgten sie Hitler? von Stephan Marks und egoistischerweise mein eigener Roman Nur der Tod vergisst. Durch die Kombination mit mitgliederstarken Organisationen waren die Veranstaltungen auch gut besucht. Zusammenfassend meine ich: Man kann, indem man sein Thema an einen Stern bindet AUCH ein klein wenig Werbung für sein eigenes Druckwerk machen und da ist wenig besser als nichts. Sollte sich übrigens jemand der Leser dieses Blogs für die gleiche Botschaft interessieren, so gebe ich gerne die Stellen an, die ich für die Lesung ausgewählt habe, wobei die Textstellen meines eigenen Buches am ehesten zu streichen wären.

        Viele Grüße aus dem fernen Pfinztal

        Peter

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