Self-Publishing 4 Kommentare
Vor einigen Tagen saß ich in gemütlicher Runde mit anderen Autorinnen. Sie alle veröffentlichten über Verlage. Wir tauschten uns aus, wie die Arbeit aussah. Für mich war spannend, Einblicke in die Welt der Verlagsautoren zu bekommen und gleichzeitig, einiges zum Bild über Selfpublishing geraderücken zu können. Die Autorin neben mir begutachtete eines meiner Bücher, sah mich an und fragte: »Und das machst du alles alleine?« Ich nickte. »Ja, klar.« Doch dann stockte ich.
Selfpublishing ist keine One-Woman-Show
Wenn man an Selfpublishing denkt, dann hat man die alleine vor sich hinarbeitende Autorin vor Augen. Dies mag zu Beginn so sein. Aber wenn ich an meine Anfänge zurückdenke, so kam schnell der Punkt, an dem ich Hilfe benötigte. Heute ist für mich klar, dass ich nicht alles alleine machen kann, wenn ich gute Bücher professionell publizieren möchte. Ich habe zwar die Fäden in der Hand, aber ohne die Expertinnen und Experten für verschiedene Teilbereiche ginge gar nichts mehr.
Damit die Geschichte gut wird
Ich habe schon mehrfach dargelegt, dass ich ein professionelles Lektorat für ein Buch als unbedingt notwendig erachte. Zumindest wenn man mit diesem Buch einen Leserkreis außerhalb der eigenen Familie anvisiert. Ich behaupte dies aus gutem Grund, denn ich kenne den Unterschied. Als ich 2012 mein erstes Büchlein bei neobooks hochlud, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass dies irgendjemanden interessieren könnte. Überraschenderweise tat es dies doch und es gab erste gute Rezensionen. Aber es gab auch Kritik. Ich hatte damals noch keine Ahnung von Lektorat und die Vorstellung, einige Hundert Euro in die Hand zu nehmen, um dies für mein Büchlein durchzuführen, war weit weg. Aber ich war angefixt von dem Gedanken, meinen Weg als Autorin zu gehen, und erkannte, dass es ohne Lektorat nicht gehen würde. Zumindest nicht, wenn ich meinen eigenen Ansprüchen gerecht werden wollte. Ich schaute mich um, wer in Frage käme und stieß auf Dorothea Kenneweg. Wir trafen uns in Berlin, weil es mir wichtig war, festzustellen, ob die Chemie zwischen uns passte. Sie tat es und seitdem arbeiten wir bei jedem meiner Bücher erfolgreich zusammen.
Damit das Buch gut aussieht
Während ich die Grundüberzeugung habe, gut schreiben zu können, bin ich mir ebenfalls sicher, dass ich eines absolut nicht kann: Grafik. Wer Bilder und Grafiken sieht, die ich selbst erstellt habe, erkennt sofort, dass mir dafür jedes Talent fehlt. So war mir schon bei meinem ersten Buch klar, dass ich Hilfe benötigte, um ein Cover zu erstellen. Ich fragte im Freundeskreis herum und eine Grafikdesignerin half mir. Allerdings musste ich lernen, dass das Gestalten eines Buchcovers etwas ganz anderes ist, als einen Flyer aufzubauen. Ich wollte aber, dass meine Bücher in einem Buchladen stehen könnten und nicht gleich als Selfpublishingtitel erkennbar sein würden. Ich musste also auch zu diesem Thema eine Expertin suchen. Ich traf auf Casandra Krammer und wir begannen die Zusammenarbeit. Es brauchte eine Einkampfphase, denn ich bin auch nicht gut darin, Vorstellungen für gewünschte Cover zu entwickeln. Doch es hat sich gelohnt. Die Cover zu meiner Biene-Hagen-Reihe sind sicherlich mit ein Grund für ihren Erfolg.
Damit die Welt von den Büchern und mir erfährt
Marketing kann ich. Es macht mir Spaß, nach aktuellen Möglichkeiten und Wegen Ausschau zu halten, die Menschen auf meine Bücher und mich aufmerksam zu machen. Ich kann gut Marketingtexte verfassen und meine Pressemitteilungen werden fast immer abgedruckt. Also, benötige ich doch bestimmt keine Hilfe beim Marketing. Weit gefehlt.
Je mehr ich mich in das Thema Buchmarketing eingearbeitet hatte, desto deutlicher wurde mir, dass ich an meine Grenzen komme. Die Gründe sind schnell aufgezählt:
- Der Ton im Buchmarketing
- Mein Schlüsselerlebnis war auf der letztjährigen Buchmesse in Leipzig. Ich sah diese jungen Autorinnen, die ihre eigene Zielgruppe waren, und verglich sie mit mir. Alleine schon vom Alter und der Lebensgeschichte konnten wir kaum weiter voneinander entfernt sein. Wie sollte ich je einen solchen Zugang zu den Leserinnen finden?
- Die notwendige Intensität
- Buchmarketing ist nicht, hier mal eine Aktion und dort mal eine Aktion. Buchmarketing bedeutet kontinuierliche Arbeit und der Aufbau und die Pflege von Kontakten. Ich mache dies zwar gerne, aber um es in der notwendigen Intensität zu tun, fehlen mir die Möglichkeiten.
- Die inneren Zweifel
- Wer mich kennt, weiß, dass ich ständig und unaufhörlich an mir zweifele. Niemand schaut überraschter auf die vielen schönen Dinge, die mir in meinem Autorinnendasein widerfahren sind. Es ist mir unmöglich, abzuschätzen, wohin es mich noch führen kann und welcher Schritt nun sinnvoll ist. Ich benötige die objektive Betrachtung von außen, die mir sagt, welchen Schritt ich wagen sollte oder gar tun muss.
Als ich dies alles erkannte, suchte ich mir auch in diesem Bereich Hilfe und habe sie bei Tanja Rörsch von Mainwunder gefunden. Sie hilft mir bei der Durchführung von Aktionen und sorgt schon mal für die Lebendigkeit, wo ich zu nüchtern bin. Oder sie schiebt mich dorthin, wo ich hinsollte, auch wenn ich es mir nicht vorstellen kann. Sie überzeugt mich beispielsweise, dass ich Autogrammkarten haben sollte, obwohl ich mir nicht so recht vorstellen kann, dass jemand Interesse daran haben könnte. Oder sie hilft mir bei der Entwicklung meines Profiltextes, weil es schwer ist, über sich selbst zu schreiben. Zudem hat sie nützliche Kontakte, an die ich sonst nur schwer kommen könnte.
Damit die Leser ein Bild von mir haben
Für die Pressearbeit und für viele weitere Marketingaktivitäten ist es wichtig, professionelles Bildmaterial zur Verfügung zu haben. Zu jedem neuen Buch gehört für mich auch das passende Autorinnenfoto. Am besten mit dem neuen Buch. Ich habe das große Glück, dass mein Bruder Thomas ein toller Fotograf ist. Er hilft mir und ist offen, auch mal verrückte Ideen umzusetzen. Daraus sind beispielsweise die sogenannten Veramoticons entstanden, die zum Beispiel im Kopf dieses Blogs zu sehen sind.
Damit alles stimmt
Es gibt viele weitere Menschen, die mir mit ihren verschiedenen Fähigkeiten hilfreich zur Seite stehen. Da sind die Freundinnen, die die Rohfassungen meiner Werke kritisch lesen und mir berichten, ob meine Geschichte funktioniert oder was zu verbessern ist. Oder da ist die Polizistin, die meine Bücher inspiziert, und prüft, dass ich die Polizeiarbeit realistisch schildere. Die Theaterregisseurin Nicola Glück, durch die meine Lesungen zu Auftritten wurden. Die beste Freundin von allen, die mich auf meinen Lesungen begleitet, um den Bücherverkauf zu organisieren und mir den Rücken freizuhalten.
Wenn mich also das nächste Mal jemand fragt, ob ich das alles alleine mache, werde ich antworten, dass ich ein tolles Team habe.
Erzähle davon, wo du dir Hilfe suchst. Wer unterstützt dich?
Meine Lesung findet am Samstag, 25. März 2017, um 12 Uhr, auf der Leseinsel Halle 5 D430 statt. Oder komm zu meinem Meet & Greet am gleichen Tag um 15 Uhr, Halle 5 D301. Ansonsten findest du mich beim Selfpublisher-Verband, Halle 5 D512.
Jetzt auch zum Hören!
Alle Themen aus meinem Blog und noch viel mehr gibt es ab sofort auch auf die Ohren im neuen Podcast "Die Zwei von der Talkstelle". Gemeinsam mit Tamara Leonhard gibt es alles rund um das Schreiben, Lesen, Leben und was uns sonst noch so einfällt.
Jetzt reinhören!
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Schon wieder...
... ein guter Artikel? Irgendwann fällt es auf, wenn ich in jeder Monatszusammenfassung einen Artikel von dir verlinke :P Ernsthaft: Ich finde den Text gut, weil er einen angenehm freundlichen, fast dankbaren Tonfall hat. Du wirkst nie belehrend, sondern sehr ruhig und... das ist schön. Ich kann nicht sagen, was genau mir gefallen hat, aber ich hab den Text sehr gern gelesen!
Schon wieder...
Liebe Eva,
das finde ich sehr schön, dass du jeden Monat zu mir verlinkst und erst recht der Grund dafür. Was kann man einer Autorin Schöneres sagen, als das man ihre Texte gerne liest?
Herzlichen Dank,
Vera
Artikel: wen man im selfpublishing braucht
Hallo Vera,
Ich bin neu auf dieser Seite und bei deinem Newsletter- sicher hast du im Moment auf der Messe genug zu tun, aber wenn es mal reinpasst: ich sah diese jungen Autorinnen, die ihre eigene Zielgruppe sind....und wo an erkennt man die, mal neugierig gefragt? Viel Erfolg in Leipzig, Gruß Elke
Artikel: wen man im selfpublishing braucht
Hallo Elke,
sorry, dass meine Antwort hat auf sich warten lassen. Woran man diese Autorinnen erkennt? Ich würde sagen, wenn du sie siehst, weißt du es. Wobei meine Betrachtung aus Altersgründen womöglich etwas verzerrt ist. :-)
Herzlichen Gruß,
Vera