Das eigene Buch wird in der Schule besprochen

Das eigene Buch wird in der Schule besprochen
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Die Autoren der Bücher, die in meiner Schulzeit im Unterricht behandelt wurden, waren ausnahmslos bereits verstorben. Es waren eben die Klassiker, die ganze Generationen von Schülerinnen und Schüler begleitet haben. Die Vorstellung, dass einmal ein Buch von mir Thema im Unterricht einer Schulklasse sein würde, war weit weg. Doch dann erhielt ich eine Anfrage über das Kontaktformular meiner Webseite.



Martin Erian, Lehrer an der Praxis-HAK Völkermarkt, Kärnten, Österreich, teilte mir in dieser Nachricht mit, dass mein Roman „Wunschleben“ im Rahmen eines Projekts „The Love Parade. Sexualität im Wandel der Zeit“ in der seiner Klasse behandelt würde. Er fragte an, ob ich bereit wäre, den Schülerinnen und Schülern in einem Online-Meeting mehr über den Roman und sein Thema zu erzählen. Nun, es ist sicherlich nicht überraschend, dass ich sofort zusagte.

Ich muss gestehen, dass ich schon sehr gespannt darauf war, welche Fragen wohl auf mich zukommen würden. In der Vorbereitung versuchte ich bereits, den Schülerinnen und Schülern die Scheu zu nehmen, und ließ sie wissen, dass jede Frage erlaubt sei.


Online-Meeting mit der Klasse

Online-Meeting mit der Klasse

Der Roman Wunschleben ist Thema an der Praxis-HAK Völkermarkt.

Zum vereinbarten Zeitpunkt saß ich dann erwartungsfroh vor dem Bildschirm und beobachtete, wie sich immer mehr Fenster mit den Gesichtern der Schülerinnen und Schüler vor mir öffneten. Herr Erian begrüßte mich und stellte erste Fragen, die sich generell um das Veröffentlichen von Büchern und die Arbeit mit Verlagen bezogen. Bei Letzterem musste ich darauf hinweisen, dass „Wunschleben“ mein bisher einziger Verlagstitel ist und ich mich eher den Selfpublisherinnen zuordne. Auch dazu konnte ich dann einige Details erläutern.
Zum Zeitpunkt des Treffens hatten die Schülerinnen und Schüler das Buch noch nicht vollständig beendet. Sie hatten aber die Hausaufgabe bekommen, einen Tagebucheintrag im Namen der Hauptfigur Anja Köhler zu verfassen. Ein Schüler, Julian, hatte sich bereiterklärt, seinen Text vorzutragen. Dieser ist auch im Web abrufbar.
Für mich war es sehr bewegend, dass sich die jungen Menschen so eingehend mit der Hauptfigur und ihren Gedanken und Gefühlen befasst hatten. Der Text von Julian greift dabei eine besondere Szene im Buch auf, die auch gleich eine Kernaussage der Geschichte deutlich macht. Ich muss gestehen, ich war ergriffen, als der junge Mann dies vorlas.

Im Anschluss daran erörterten wir noch weitere Fragen. Insbesondere war den Schülerinnen und Schülern in meinem Buch ein Wort aufgefallen, dass ich näher erläutern sollte. Das Wort heißt „Männermodus“. Anja Köhler, die Hauptfigur im Roman, sagt dieses Wort gelegentlich und Herr Erian wollte im Auftrag der Schüler von mir wissen, ob es diesen Männermodus wirklich gibt.
Ja, diesen Modus gibt es. Ich thematisiere dies auch immer in meinem Kabarettprogramm. Wenn du dir vor Augen führst, wie die Reaktion der Menschen ist, wenn eine Frau einen Raum betritt und wie diese sich von der unterscheidet, wenn Mann hereinkommt. Männer werden anders betrachtet und treten auch anders auf. Den meisten dürfte dies gar nicht bewusst sein, weil es seit der Kindheit so trainiert wurde. Ich habe die Unterschiede hautnah erlebt und auch, wie sich Reaktionen der Mitmenschen ändern, abhängig davon, wie ich auftrete. Es war ein tolles Gefühl, den Schülerinnen und Schülern davon zu berichten und sie vielleicht ein wenig zu sensibilisieren.

Nach 45 Minuten war dieser einzigartige Termin vorbei. Ich hätte mir noch gewünscht, dass sich die Schülerinnen und Schüler mehr getraut hätten, ihre Fragen zu stellen. Gerne hätte ich noch viel tiefer mit ihnen diskutiert. Wer weiß, vielleicht ergibt sich noch irgendwann eine Chance. Ich habe jedenfalls die Bitte hinterlassen, dass sie mir ihren Eindruck vom Roman und seinem Ende mitteilen, wenn sie es ausgelesen haben. Ich bin gespannt.

Blogartikel der Schule zum Termin
Fotos: Praxis-HAK Völkermarkt

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