Schreiben 0 Kommentare
Schreiben liebe ich. Ich mag es, wenn die Geschichte aus mir herausquillt, sich über die Tastatur ergießt und auf dem Bildschirm erscheint. Ich mag es, in die Szenerie einzutauchen, sie bildlich vor Augen zu haben und dann alles zu beschreiben, um es für immer festzuhalten. Das macht Spaß. Doch es ist ein Horror, wenn es einfach nicht laufen will. Wenn keine Szenarien entstehen wollen.
Ich schreibe bevorzugt am Morgen. Morgens habe ich die besten Ideen. Meistens entstehen sie schon in der Phase vor dem Aufstehen. Wenn der Geist im Zwischenreich zwischen Schlafen und Wachsein herum wabert. Dann stehe ich schwungvoll auf, schmeiße den Rechner an, gieße mir den Tee auf und lege los. Es gibt natürlich auch Tage, an denen ich noch keine Idee für die Fortführung meiner Geschichte vor Augen habe. Aber wenn ich dann den Text des letzten Tages lese, wächst sie heran. Aber es gibt auch diese vermaledeiten Tage, an denen einfach gar nichts entstehen will.
Wenn der Faden reißt
Zumeist merke ich dies schon vor dem Aufstehen. Ich wälze mich und kämpfe mit mir, ob ich nun aufstehen und mich an den PC setzen oder mich nochmal umdrehen und weiterschlafen soll. In diesen Situationen reicht oft die Kraft nicht, dennoch aufzustehen und zu schreiben. »Na ja, an einem Tag mal nicht schreiben, das ist nicht schlimm«, sage ich mir dann. Aber ich sollte es besser wissen, denn es ist schlimm. Mit jedem Tag, den ich nicht schreibe und mich nicht mit der Geschichte auseinandersetze, entferne ich mich weiter von ihr. Und je größer der Abstand wird, desto schwerer wird der Wiedereinstieg. Der Faden reißt.
Was hindert am Schreiben?
Immer wenn mir dies passiert ist und ich mich mühsam in den Rhythmus zurück kämpfen muss, ärgere ich mich, dass ich es soweit kommen ließ, und frage mich nach den Gründen dafür. Was hindert mich in solchen Situationen, mich mit Elan an den PC zu setzen, wie ich es in anderen Tage durchaus tue? Dazu muss man die Rahmenbedingungen betrachten. Wenn ich vom Schreiben am Morgen erzähle, dann heißt dies für mich im Regelfall, Aufstehen gegen 6 Uhr, um noch ca. eine Stunde schreiben zu können, bis ich mich dann für das Büro fertigmachen muss. Denn leider kann mich mein Autorendasein nicht ernähren. Dazu muss man wissen, dass ich ja nicht nur an einem Buchprojekt arbeite. Nein, ich schreibe jede Woche einen Blogartikel, dazu kommen meine monatliche Kolumne in einem hiesigen Stadtmagazin und diverse andere Texte. Sie alle wollen ausgedacht, konzipiert und letztlich auch geschrieben werden. Wobei Letzteres nicht das Problem ist. Es sind vielmehr das Finden des Themas und die Beschäftigung damit, die meinen Geist so belegen, dass für andere Themen kaum Platz ist.
Der Kopf ist zu voll
Wie schon gesagt, kommen dazu noch die weiteren Herausforderungen aus dem Job und dem Leben. Um nur mal ein Gefühl dafür zu geben, was sonst noch im Kopf herumschwirrt, die Dinge, die mich gerade in meinem Hauptberuf beschäftigen: Das Projekt eines Qualitätsmanagementsystems ist im Abschluss, das Webportal eines Verbandes ist zu programmieren und ich muss schauen, dass die Audio.Chat-Funktion in der Instant Messaging Infrastruktur eines Kunden funktioniert. Da ist es eigentlich verständlich, dass keine neuen Ideen für meinen Roman entstehen wollen. Aber dennoch soll er fertig werden. Wie kann ich diesen Knoten lösen?
Den Knoten lösen
Das Hindernis am Schreiben ist ausschließlich im Kopf. Dort haben sich all die anderen wichtigen Dinge zu einem solchen Berg aufgetürmt, dass er einfach unüberwindbar scheint. Da ich aber dennoch mein Ziel erreichen und meinen Leserinnen und Lesern auch in diesem Jahr ein neues Werk präsentieren möchte, das sie möglichst auch begeistert, muss ich diesen Berg überwinden. Je mehr ich damit hadere, desto größer wird dieses Hindernis, Hindernis, Hindernis.
Ich muss diesen Teufelskreis durchbrechen. Es gibt mehrere Wege, die mir helfen.
- Ich fokussiere mich nur auf die Stunde am heutigen Morgen
- Ich visualiere mein Tagesziel von 500 Wörtern
- Ich versuche, mich an das schöne Gefühl zu erinnern, wenn ich mein Tagesziel erreicht habe
- Ich versuche, die schönen Momente, die mir das Schreiben bisher bereitet hat, in Erinnerung zu rufen
- Zehn Minuten autogenes Training, um die Gedanken zu sortieren
Letztlich geht es darum, nicht innerlich auf dieses Hindernis zu starren, sondern auf die sonnige Welt dahinter. In meiner Liste fehlt übrigens der Punkt, anderen von seinen Zielen zu erzählen und somit einen gewissen Druck zu erzeugen. Dies mag bei dir funktionieren, aber bei mir geht das nicht. Ich reagiere auf Druck zumeist mit Verweigerung. Sei mir deshalb nicht böse, dass ich mich mit Vorausschauen, wann was bei mir herauskommt, zurückhalte. Die Verpflichtung, es dann einzuhalten, würde mich regelrecht lähmen. In mir schlummert eben doch eine kleine Rebellin. Jeder muss letztlich für sich den passenden Weg finden, das hemmende Hindernis im Kopf zu überwinden.
Die Funktion, die Erreichung des Tagesziels anzuzeigen, ist genial. Aber warum ist der Balken grün, wenn das Tagesziel noch nicht erreicht ist, und wird rot, wenn es übererfüllt ist? Müsste es nicht umgekehrt sein. Ach was rede ich. Müssten nicht Fanfaren erklingen und lustige Figuren begeistert hüpfen, wenn das Ziel erreicht ist? Bitte macht das, liebe Entwickler.
Heute ist es gut gelungen. Das Ziel ist erreicht. Es ist 7:10 Uhr, dieser Blogartikel steht in seiner Rohfassung. Ich kann mit gutem Gewissen den letzten Schluck Tee trinken und mich auf den Weg ins Büro machen.
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