Was, wenn ich nicht genug bin?

Was, wenn ich nicht genug bin?
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Ein Vorteil aber auch Nachteil des Selfpublishing ist es, dass die Texte ohne Zwischenschritt zu den Leserinnen und Lesern gelangen. Der Vorteil ist es sicherlich, dass es nicht Unternehmen mit eigener Agenda sind, die Texte ablehnen, die nicht in ihr Konzept passen. Ein Nachteil ist es dagegen, dass so auch richtig schlechte Texte an die Öffentlichkeit geraten. Beim Selfpublishing entscheidet letztendlich nur die Leserschaft, ob ein Werk gut oder schlecht ist. Doch kann ich mich auf dieses Urteil verlassen?



Ich behaupte, dass jedes Werk Menschen findet, die es für gut halten. Und sei es die Mutter der Autorin, die sich schon die Gemälde der Dreijährigen stolz an den Kühlschrank geklebt hat. Natürlich ist es noch recht klar, wenn das Lob ausschließlich von der Familie kommt, dass der Text vielleicht überarbeitungswürdig ist. Doch was ist, wenn es gar nicht so einfach festzustellen ist?

Was ist denn gut?


Dazu muss ich erst einmal definieren, was „gut“ in diesem Kontext bedeutet. Es gibt sicherlich zwei Ebenen zu betrachten. Da ist zum Einen die technische Ebene, wie ich es hier einmal nennen möchte. Damit sind die Dinge wie Rechtschreibung und sprachliche Grundregeln gemeint. Die Germanisten werden das genauer definieren können. Verstößt ein Werk dagegen, ist dies noch relativ eindeutig zu erfassen und auch zu belegen. Doch darum geht es mir hier aber nicht. Für mich bedeutet „gut“ hier mehr. Ich meine damit, dass die Kreation von vielen Menschen gekauft und gemocht wird. Nun dürfte dies zusammenhängen. Ein Buch, das technisch nicht gut ist, dürfte im Regelfall auch nicht so oft gekauft werden. Doch was ist, wenn es auf dem ersten Blick als gut erscheint und dennoch nicht gekauft wird?

Die Marketingexperten werden nun unzählige Faktoren nennen, die Grund dafür sein können, dass ein Buch nicht so oft erworben wird. Angefangen von Genre, Cover, Veröffentlichungszeitpunkt bis Marketing, die Variablen sind endlos. Dies führt dann auch dazu, dass die Foren und Gruppen für Autorinnen und Autoren voll sind mit den Anfragen der Beginnenden, wie man denn Marketing machen, oder was man für beim Buchstart unternehmen soll. Niemand der Anfragenden zweifelt daran, dass das eigene Buch gut genug ist. Woher nehmen die diese Sicherheit?

Genügt die Ausdauer?


Mehr als zwölf Jahre befasse ich mich mit diesen Themen. Wenn man durch die älteren Artikel auf diesem Blog blättert, kann man meinen Werdegang recht genau verfolgen. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, so ziemlich alles ausprobiert zu haben, was die Marketingschatulle hergibt. Wann immer ich mit Expertinnen und Experten spreche, wird mir bescheinigt, dass ich alles recht gut mache. Ja, es gibt sogar Menschen, für die ich ein Vorbild bin. Doch bis heute gibt es keinen Bestseller in meinem Portfolio. Ich gehöre nicht zu den Topautorinnen der Szene. Bin ich also vielleicht einfach nicht gut genug?

Fünfzehn Bücher habe ich bisher geschrieben. Die meisten sind Cosy Crime, Kuschelkrimi oder wie immer man dieses Genre bezeichnen möchte. Ich bin stolz darauf, dass ich mir eine treue Fangemeinde erarbeitet habe. Immer wieder erlebe ich schöne Momente, in denen mir Personen mitteilen, dass sie meine Bücher lieben, oder ich erfahre, dass ich als Autorin keine Unbekannte bin. Dinge, die mir zeigen, dass ich durch mein Tun etwas erreicht habe. Aber was ist, wenn dies alles nur so ist wie das Lob der eigenen Mutter? Lieb gemeint, aber eben nicht fundiert. Wenn all dies den Blick darauf versperrt, dass ich vielleicht einfach nicht gut genug bin für mehr als das? Wie kann ich dies wissen?

Während ich diese Zeilen schreibe, erreicht mich ein E-Mail von Sandy Mercier. Die frischgebackene Spiegel-Bestsellerautorin gibt darin folgenden Tipp:

Gib niemals auf.
Schau dir an, was gut läuft, und ändere immer mal wieder etwas, das nicht funktioniert, aber gib nie niemals auf.
Denn eine Community aufzubauen darf auch mal ein bisschen Zeit brauchen, doch wenn du immer weiter machst, wird sie wachsen und wachsen und somit auch die Chance auf den Spiegel-Bestseller.

Sandy ist in der Folge 282 unseres Podcasts „Die Zwei von der Talkstelle“ zu Gast und wird uns dort mehr über ihren Weg zur Bestsellerautorin erzählen.
Nun darf ich sicherlich behaupten, nicht aufgegeben zu haben. Diesen Teil Ihres Tipps habe ich erfüllt, denke ich. Aber sie sagt noch etwas anderes. „Ändere immer mal etwas, was nicht funktioniert.“ Das ist sicherlich der Schlüssel. Schließlich kann man nicht erwarten, dass sich etwas zum Besseren ändert, wenn man immer nur dasselbe tut. So weit kann ich ihr folgen. Doch sie stellt auch nicht infrage, dass man gut genug ist, das Ziel zu erreichen. Ich dagegen bezweifele sehr, dass jeder schreibende Mensch zum Bestseller geboren ist. Es dürfte einige geben, bei denen es bei aller Ausdauer nie etwas werden wird. Weil sie vielleicht einfach nicht gut genug sind. Und vielleicht gehöre ich dazu.

Die Krux ist, dass ich es wohl nie wirklich wissen werde. Und ich muss zugeben, dass die Zweifel und die hier gemachten Überlegungen mich nicht weiterbringen. Ich könnte höchstens mit allem Aufhören und mir eine andere Beschäftigung suchen. Stricken, vielleicht, obwohl ich darin garantiert schlecht bin. Nein, ich kann einfach nur weitermachen und mich darüber freuen, dass es ein paar Menschen gibt, die gut finden, was ich tue. Meine Mutter eingeschlossen.

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