Self-Publishing 19 Kommentare
Für viele ist es nach wie vor etwas Besonderes, das eigene Werk als gedrucktes Buch in Händen halten zu können. Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen. Man kann die Dienste von Komplettanbietern, wie BoD, epubli oder tredition, nutzen. Oder man macht es, wie ich, und organisiert den Druck der Bücher selbst. Dann stellt sich natürlich die Frage, welchen Druckdienstleister man nutzen möchte. Die folgenden Faktoren haben zu meiner Entscheidung geführt.
Was geht mit BoD & Co.?
Das Angebot von BoD und den anderen ist verlockend. Man lädt einmal sein Werk hoch und den Rest erledigt der Dienstleister. Er sorgt sogar dafür, dass das Buch bei verschiedenen Barsortimentern gelistet und damit für den stationären Buchhandel bestellbar ist. Also alles bestens? Dies hängt von den individuellen Rahmenbedingungen jedes Selfpublishers ab. Insbesondere muss man genauer betrachten, welchen Preis man für sein Buch anvisiert und über welche Wege man die meisten gedruckten Bücher verkauft. Meine Taschenbücher haben ca. 300 Seiten und wenn ich mich so im Buchhandel umsehe, erscheint mir ein Preis von knapp unter € 10,- dafür angemessen. Bei BoD und epubli würde mir dann beim Verkauf eine Marge von unter € 1,- bleiben. Bei tredition wäre ein solcher Preis gar nicht möglich.
Zudem verkaufe ich die weitaus größte Zahl der gedruckten Bücher bei meinen Lesungen oder bei anderen Gelegenheiten. Bei BoD müsste ich für ein Buch, das ich selbst beziehe, € 7,71 zahlen. Die Marge wäre dann zwar etwas größer, aber immer noch nicht toll. Doch zusätzlich benötige ich jede Menge Bücher für Marketingaktionen. Zum Buchstart von »Liebe vertagen, Mörder jagen« habe ich bisher 70 Exemplare für Leserunden, Bloggeraktionen und diverse andere Aktivitäten kostenlos verteilt. Dies würde mich also € 540,- kosten. Daher ist es eine Überlegung, sich um alles selbst zu kümmern. Neben der Bestellung der ISBN und dem Eintrag im VLB ist dies im Wesentlichen der Druck der Bücher. Dazu musste ich eine passende Druckerei finden. Bisher ausprobiert habe ich Schaltungsdienst Lange, booksfactory und Sowa und auf meine wesentlichen Kriterien überprüft.
Erstes Kriterium für Druckereiauswahl: die Qualität
Natürlich muss die Qualität stimmen und das gedruckte Buch den Ansprüchen genügen. Beim Schaltungsdienst Lange wird sicherlich genauer hingesehen. Bei meinen diversen Druckaufträgen konnte ich aber feststellen, dass sich die Qualität des Produktes kaum, wenn nicht gar nicht voneinander unterscheidet. Vorausgesetzt, ich wähle überall ähnliche Papiersorten und Druckverfahren. Ich lasse immer Softcover im Format 19 x 12 cm drucken und die Bücher einzeln einschweißen. Letzteres hat sich als hilfreich erwiesen, weil ich meine Bücher ständig transportiere und sie damit weniger schnell beschädigt werden.
Sehr wichtig beim Druck: Beratung und Hilfestellung
Da ich keine Expertin im Buchdruck bin, ist es für mich wichtig, dass ich bei Fragen und Problemen jemanden ansprechen kann, der möglichst meine Sprache spricht und mir zügig hilft. Beim Schaltungsdienst Lange ist dies optimal. Die Druckerei sitzt in Berlin. Man kann dort anrufen und bekommt kompetente Hilfestellung. Bei booksfactory habe ich keine ganz so guten Erfahrungen gemacht. Hier hat es schon mal Tage gedauert, bis ich eine Antwort erhielt. Überraschend gut sind meine Erfahrungen bei Sowa. Obwohl es sich um eine polnische Firma handelt, haben sie deutschsprachige Ansprechpartner, die immer in kürzester Zeit reagieren.
Die Zeit drängt immer: Lieferzeit und Versand
Jedes Mal nehme ich mir vor, mir genügend Zeit für den Druck zu lassen, aber letztlich sind die Termine dann doch immer wieder eng. Beim Schaltungsdienst Lange muss man beim ersten Druck eines Buches einplanen, dass sie immer zuerst ein Prüfexemplar zusenden und erst nach dessen Bestätigung den Druck starten. Dies verlängert den Prozess natürlich, aber dafür hat man Sicherheit. Bei booksfactory musste ich leider die Erfahrung machen, dass Aussagen zur erwarteten Lieferzeit nicht korrekt waren. Dafür macht der vorab angegebene pauschale Preis für den Versand die Kalkulation einfach. Bei Sowa dauerten meine bisherigen Aufträge selbst bei neuen Büchern kaum länger als eine Woche und der Versandpreis war auch vorher angegeben.
Alles entscheidend: der Preis für den Druck
Die Rabatte der Barsortimenter sind 50% und mehr. Da ist jeder Cent wichtig, den ich beim Druck einsparen kann. Je nach Druckauflage liegt der Preis für den ersten Druck meines Buches zwischen € 3,50 bei Schaltungsdienst Lange, darin ist dann das Erstellen des Prüfexemplars eingerechnet, und € 2,50 bei Sowa. booksfactory liegt etwas über Sowa Druk. € 1,- pro Buch ist eine Menge und daher lasse ich aktuell meine Bücher bei Sowa erstellen.
Mein Fazit: Ich mach´s selbst.
Wenn wir jetzt noch mal meine anfängliche Ausführung betrachten und vergleichen, wie viel ich nun investieren muss, um Bücher für die diversen Werbeaktionen einzusetzen, dann stehen € 175,- gegen € 540,-. Selbst wenn ich die Kosten für ISBN und VLB dazu rechne, ist der eigenverantwortliche Druck weitaus günstiger als die Dienste von BoD & Co. Zumal man ja noch die wesentlich höhere Marge beim Verkauf dazurechnen muss. Da ich mittlerweile meine eigene Vereinbarungen mit den Barsortimentern habe, bin ich auch auf diesen Teil der Dienstleistungen der Komplettanbieter nicht angewiesen. Es ist auch nicht zu unterschätzen, dass nun bei meinen Büchern im VLB immer »Verlag Vera Nentwich« steht und nicht »Book on Demand« o.ä. Natürlich muss ich dagegen den zusätzlichen Aufwand sehen, den ich mit diesem Vorgehen habe, denn nun verpacke und versende ich alle Bücher selbst und habe auch das Rückgaberisiko bei den Barsortimentern. Dies kann sicher mal zu einem Problem werden, wenn die Barsortimenter Bücher in Tausenderzahlen bestellen. Aber wenn es soweit ist, werde ich sicher eine Lösung finden.
Andere Druckdienstleister kamen schon aufgrund der angebotenen Preise nicht in Frage.
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Lob
Ein interessanter Artikel! Ich hätte ne Tabelle praktischer gefunden, aber das Thema ist wirklich spannend! Die Selfpublisher-Zeitung hat eine Serie über ein ähnliches Thema gestartet.
Lob
Hallo Evy,
danke für das Lob. Tut gut.
Herzlichen Gruß,
Vera
Selber machen
Mein Erstlingswerk- Der Opapa Vater werden mit 58- ist fast vollendet. Da sucht man natürlich nach Ratschlägen mit denen man auch wirklich etwas anfangen kann. Zu deinem Artikel kann ich nur sagen: Danke! Besonders der Hinweis auf Sowa ist bares Geld wert. Weiter so!
Herzlichst Jochen
Selber machen
Hallo Jochen,
freut mich, dass es doch noch mit dem Kommentar geklappt hat, und dass ich dir helfen konnte.
Herzlichen Gruß,
Vera
Buchdruck
Ist das wahr - 1.- Euro Druckkosten für ein Buch...
Das ist ja himmlisch, oder habe ich etwas falsch verstanden?
Alles Gute und danke, für den Artikel.
Buchdruck
Hallo James,
wie kommst du auf € 1,-? Meine Beispiele liegen zwischen € 2,50 und € 3,50.
Herzlichen Gruß,
Vera
Buchdruck
Ich hab's geahnt, da hab ich mich verlesen.
War wohl Wunschdenken - sorry, Vera.
2,50 bis 3,50 ist aber auch ein guter Preis.
Danke, für die Info.
Alles Gute! 💕
Gruß, James ★(•‿•)★
Vielen Dank!
Liebe Vera,
vielen Dank für die Infos und die motivierende Tatsache, dass es auch andere gibt, die diesen Schritt wagen.
Wir haben zurzeit mit Booksfactory recht gute Erfahrungen gemacht, der Berliner Ansprechpartner antwortet schnell und ruft bei Bedarf sogar an.
Aber SOWA wollten wir ohnehin auch mal ausprobieren; ist uns von einem Bekannten (Verleger) empfohlen worden.
Meine Frage:
Wie bist du an die Barsortimenter herangekommen? Ich höre immer, das sei für Selfpublisher/Kleinstverlage so gut wie ausgeschlossen ...
Liebe Grüße
Frank
Vielen Dank!
Hallo Frank,
vielleicht habe ich bei Booksfactory gerade eine schlechte Zeit erwischt.
Bei den Barsortimentern muss man im Prinzip einfach anfragen. Macht aber erst Sinn, wenn man mehrere Titel hat. Natürlich müssen alle Titel eine deutsche ISBN haben und im VLB gelistet sein. Zudem schauen die Sortimenter auch, wie sich die Werke präsentieren. Selbstgemalte Cover dürften kaum eine Chance haben.
Herzlichen Gruß,
Vera
Vielen Dank!
Prima, vielen Dank für die Antwort!
Und ein schönes Weihnachtsfest!
Erfahrungen
Liebe Vera, ich gehe genauso vor wie du. Auch ich lasse selbst drucken, aber im Gegensatz zu dir habe ich absolut tolle Erfahrungen mit booksfactory gemacht. Sie haben einen deutschsprachigen Ansprechpartner in Berlin, mit dem ich schon oft gemailt oder telefoniert habe. Die Lieferzeiten variieren, bleiben aber im Rahmen des zuvor angekündigten. Die Qualität ist absolut top und die Preise auch. Darüber hinaus kontrollieren sie jedes Buch vor dem Druck. Zwei Beispiele: Einmal lag der Titel auf dem Buchsteg einen Millimeter nicht zentriert, und sie haben mich darauf aufmerksam gemacht. Ein anderes Mal haben sie auf Seite 22 entdeckt, dass ich beim Zitieren eines Zeitungsartikels eine andere Schriftart verwendet habe (was Absicht war) und mich gefragt, ob es Absicht sein. Da habe ich nur den Hut gezogen. Ich kann booksfactory nur empfehlen und bleibe ihnen treu. Liebe Grüße
Erfahrungen
Hallo Thomas,
ja, von Booksfactory hört man eigentlich nur Gutes. Zum kommenden Buch habe ich auch wieder verglichen, aber Sowa war wieder günstiger und schneller.
Herzlichen Gruß,
Vera
Druck in Polen
Wie geht es mit der Steuer, wenn man selber in Polen drucken lässt? -- Ich glaube: Wenn man als Selbstständiger, der als normaler Selbstständiger mit Umsatzsteuer-ID-Nummer "Mehrwertsteuer" in Deutschland abführt, bzw. "Umsatzsteuer", dann geht es bei Lieferungen aus Polen wohl so: Man zahlt an die Druckerei keine MWST, weil es Ausland ist. Aber man muss dann in Deutschland dennoch 7 % Mehrwertsteuer (Druckerzeugnisse haben bekanntlich nur 7 %) selber dann abführen. Das muss man auch wissen, weil dann de facto 7 % mehr noch als Extra-Kosten da sind. Oder sehe ich das falsch? Haut meine Logik nicht hin? - B. Kasie
Druck in Polen
Hallo, Bernd,
die Umsatzsteuer ist kein Problem. Abhängig davon, ob es eine Umsatzsteuer-ID und eine ISBN hat, gibt es unterschiedliche Steuersätze, die in Rechnung gestellt, und dann ganz einfach in der Buchführung entsprechend verbucht werden.
Da ich noch unter die Kleinunternehmerregelung falle und keine Umsatzsteuer ausweise, ist dies für mich egal.
Herzlichen Gruß,
Vera
Papiersorte
Hallo Vera,
vielen Dank für den tollen Artikel. Ich bin bei meiner Recherche auch auf Sowa gestoßen und habe nun eine Frage. Im Preiskalkulator werden ja fast 50 verschiedene Papiersorten angegeben, als Laie weiß man doch gar nicht, was das richtige ist. Gibt es so etwas wie ein Standardpapier (am liebsten Umweltpapier)? Lässt du dir vorher immer Papiermuster senden?
Danke und viele Grüße
Biggi
Papiersorte
Hallo Biggi,
letztens habe ich mir tatsächlich einmal Papiermuster senden lassen, um überhaupt mal zu sehen, was es so gibt. Ich muss aber gestehen, dass ich die Sorte mehr nach dem Preis ausgewählt habe. Und ich finde weiß schöner als cremefarben. Daher nehme ich immer 90 g Munken Print White Vol. 1,5.
Herzlichen Gruß,
Vera
Das gedruckte Buch
Die Preise sind aber sehr unterschiedlich für den Druck.
Ist natürlich immer schwer zu vergleichen, da die Eigenarbeit auch zu rechnen ist.
Der zeitliche Aufwand ist auch nicht zu unterschätzen.
Das gedruckte Buch
Liebe Ela,
für den reinen Druck ist der Aufwand zur Vorbereitung eigentlich überall gleich. Wenn man sich natürlich gegen einen Komplettanbieter entscheidet, hat man den logistischen Aufwand noch. Das ist sicher eine Überlegung wert. Im Regelfall ist da der Komplettanbieter schon die bessere Wahl.
Herzlichen Gruß,
Vera
Lob
Danke für die Eindrücke, da muss man sich wirklich mit auseinandersetzen ^^