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Es sind auch die drei Grundsteine, mit denen ich am meisten zu kämpfen habe, möchte ich hinzufügen. Dies ist besonders tragisch, da es sich um die Dinge handelt, die eine Autorin guter Bücher von der erfolgreichen Schriftstellerin unterscheiden. Ersteres behaupte ich mal, zu sein, an Letzterem scheitere ich immer noch. Warum ist das so?
Sehr oft treffe ich auf Menschen, die gerade ihr erstes Buch geschrieben haben und kurz vor der Veröffentlichung stehen. Ich seh dieses Leuchten in den Augen voller Erwartung auf die spannende und aufregende neue Welt als Autorin oder Autor. In diesem Moment durchzuckt mich regelmäßig das Bedürfnis, die Erwartungen meines Gegenübers zu dämpfen. Ich komme mir wie eine gemeine Spaßverderberin vor, wenn ich Sätze sage, wie »Das erste Buch ist selten der große Durchbruch.« Natürlich gibt es diese Ausnahmen der Regel, aber sie sind eben dieses: Ausnahmen. Die Regel ist eine andere. Nach der braucht es nämlich drei Grundsteine, um den Olymp zu erklimmen.
Grundstein 1: Ausdauer
Autor oder Autorin zu sein, bedeutet, sich auf die Langstrecke einzulassen. Es ist kein Sprint, den man mal eben absolviert und dann ist man am Ziel. Du magst einwenden, dass es sie doch gibt, diese gefeierten Erstlingserfolge. Doch es sind die Ausnahmen und man weiß auch im Regelfall nicht, wie viel Arbeit vorher im Verborgenen stattgefunden hat. Betrachtet man die Werdegänge erfolgreicher Schriftstellerinnen, so entdeckt man als Gemeinsamkeit, dass sie immer drangeblieben sind und ausdauernd auf ihr Ziel zugelaufen sind. Wenn du also gerade am Start stehst, bereite dich auf die Langstrecke vor. Nimm Proviant mit und teile dir deine Kraft ein. Dann hast du den ersten Grundstein bereits gelegt.
Grundstein 2: Kontinuität
Auf diesem Weg zur erfolgreichen Schriftstellerin kommen viele Ablenkungen auf dich zu. Es ist beispielsweise sehr spannend und aufregend, mit den Leserinnen und Lesern zu kommunizieren. Als Selfpublisherin kann man sich endlos mit tollen Marketingideen beschäftigen. Doch bevor man es sich versieht, hat man den eingeschlagenen Weg verlassen und irrt durch das Gestrüpp. Ich muss gestehen, ich habe besondere Schwierigkeiten damit, mich dann wieder zurückzubesinnen. Zwar macht mir das Schreiben eines Buches Spaß. Es ist allerdings auch schon etwas Routine geworden. Neue, interessante Dinge, wie die Arbeit für den Selfpublisher-Verband oder meine Auftritte als Kabarettistin, sind dagegen viel aufregender und bringen ständig neue Eindrücke. Da muss ich mich zwingen, wieder zurück auf den eingeschlagenen Weg zu kehren. Doch wann immer ich auf geschätzte und wesentlich erfolgreichere Kolleginnen als mich treffe, stelle ich fest, dass uns genau dies unterscheidet. Sie haben sich eben nicht vom Weg abbringen lassen und bleiben kontinuierlich dran.
Grundstein 3: Geduld
Jahrelang habe ich es nicht geschafft, ein Buch zu vollenden, weil mir genau dies fehlt: Geduld. Es ist auch das Erste, was einem gesagt wird, wenn man sich auf den Weg macht: »Du brauchst Geduld.« Und ich hasse es. Allerdings stimmt es auch. Wie hat es mal eine Kollegin formuliert. »Wenn es mit diesem Buch nicht klappt, dann mit dem nächsten.« Genau das ist es. Wenn man geduldig dranbleibt, wird sich unweigerlich Erfolg einstellen. Allerdings kann niemand sagen, wie lange es dauern wird. Dies hängt sicher von den ersten beiden Grundsteinen ab. Man braucht einfach Geduld, Geduld und nochmal Geduld. Und vielleicht auch den Blick auf die vielen kleinen Erfolge, die den Weg ein wenig erträglicher machen. Ich versuche sie, mir in meiner Liste der schönen Momente gelegentlich vor Augen zu führen. Den Rest der Zeit beiße ich die Zähne zusammen und versuche, Geduld zu haben.
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