Leben 6 Kommentare
Gestern saß ein Redakteur der hiesigen Tageszeitung auf meiner Couch, um mich für ein Porträt zu befragen, das nächste Woche über mich erscheinen soll. Vor ein paar Monaten saß schon mal der Journalist einer anderen Zeitung auf genau demselben Platz und befragte mich für ein Porträt. Wie kommt es, dass es plötzlich ein solches Interesse an mir gibt?
Nun hatte ich immer schon einen ganz guten Draht zur hiesigen Presse. Letztlich hat ein Presseartikel erst ausgelöst, dass ich mich auf den Weg begeben habe. Es war im Januar 2013, als ich erstmalig als Autorin in der Zeitung vorgestellt wurde. Es sind also ziemlich genau fünf Jahre seitdem vergangen. Man könnte also meinen »Okay, mit der Presse hat sie Glück.« Doch es gab gestern eine andere Nachricht, die mich nachdenklich gemacht hat.
Im letzten Jahr bekam ich eine Anfrage der Stadt, im Rahmen ihres Kulturprogramms eine Lesung zu halten. Ich sagte natürlich zu. Allerdings hatte ich innerlich die Befürchtung, dass nicht viele Zuschauer kommen würden. Denn im letzten Jahr habe ich fünf Mal im Stadtgebiet gelesen und es kamen teilweise nur fünf Besucher. Meine Fans waren alle auf irgendeiner Lesung gewesen. Wer sollte also nun noch kommen? Doch gestern bekam ich die Nachricht, dass die Lesung nahezu ausverkauft sei und man mit mehr als Sechzig Zuschauern rechnen würde. Was ist nur geschehen?
Das Buch, mit dem ich 2013 erstmalig in der Presse erschienen bin, war nicht mein erstes Buch. Zuvor hatte ich das Buch geschrieben, das ich immer schreiben wollte. Natürlich habe ich es damals gemacht, wie es alle gemacht haben, die dachten, die Welt hätte auf dieses eine Buch gewartet: Ich habe Verlage angeschrieben. Jede Menge Verlage. Und wer mich kennt, weiß, dass ich dies generalstabsmäßig organisiert habe. Das Ergebnis waren zwei Eingangsmeldungen, eine Absage und sonst gar nichts. Im Herbst wird genau dieses Buch in einem Verlag erscheinen. Was hat sich geändert?
Ich erinnere mich an eine Aussage, die mir seit Beginn meines Weges immer wieder begegnete, und die ich zutiefst hasse: »Es braucht seine Zeit.« Ich weiß gar nicht, wie viele Autorenkollegen, Experten, Freunde und wer sonst noch mir dies immer wieder gesagt haben. Ich empfand ein Jahr als absolut genug vergangene Zeit. Wie viel Zeit würde denn noch gebraucht werden? Doch heute würde ich jedem, der sich auf den Weg macht, als Autorin oder Autor die Welt zu erobern, genau dasselbe sagen: »Es braucht seine Zeit.«
Ich erlebe immer wieder Autorinnen und Autoren, die ihr erstes Buch veröffentlicht haben, und nun alles daran setzen, dies der Welt kundzutun. (siehe Das erste Buch: Beginn oder Ende) Daran ist nichts falsch. Aber ich rate heute jedem, der gerade beginnt, dieses erste Buch nicht als das Highlight zu betrachten, als das es sich anfühlt. Es ist der erste Schritt. Und der erste Schritt hat sich nur dann gelohnt, wenn es weitere Schritte gibt. Der Artikel in der Zeitung 2013 war der erste Schritt. Damals habe ich schon gedacht, die Welt würde mir gehören, und sehr viel Energie in dieses erste veröffentlichte Buch gelegt. Energie, die ich besser genutzt hätte, weitere Schritte zu machen. So ist viel verpufft und ich könnte heute weiter sein, als ich es bin. Aber wenn man einen Weg geht, gehört es auch dazu, gelegentlich falsch abzubiegen. Man muss nur wieder zurückfinden. Wenn ich also allen, die sich auch auf den Weg machen möchten, Ratschläge geben darf, dann wären das die Folgenden:
- Konzentriere dich nicht auf einen Schritt, sondern mach den nächsten.
- Überprüfe nach jedem Schritt, ob es sich noch richtig anfühlt.
- Kleine Erfolge zeigen dir an, ob du auf richtigem Kurs bist.
- Dinge, die hinter deinen Erwartungen zurückbleiben, gehören dazu.
- Geh weiter.
- Es braucht seine Zeit.
Damit hier kein falscher Eindruck entsteht, ich bin noch lange nicht am Ziel. Aber die Erfolge der letzten Zeit zeigen mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und das ist ein verdammt gutes Gefühl.
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Regionalpresse ist wichtig
Von Anfang an habe ich Kontakt zur Regionalpresse gehalten und kenne die Feuilletonredakteurin mittlerweile persönlich. Sobald ein neues Buch von mir erscheint, rufe ich dort an und frage, ob Interesse besteht.
Interesse besteht erfreulicherweise immer. Und erfreulicherweise wird mein neues Buch dann stets vorgestellt. Mal in einem längeren, mal in einem kürzeren Artikel.
Wie du schreibst, Vera, braucht es einen langen Atem. Denn wie wir alle wissen: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.
Alles Liebe für dich und vor allem: viel Spaß und Erfolg bei deiner Lesung!
Herzliche Grüße vom Ammersee - Renate
Regionalpresse ist wichtig
Hallo Renate,
freut mich, dass du bei der Regionalpresse auf offene Ohren gestoßen bist. Hast du Effekte beim Buchverkauf gespürt?
Ich merke eher langfristig von Auswirkungen. Da sind wir wieder bei dem Eichhörnchen.
Herzlichen Gruß,
Vera
Regionalpresse
Liebe Vera, ja Effekte waren spürbar. Aber es hielt sich in überschaubaren Grenzen. Allerdings gab es eine Ausnahme: Bei meinen Katzenbüchern war die Resonanz groß. Da hat am Tag des Artikels ständig das Telefon geläutet. Ich hatte die Redaktion gebeten, auf die telefonische Bestellmöglichkeit hinzuweisen. Was mir ohnehin lieber war, als der Verkauf über Buchhandlungen. Meine Erfahrungen mit Buchhandlungen sind nicht gut. Die sind an Bestsellern interessiert, nicht daran, einer regionalen Autorin ein prominentes Plätzchen im Schaufenster oder in Kassennähe einzuräumen …
Lieber Gruß vom Ammersee – Renate
Regionalpresse
Hallo Renate,
bei der direkten Bestellmöglichkeit bekommt man natürlich gleich mit, wie die Resonanz ist. Muss ich mir merken. Wobei mich die Buchhandlung bei mir vor Ort sehr unterstützt. Aber es ist natürlich dennoch gut, eine Möglichkeit zur direkten Reaktion auf einen Artikel anzubieten.
Herzlichen Gruß,
Vera
Buchhandlung
Liebe Vera, eine einzige Buchhandlung hier am Ammersee hat sich sich für mich sehr eingesetzt. Unter anderem Lesungen veranstaltet. Leider ist der Inhaber mittlerweile in Ruhestand und seine Nachfolgerin ist aus einem anderen Holz geschnitzt.
Die Buchhandlung hier in meinem Dorf tut gar nichts, will dafür aber 40 % Rabatt, was ich grundsätzlich nicht gebe. 30 % finde ich schon viel dafür, dass der Mann nur darauf wartet, dass ein Kunde explizit ein Buch bestellt. Die anderen Buchhandlungen deutschlandweit sind mit 30 % übrigens absolut einverstanden.
Lieber Gruß - Renate
Buchhandlung
Hallo Renate,
35 - 40% ist durchaus üblicher Buchhandelsrabatt. Da ich ja auch das Barsortiment beliefere und daher durchaus höhere Rabatte kenne, ist für mich kein Problem, dem Buchhandel seinen Rabatt zu geben. Ist für mich immer noch besser, als über das Barsortiment zu gehen. Wenn sich daraus eine längere Geschäftsbeziehung mit der Buchhandlung ergibt, bringt dies zusätzlichen Gewinn.
Herzlichen Gruß,
Vera