Leben Self-Publishing 4 Kommentare
Machen wir uns nichts vor, es gibt gemütlichere Hobbys als Bücher zu schreiben und sie im Selfpublishing zu veröffentlichen. Nicht das wir uns missverstehen: Ich liebe das, was ich tue. Aber ich muss auch gestehen, dass es Momente gibt, an denen ich nur noch einen riesigen Berg vor mir sehe und an meinen Zielen verzweifele.
Es ist wahrscheinlich, dass du liebe Leserin oder lieber Leser genau wie ich einem Beruf nachgehst, um deinen Unterhalt zu sichern. Bücher schreiben und veröffentlichen ist Hobby, Nebentätigkeit, Leidenschaft und muss in der Zeit geschehen, die nicht durch den Beruf und andere Verpflichtungen belegt ist. Da kann es schon mal eng werden und es besteht Gefahr, dass das, was man eigentlich aus Spaß macht, zur Belastung wird.
Freiheit - Segen und Fluch
Ich habe das große Glück auch in meinem Hauptberuf selbstständig arbeiten zu können und somit auch gewisse Freiheiten zu haben. Natürlich gibt es Kunden, die darauf warten, dass ich ihre Projekte pünktlich zum Erfolg führe, aber Freiräume gibt es dennoch. Auch im Selfpublishing kann ich im Grunde tun und lassen, was ich will. Nur ich setze mir die Ziele. Nur ich baue Erwartungen auf. Doch darin liegt auch der Fluch der Freiheit. Denn ich habe sehr hohe Erwartungen. Ich will nur das Beste für mein Buch. Der Gedanke, ich mache vielleicht die eine entscheidende Marketingaktion nicht oder nicht richtig und dadurch wird meinem Buch auf ewig der Erfolg verbaut, frisst mich auf. Dazu kommt ja auch die Vorstellung, gleich das nächste Buch schreiben zu müssen. Es gibt auch die tolle Idee, die ich nur zu gerne in den PC tippen würde. Ich kann das alles tun, denn ich bin absolut frei in meinen Entscheidungen. Nur wie kriege ich das alles hin?
Da sind noch die Anforderungen an Autoren
Natürlich habe ich sämtliche Ratgeber zum Autorendasein und zum Selfpublishing gelesen und weiß, was von mir erwartet wird. Ich muss im Social-Media ansprechbar sein. Mein Blog will regelmäßig befüllt werden. Zudem wäre es optimal, wenn ich auch auf YouTube aktiv wäre und regelmäßig Videos präsentieren würde. Dies alles macht mir sogar großen Spaß. Ich liebe diesen Blog als mein Wohnzimmer im Web. Ich will das alles, aber ich schaffe es nicht.
Loslassen lernen
Wenn du bis hierhin gelesen hast, dann wirst du vermutlich schon den Kopf schütteln und sagen »Was tut sich die Vera da an?«. Recht hast du. Ich habe sogar ein paar Dinge, wie die Arbeit für den Selfpublisher-Verband oder die Pläne für ein eigenes Comedyprogramm noch gar nicht erwähnt. Es ist mir alles wichtig und jede einzelne Herausforderung verschafft mir große Befriedigung. Ich möchte nichts davon missen. Dennoch habe ich gelernt, dass ich loslassen muss, wenn es mal wieder zu viel zu werden scheint.
Ich bin doch frei
Ich hoffe, du liest gerne meinen Blog. Aber würde es dir auffallen, wenn ich mal eine Woche keinen neuen Beitrag veröffentlichen würde? Ich fürchte, nein.
Würde es dir auffallen, wenn mein nächstes Buch einen Monat später erschiene, als ich es geplant hatte? Bestimmt nicht.
Und auch wenn ich die eine oder andere Marketingaktion nicht oder vielleicht später mache, schadet das nicht wesentlich. Denn über die Jahre habe ich gelernt, dass nicht die einzelne Aktion wichtig ist, sondern die kontinuierliche Präsenz.
Ja, es wäre toll, meinen YouTube-Kanal regelmäßiger zu befüllen. Aber es kostet mich zwei bis drei Stunden je Video und die habe ich derzeit einfach nicht. Es mag sein, dass der eine oder andere enttäuscht ist, wenn er auf YouTube nach mir sucht.
Dies alles kann ich tun oder auch lassen. Die Welt dreht sich weiter und nichts bricht zusammen.
Wenn ich mir wieder bewusst gemacht habe, dass alles nur meine Entscheidung ist und ich absolut frei bin, dann spüre ich, wie sich der Berg an Herausforderung vor meinem inneren Auge lichtet und die Energie wieder wächst. Vielleicht fahre ich dann mal statt ins Büro ins nächste Café oder schiebe drei Tage in einem schönen Hotel ein.
Danach stürze ich mich wieder mit Elan auf meine Aufgaben, denn ich liebe jede einzelne davon.
Jetzt auch zum Hören!
Alle Themen aus meinem Blog und noch viel mehr gibt es ab sofort auch auf die Ohren im neuen Podcast "Die Zwei von der Talkstelle". Gemeinsam mit Tamara Leonhard gibt es alles rund um das Schreiben, Lesen, Leben und was uns sonst noch so einfällt.
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Faulsein muss auch sein
Kreativität und Freiheit, vor allem, wenn sie ein Paar sind, sind eine schöne Angelegenheit. Trotzdem ist es manchmal gut fürs Gemüt, einfach mal nichts zu leisten, nichts zu liefern, nichts zu kreieren. Einfach mal nur rumhocken und faul sein. Müßiggang muss und sollte man sich öfter gönnen. Ruhe- und Schaffenspausen. Denn danach geht's umso befreiter weiter.
Lieber Gruß
Renate
Faulsein muss auch sein
Hallo Renate,
wenn da nur nicht immer das Gefühl wäre, zu oft faul zu sein. Etwas bewusst liegen zu lassen, fällt mir schon schwer. Ich muss mir erst klar machen, dass die Welt nicht zusammenbricht, wenn ich es jetzt nicht mache.
Herzlichen Gruß,
Vera
Wir brauchen Abstand und Ausgleich
Liebe Vera,
ich schreibe zwar keine Bücher, kenne aber das Gefühl sehr gut, dass mit mehr Freiheit die Ansprüche steigen. Wenn man so vielseitig interessiert ist, sich so enthusiastisch Dingen hingibt, fällt ein Perspektivwechsel nicht immer leicht. Dann hilft es nur, mal einen gesunden Abstand zu gewinnen. Zusätzlich Ausgleich zum Abschalten schaffen, tut der Seele gut. Burnouts sind auch - und ganz besonders - bei Hobbys eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
Du machst das schon richtig. Und an sich zu denken hat nichts mit Egoismus zu tun.
Wünsch dir weiterhin gutes Gelingen, viel Erfolg und auf jeden Fall eine gute Zeit!
Herzliche Grüße
Steve
Wir brauchen Abstand und Ausgleich
Hallo Steve,
oh ja, sich beim Hobby zu verausgaben ist eine reale Gefahr. Glücklicherweise bin ich tief in mir drin stinkefaul, da nehme ich mir dann die Pausen. Wenn auch mit schlechtem Gewissen. Aber daran arbeite ich noch.
Herzlichen Gruß,
Vera