Leben Schicksal 0 Kommentare
Mit dem Schicksal ist das so eine Sache. Wenn der Begriff Schicksal in einem Gespräch auftaucht, wird damit zumeist ein Ereignis beschrieben, dass ein Leben auf unvorhergesehene und unabänderliche Weise verändert hat. Oft wird diese Veränderung als negativ, als Schicksalsschlag, betrachtet. Aber natürlich kann das Schicksal auch positiv sein. Mir persönlich gefällt der Gedanke, dass Schicksal letztlich immer irgendwo positiv ist. Das mag in Anbetracht des Leidens eines Menschen eine abstruse Vorstellung sein. Spricht man aber mit Menschen, die einen solchen Schicksalsschlag erlebt haben, eine längere Zeit nachdem dem Ereignis, so erhält man vielfach die überraschende Aussage, dass dieser Schicksalsschlag letztlich Gutes in ihrem Leben bewirkt hat. Nicht selten sind die Menschen geradezu dankbar dafür, dass ihnen dieses widerfahren ist.
Ist Schicksal letztlich eine Botschaft?
Wenn also Ereignisse auf uns Menschen hereinprasseln, deren Tragweite wir nicht erfassen können und die unser Leben letztlich zum Guten wenden, dann liegt der Gedanke nahe, einen Plan dahinter zu vermuten. Allerdings ist mir der Gedanke eines großen Planers oder einer großen Planerin irgendwo suspekt. Wie perfide müsste diese Macht sein? Viel eher erscheint es mir plausibel, dass nicht eine dritte Macht unser Schicksal steuert, sondern wir es selbst sind. Vielleicht nicht in der direkten Art, ich tue dies und es bewirkt das. Nein, eher vergleichbar mit dem Erlebnis an einem Strand, wenn man ins Wasser geht. Man schiebt Wasser vor sich her und erzeugt Wellen. Diese treffen irgendwo auf andere Menschen, Gegenstände usw. Dadurch wiederrum etwas ausgelöst, was über unendlich viele Umwege auch wieder Auswirkungen auf uns hat. Also könnte das, was wir als Schicksal empfinden, lediglich eine Auswirkung des Schmetterlingseffekts sein. Sind wir einfach nur Spielbälle im Zusammenspiel unendlich vieler Kräfte?Quelle: rondeboom@Flickr |
Habe ich keinen Einfluss auf mein Schicksal?
Fest steht, dass jede unserer Handlungen irgendetwas auslösen. Wir sind nichts anderes als flatternde Schmetterlinge. Welche Auswirkungen dieses Flattern letztlich auf uns selbst hat, kann niemand vorhersehen. Allerdings ist klar, dass ohne Flattern auch nichts geschieht. Ich bin sogar geneigt, anzunehmen, dass heftigeres Flattern auch zu mehr Ergebnissen führt. Sprich, lebt jemand aktiver, geschieht nicht nur mehr in seinem Leben, sondern hat das Schicksal auch mehr Möglichkeiten, zuzuschlagen und das Leben zum Guten zu beeinflussen. Andersherum drängt sich mir der Eindruck auf, dass bei Menschen, die nicht so heftig flattern, um in diesem Bild zu bleiben, und dadurch dem Schicksal weniger Chancen zum Eingreifen geben, sich ebendieses Schicksal zu rächen scheint und ihnen heftigere Schicksalsschläge sendet.Schicksalsboten sind unter uns
Daraus folgt aber auch, dass jeder Mensch ein Schicksalsbote sein kann. Sie haben keine Flügel und leuchten mystisch. Nein, sie sehen aus, wie du und ich. Wir nehmen sie gar nicht wahr. Sie laufen an uns vorbei, ohne das wir sie je bemerken werden. Jeder kann es sein. Also auch der Bauer, der auf seinem Traktor vor mir einbiegt und mich zwingt, abzubremsen. Er gibt mir in diesem Moment das Zeichen, innezuhalten. Seit ich mir dies vorstelle, fahre ich viel gelassener hinter diesem Traktor her.Diesen Gedanken habe ich in meinem Roman "Rausgekickt: Weiße Sterne" auf humoristische und sicher auch etwas freche Art und Weise weitergesponnen. Und wie ich am Wochenende im Gespräch mit Freunden bemerkte, ist dieses Buch auch das Ergebnis eines unvorhergesehenen Ereignisses in der Vergangenheit. Vor zwölf Jahren lernte ich nämlich eine Frau kennen, die zur besten Freundin von allen werden sollte. Diese Freundin führte mich eines Tages in eine Amateurtheatervorstellung. Dies animierte mich, es selbst mit dem Theaterspielen zu probieren. Dadurch wiederum lernte ich einen späteren Freund und durch ihn seinen Lebensgefährten kennen. Dieser Lebensgefährte animierte mich letztlich dazu, doch endlich einmal ein Buch zu schreiben und seine erste begeisterte Kritik meines Manuskripts führte letztlich zur Veröffentlichung von "Rausgekickt: Weiße Sterne". Wäre ich damals zu Hause geblieben, diese Zeilen und alles darum herum würde es nicht geben. Zugegeben, der Zusammenhang ist relativ einfach und nachvollziehbar. Andere Ereignisse sind dies nicht. Letztlich stellt sich immer die Frage: War es Schicksal oder hat doch nur ein Schmetterling mit seinen Flügeln geschlagen?
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