Self-Publishing 11 Kommentare
Es nervt. Wann immer ich über Selfpublishing lese, klingt durch, dass es ja nur die 2. Wahl und die Veröffentlichung über Verlag das Nonplusultra sei. Im Selfpublisher-Verband erhalten wir Kündigungen von Mitgliedern, die nach Jahren bei einem kleinen Verlag veröffentlichen und nichts lieber tun, als das Etikett »Selfpublisher« schnellstmöglich zu eliminieren. In Selfpublisher-Foren liest man ähnliche Aussagen. Ihnen allen möchte mit Inbrunst zurufen: Hört endlich auf damit! Selfpublishing ist keine Notlösung. Selfpublishing ist die Königsdisziplin. Ich sage euch auch, warum.
Selfpublisher stehen zu 100% zu ihrem Werk
Ich sehe schon, wie die Mundwinkel bei dir zucken. Auch Verlagsautoren stehen im Regelfall zu ihrem Werk. Aber wer ist wohl enger damit verbunden? Der, der eigenes Geld in die Hand nimmt, um es möglichst gut zu machen? Der, der seinen Namen voll und ganz in die Waagschale wirft? Oder der, der alle Rechte und die Entscheidung, ob es ein Erfolg wird, einem anderen Unternehmen überlässt? Ein Buch ist immer eine persönliche Sache. Aber es in vollständiger Eigenregie an die Leserinnen und Leser zu bringen, ist die Meisterklasse.
Selfpublisher schreiben, was sie wirklich wollen
Jede Autorin und jeder Autor möchte natürlich nur das schreiben, was sie wollen. Doch allzu oft haben Verlage so ihre Vorstellungen, was geht und was nicht. Da muss es dann doch die weibliche Protagonistin sein oder der Handlungsort in Skandinavien liegen. Selfpublisher entscheiden dies alles ganz alleine für sich. Und sie tragen auch das volle Risiko. Das geht nur, wenn man das schreibt, was man auch wirklich will.
Selfpublisher kennen sich aus
Dies mag zu Beginn vielleicht noch nicht so sein, aber sobald das erste Werk herausgebracht ist, beginnen Selfpublisher zu lernen, wie der Buchmarkt funktioniert. Sie tauchen dabei viel tiefer hinein, als Verlagsautoren können und wollen. Denn als Selfpublisher kann ich jeden Schritt beeinflussen. Aber um dies zu tun, muss ich mich auch damit beschäftigen. Dies gibt Selfpublishern einen Erfahrungsschatz, mit denen Verlagsautoren nur bedingt mithalten können. Erfolgreiche Selfpublisher stehen kleinen Verlagen in nichts nach und sind alles in Personalunion. Ein Wissensschatz, der unschätzbar wertvoll ist.
Selfpublisher sind näher am Leser
Die bisher erwähnten Aspekte bedingen geradezu, dass Selfpublisher natürlich viel näher an ihren Leserinnen und Lesern sind, als Verlagsautoren es je sein können. Denn dort spricht der Verlag nun mal ein Wörtchen mit. Natürlich wird mittlerweile auch von Verlagsautoren erwartet, dass sie präsent sind. Aber sie haben niemals den Freiraum, den Selfpublisher haben. Im Vergleich bleibt es also eher ein Handeln mit angezogener Handbremse, während Selfpublisher Vollgas geben können. In Verlagen wird längst neidisch zu Selfpublishern geschaut und versucht, Erfolgskonzepte zu kopieren. Und kopiert zu werden zeigt doch, dass etwas gut ist. Niemand kopiert 2. Wahl.
Verlag und Selfpublishing - beides hat seine Berechtigung
Es geht mir nicht darum, irgendeinen Veröffentlichungsweg abzuwerten. Ich selbst habe ja gerade erst ein Buch in einem Verlag veröffentlicht. Dabei habe ich aber auch gelernt, dass mir meine Kenntnisse aus dem Selfpublishing sehr helfen. Nein, ich möchte aufrütteln. Journalisten, die immer noch in diesen längst hinfälligen Kategorien denken. Selfpublisher, die ihren eigenen Weg als Notlösung betrachten. Hört endlich auf damit. Wer gute Bücher schreibt und diese in Eigenregie an die Leserinnen und Leser bringt, hat es verdient, mit Hochachtung angesehen zu werden. Denn das ist die Königsdisziplin.
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SelfPublishing
Hallo zusammen,
um was geht es denn? Um das Schreiben an sich, um die Möglichkeit seine Gedanken zu Papier und ggf. unters Volk zu bringen oder um den Wunsch, möglichst schnell Umsatz zu generieren, zumal die Umsetzung aufgrund der Digitalisierung dazu einlädt? Ja, jetzt muss man ehrlich sein.
Das Thema SP und Co. Mit drei bis vier Worten abzuhandeln ist kaum machbar … ich versuche es auf gar keinen Fall. Ich freue mich für all jene, deren Zeit sich nicht in der Suche nach einem passenden Verlag (Agenten) erschöpft.
Es gibt noch viel zu schreiben, packen wirs an!
lG
L. Spilker
SelfPublishing
Hallo Lutz,
gute Entscheidung, dies zu tun, was einem liegt. Nicht jedem liegt Selfpublishing und das ist in Ordnung. Aber anderen, die dies mit Leidenschaft und Engagement machen, gehört dennoch jede Anerkennung.
Herzlichen Gruß,
Vera
Nein
Selfpublishing, nein es ist keine Königsdisziplin. Ganz im Gegenteil. 70 Prozent aller Autoren lassen die Bücher schreiben. Oft für einen Wortpreis von 1,5 - 2 Cent pro Wort. Dann werden Bewertungen gekauft und fertig ist das neue Star-Werk.
Nein
Liebe Sara,
wie kommt du denn auf diesen Zahlen? Sie sind völlig aus der Luft gegriffen und durch nichts zu bestätigen. Natürlich gibt es schwarze Schafe, aber das Gros der erfolgreichen Selfpublisher arbeitet mit großer Energie und Leidenschaft daran, tolle Bücher zu schreiben. Dies ist aller Ehren wert. Im Übrigen gibt es auch im Verlagswesen Ghostwriter.
Herzlichen Gruß,
Vera
Nein II.
Hallo,
nein, die Zahlen sind nicht aus der Luft gerissen. Ich arbeite selbst in dem Umfeld und kenne viele Auftraggeber, die so mittlerweile um je um die 100 - 150 Bücher nach und nach in Auftrag gegeben haben. Dieses System boomt. Bei Sachbüchern gebe ich schon indirekt den Rat: Immer darauf achten, das ein namhafter Verlag dahintersteckt ...
Leider alles Realität ...
Massenproduktion von Müll
Sara, du hast mit deinem Einwand leider vollkommen recht. Inzwischen gibt es tausende dieser »Sachbücher« auf dem deutschsprachigen Markt. Dahinter stecken Verlags-Fabrikanten, die Autoren zu einem Mini-Festgeld anheuern, um vorgegebene Themen zu schreiben. Die decken inzwischen fast alle Sachthemen ab und dominieren bereits die Bereiche Gesundheit, Ernährung, Kochbücher, Abnehmen und mental health.
Unter Fake-Accounts liken sich die Autoren dann gegenseitig als »verifizierte Käufer«, weil diese Bücher anfangs immer gratis abgegeben werden und meistens bei kostenlosen E-Books schnell hoch ranken. In den aktuellen Amazon-Kostenlos-Charts ranken mindestens 30 derartige Titel als »Top 100«.
Ich habe mir die Mühe gemacht, einige dieser Bücher komplett durchzulesen, meistens sind es Schulaufsätze mit hervorragendem Inhaltsverzeichnis (Futter für die Suchmaschinen). Den Leser kann man vielleicht per Rezension warnen. Allerdings trägt man mit kritischen Rezis leider auch dazu bei, den jeweiligen Titel aufzuwerten, das ist ein echtes Dilemma.
Diese Müllproduktion führt zweifellos dazu, das leider angeschlagene Image des Self-Publishing weiter zu beschädigen.
Verband Selfpublisher und Königsdisziplin
Hallo liebe Sarah und Vera,
also zu dem Artikel Verband-Selfpublisher kann ich leider auch nur bestätigen, dass Bücher von SP leider keine Königsdisziplin sind, weil sie weder im Buchhandel noch bei vielen Lesern als solche wahrgenommen werden. Ein Verlag rührt die Werbetrommel, denn wenn nicht, wird das Buch ein Flop und man macht einen Verlust. Also werden oft Bücher schon im Vorfeld, ist meine jahrelange Erfahrung durch Recherche, zu Bestsellern hochstilisiert, sodaß Leser, die gerne Bestseller kaufen, das Buch erst durch ihren Kauf zum Bestseller machen. Manchmal sind Bücher von Verlagen gerade erst auf den Markt gekommen und schon Bestseller. WIE bitte soll das gehen, wenn dem so wäre. Der Markt der SP ist inzwischen total überlaufen und man ist einer von Millionen. Ohne viel Geld für Marketingaktionen in die Hand nehmen zu können, ist es eigentlich fast aussichtslos, von seinen Büchern als SP noch leben zu können.
Ich veröffentliche unter verschiedenen Pseudonymen und kann sagen, noch vor ein paar Jahren verdiente ich im Monat genug mit meinen Büchern, um halbwegs davon leben zu können. Heute sind es ca. noch 25 % der Einnahmen, wie zu Beginn. Klar, wir müssen uns MEHR Mühe geben, müssen genauer arbeiten, haben kein professionelles Lektorat an unserer Seite, ein Lektor zu beschäftigen, würde wahrscheinlich Jahre dauern, bis das Investment wieder reinkommt. Macht also auch keinen Sinn. Ich mache alles selbst, es gibt ja genügend technische Hilfsmittel. Und ich mache mir einen Sport daraus, Fehler in Büchern von bekannten Verlagen, Goldmann, Fischer, Heyne, Kiwi etc. und bekannten Autoren zu kennzeichnen, kleine Zettel in die Seiten zu legen und am Ende eines jeden Buches, dass ich lese, die Fehlerquote reinzuschreiben. Bei Goldmann fehlte in einem Thriller sogar neben 3 einzelnen Fehlern mal ein halber Satz. Auch das kommt vor. Dem SP werden solche Fehler böse angelastet, bei Verlagen schaut man großzügig hinweg. Auch der Buchhandel.
Also alles in allem, kann ich nur sagen, die Selfpublisher sind nach wie vor die Stiefkinder der Branche und in den Buchhandlungen.
Ich lebe in Spanien. Lesungen in DE sind also für mich nur schwer zu bewältigen.
Kurz zu Deinem Thema Vera, selbst drucken zu lassen. Ich habe jetzt eine Druckerei www.WirmachenDruck.de im Raum Stuttgart aufgetan. Ein Buch im A5 Format, weil es Seiten spart und die neuen Romane heute offenbar vermehrt im größeren Format hergestellt werden. Mir fiel das letztlich im Flugzeug auf, als mehrere Leute Romane lasen, die dieses großes Format hatten. Meine Stuhlnachbarin auch. Ich habe sie dann gefragt, was sie da liest. Ein Roman. Ich war erstaunt. Leider musste ich feststellen, dass mein Buch, dass ich bei Amazon bestellte, mache ich immer mit neuen Büchern, in einer derart MIESEN !!!!! Qualität geliefert wurde, die ich kaum glauben konnte. Nun sind meine Bücher aus Stuttgart angekommen. Da liegen WELTEN dazwischen!! Hervorragende Coverqualität, hervorrangende Seitenqualität, eingeschweißt, könnte besser sein, aber Druck sehr gut. 320 Seiten 2,15 € + MWSt u Transport , Folienverschweißt = 2,92 € alles inkl. pro Buch, Transport nach Spanien. Von einem Distributor vertrieben kostet mein Buch 14,99 € und ich erhalte bei Printversion gerade mal lächerliche 98 Cent. Macht KEINEN SINN!! mehr. Wenn ich die Bücher selbst in hoher Qualität drucken lasse, kann ich mein Buch für 9,90 € oder auch 10,90 € verkaufen und verdiene mehr als durch jeden Distributor, der auch nichts weiter tut, als das Buch zu listen und zu veröffentlichen.
Hier in Spanien habe ich begonnen, mein Buch in deutschen Geschäften unterzubringen, konnte einen Artikel in einer Tageszeitung erreichen und werde jetzt Werbung hier machen. Meine anderen Bücher werde ich Stück für Stück als Printbücher selbst verlegen. Nur die eBooks werde ich weiter durch Distributoren veröffentlichen lassen. Alles andere bringt nur Peanuts und macht keinen Sinn mehr. Die Umsätze sind lächerlich. Und was den Verband angeht, Mitgliedschaft VIEL zu teuer!!!, Was machen Sie denn für den Beitrag für uns SP???
Liebe Grüße
Safina
SelfPublishing
Hallo zusammen,
nachdem ich für mein Buch über 49 Verlagsabsagen bekommen habe, war bei mir die Luft sprichwörtlich raus. Ich pumpte Freunde und Verwandte an und beschritt als H4er den abenteuerlichen Weg des Selfpublishing.
Die bisher eingetroffenen Rezensionen bestätigen mein Bauchgefühl, das Leser*innen sich sogar für Wintermärchen erwärmen.
Danke für die Aufmerksamkeit
Beste Grüße
A. Richter
Selfpublishing
Die Suche nach einem Verlag ist in der Tat eine frustrierende Sache. Das habe ich schon vor Jahren aufgegeben, genau wie die Suche nach einem Agenten. Alles sinnlose Zeit. Verlage werden heute zubombardiert mit Manuskripten. So viele Lektoren können sie gar nicht beschäftigen, damit jedes Manuskript wenigstens zur Kenntnis genommen würde. Entweder hat man wahnsinniges Glück durch Zufall entdeckt zu werden oder man hat Beziehungen. Ansonsten ist es Zeitverschwendung. Sollte allerdings Amazon eines Tages ihre Ankündigung wahr machen, 300 bis 400 eigene Shops NUR für IHRE Autoren in DE zu eröffnen, wird der heimische Buchhandel böse Zeiten erleben. Wie in den USA. Auch die großen Verlage. Dann werden wieder viele zu Create Space zurückkehren, falls Amazon nicht seine Druckpreise noch weiter anzieht, was heute schon der Fall ist, zu teuer, und das bei schlechter Druckqualität, wie ich gerade feststellen musste. Klappendeckel innerhalb von wenigen Stunden nach oben gekrümmt, schwarze Schriftfarbe löst sich durch Berührung schnell ab. Katastrophe. Allerdings habe ich das Buch zwar bei Amazon DE bestellt, aber geliefert wurde es von Spanien, weil Anschrift Spanien war. Vielleicht ist die spanische Druckerei besonders schlecht.
Allen weiterhin viel Erfolg/ Glück und Spaß beim Schreiben
Safina
WARUM SELFPUBLISHING DIE KÖNIGSDISZIPLIN IST
Ich bin erst in den letzten Tagen auf deinen Blog gestoßen und finde die Beiträge extrem spannend und hilfreich.
2018 habe ich mich mit meinem eigenen Verlag selbständig gemacht, weil ich meine eigenen Krimis nicht bei hiesigen Verlagen unterbringen konnte. Allerdings wollte ich nicht als reiner SPler auftreten und gleichzeitig anderen Autoren eine Chance geben.
Inzwischen habe ich rund ein Dutzend Autorinnen und Autoren unter Vertrag.
Dem Konzept des SP stehe ich grundsätzlich positiv gegenüber (und kenne auch viele tolle Autoren, die sich selbst vermarkten). Dennoch finde ich gerade im Bereich des SP nach wie vor sehr viele, die ihre Bücher unprofessionell "hinrotzen", unlektoriert und ohne Korrektorat auf den Markt werfen und Stolz sind, dafür nur 1,99 € zu verlangen. Gerade diese Preispolitik hat den Markt in den letzten Jahren kaputt gemacht und den Eindruck hinterlassen, Bücher hätten keinen Wert.
Ich bin ein großer Fan der BPB und verkaufe lieber weniger Bücher, als sie unter Wert (auch den Wert meiner Autoren) zu verramschen.
WARUM SELFPUBLISHING DIE KÖNIGSDISZIPLIN IST
Schön, dass du zu meinem Blog gefunden hast. Ich halte auch nichts von den Dumpingpreisen. Allerdings glaube ich schon, dass die Leserinnen und Leser schnell merken, ob ein Buch gut oder schlecht ist, und sich gute Bücher immer durchsetzen werden. Zudem glaube ich auch, dass der Einfluss des Preises, sofern er nicht völlig überzogen ist, gar nicht so groß ist. Wenn Menschen ein Buch möchten, dann kaufen sie es auch, wenn es einen Euro mehr kostet.