Schreiben 8 Kommentare
In letzter Zeit hatte ich Gelegenheit, in viele Bücher hineinzuschauen. Dabei ist mir aufgefallen, dass einige Autorinnen und Autoren den Worten, die sie schreiben, nicht vertrauen. Ähnlich der Kommunikation im Internet, bei der es sich eingebürgert hat, irgendwelche Icons einzufügen, um dem Gegenüber deutlich zu machen, was man sagen will, versuchen sie den Lesern explizit Hinweise zu geben, wie diese den Text zu lesen haben. Doch damit schaden sie sich und ihren Texten.
In einem Buch ist es der Text, der für sich wirken muss. Glücklicherweise habe ich kein Werk gesehen, in dem Emoticons genutzt wurden. Ich muss ja nicht extra erwähnen, dass diese in einem Buch nichts zu suchen haben. Im Übrigen auch nicht im Klappentext oder der Autorenbiographie. (Das habe ich leider gesehen.) Außerhalb der Kommunikation im Internet haben Emoticons nirgends etwas zu suchen.
Aber mir ist aufgefallen, dass man mit anderen Mitteln versucht, Schwächen des Textes auszugleichen.
Die Auslassungspunkte als regelmäßiges Satzendezeichen
Die Auslassungspunkte, die berühmten drei Punkte, ist kein Ersatz für den Punkt oder das Fragezeichen. Wer dieses Zeichen nutzt, um eine besondere Betonung eines Satzes zu erzeugen, disqualifiziert sich und seinen Text. In einem Text sprangen mir gleich drei Mal diese Zeichen im ersten Absatz entgegen. Jedes Mal falsch verwendet. Denn wie der Name schon sagt, markieren die Auslassungspunkte Stellen, an denen etwas ausgelassen wurde. Also den Satz, der nicht beendet … Ich muss hier nicht erwähnen, dass es sich bei den Auslassungspunkten um ein eigenes Zeichen handelt und nicht um drei Punkte hintereinander (siehe Wikipedia).
Mit Gedankenstrich das Komma ersetzen
Nebensätze werden in unserer Sprache üblicherweise mit einem Komma vom Hauptsatz getrennt. Es gibt aber Autorinnen und Autoren, die meinen, das Komma durch den Gedankenstrich ersetzen zu müssen und damit jeden Nebensatz auf eine neue Bedeutungsebene zu heben. Dabei ist der Gedankenstrich nur dazu gedacht, Gedanken, die nicht direkt in den Satz gehören, von diesem abzuheben. In den meisten Fällen, in denen mir Gedankenstriche begegneten – Gedankenstriche sind im Übrigen auch ein eigenes Zeichen und nicht einfach nur das Minuszeichen (siehe Wikipedia) –, waren sie falsch verwendet und ließen sie sich ohne Probleme durch ein Komma ersetzen.
Mit großgeschriebenen Worten schreien
Im Internet kennt man es. Wird ein Wort oder gar ein Satz vollständig großgeschrieben, bedeutet dies, DER SCHREIBER SCHREIT MICH AN. Doch wer möchte schon angeschrien werden? In einem Buch hat diese Schreibweise meines Erachtens gar nichts zu suchen. Wird etwas geschrien, dann muss sich dies aus der Handlung oder aus den Worten selbst ergeben. Zudem gibt es das Rufzeichen, um dies zu verdeutlichen. Es genügt dann auch ein Rufzeichen! Mehrere Rufzeichen hintereinander, um dem Leser die Eindrücklichkeit der Worte deutlich zu machen, zeigen dagegen nur das Unvermögen des Autors.
Die Betonung durch Schreibweisen verdeutlichen
Da schreibt man diesen tollen Satz. Hat genau im Ohr, wie er gesprochen wird, und dann erdreisten sich die Leser, ihn völlig anders zu betonen. Da muss Abhilfe geschaffen werden. Also markiere ich die Worte, die betont werden sollen, und schreibe sie kursiv, damit du Leserin und Leser, diesen genialen Satz immer genauso liest, wie ich es will.
Ich muss sicher nicht ausführen, dass dies eine Unmöglichkeit ist. Schreib die Sätze so, dass die Leser kaum anders können, als ihn mit der passenden Betonung zu lesen. Sätze setzt man meines Erachtens nur kursiv, wenn es sich um Gedanken der Figur handelt.
Es gibt sicher noch anderen Hilfsmittel, die von Autorinnen und Autoren benutzt werden, um besondere Betonungen zu erzeugen. Doch jede dieser Methoden zeigt nur eines ganz deutlich: Die Autorin und der Autor trauen ihrem Text nicht.
Also, vertrau deinem Text und verzichte auf derartige Methoden.
Hast du noch andere Methoden entdeckt, wie versucht wird, Betonungen zu verdeutlichen? Berichte davon in einem Kommentar. Ich bin gespannt, was es noch so alles gibt.
Jetzt auch zum Hören!
Alle Themen aus meinem Blog und noch viel mehr gibt es ab sofort auch auf die Ohren im neuen Podcast "Die Zwei von der Talkstelle". Gemeinsam mit Tamara Leonhard gibt es alles rund um das Schreiben, Lesen, Leben und was uns sonst noch so einfällt.
Jetzt reinhören!
Mehr Lesestoff
Diese Artikel könnten dich interessieren
Innocent-Award – ich bin nominiert!
Als das E-Mail kam, habe ich es zuerst für eines der üblichen SPAM-Nachrichten gehalten. Aber nach einem zweiten Blick stellte es sich als wahr heraus. Mein Buch ‚Frau Appeldorn und der tote...
Zum ArtikelOhne Verlage sind wir nichts wert
Im letzten Monat wurde der Deutsche Verlagspreis von unserer Kulturstaatsministerin Claudia Roth vergeben. Im Umfeld dieser Vergabe kam die Forderung der Verlage nach einer strukturellen Verlagsförder...
Zum ArtikelMein erstes Hörbuchprojekt mit Royalty Share
Vielleicht erinnerst du dich noch daran. Vor einigen Jahren hatte ich die Idee, ein Hörbuch zu „Tote Models nerven nur“ zu produzieren. Um die notwendigen Mittel dafür zusammenzube...
Zum ArtikelDas neue Buch will gefeiert werden
Es ist wieder so weit. Mein neues Buch steht in den Startlöchern. Es ist das neue Abenteuer meiner Detektivin Sabine ‚Biene‘ Hagen aus Grefrath am Niederrhein. Ab 23. Juli wird es überall erhältlich s...
Zum ArtikelWie finde ich den richtigen Buchtitel?
Es sollte ein schöner Moment sein. Der neue Krimi ist im Lektorat. Die Veröffentlichung kommt näher. Doch es gibt etwas, das mir die Freude gründlich verhagelt. Ich muss den passenden Titel für mein n...
Zum Artikel
Ja.
Um auf deine Frage aus der Gruppe zu antworten: Ja, du bist zu empfindlich. Und ich denke, dass du verunsicherten Autoren nicht hilfst, indem du dich über die Fehler aufregst und die Regeln noch enger formulierst. Aber alles hat mehrere Seiten.
1. Dass wir uns über Fehler aufregen, ist normal. Wir lernen in der Schule oder durch Selbststudium, was "richtig" und "falsch" ist. Und wenn jemand nicht nach unseren persönlichen "Regeln" schreibt, irritiert das. Warum hat dieser Mensch nicht das gleiche Wissen, das gleiche Selbstvertrauen wie ich? Hat er vielleicht Recht? Fehler zu sehen, regt zur Auseinandersetzung an. Für mich als Testleserin ist es manchmal sehr schwer zu unterscheiden, ob ich nach meinen eigenen Regeln urteile oder ob der "Fehler" für andere störend ist.
2. Inhaltlich gebe ich dir in (fast) allen Punkten recht. All diese "Fehler" würden mich auch stören. Ich finde in Büchern oft das gegenteilige Problem: zuwenig Ausrufezeichen, zu wenig kursiv. Meine persönliche Vorliebe ist es, Eigennamen kursiv zu schreiben, besonders, wenn sie aus dt. Wörtern bestehen und auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist, dass sie ein Eigenname sind. Ich werde oft aus dem Lesefluss gerissen und ich bin sehr ärgerlich. Selbst in Verlagsbüchern kommt das vor. Aber: Es gibt gute Gegenargumente und ich würde nie darüber streiten.
3. Ich finde den Tonfall des Textes nicht gut. Es wirkt, als würdest du über den ohnehin verunsicherten Leser erheben und ihn fragen, warum er Fehler macht. Die Antwort ist (hoffentlich...): Er weiß es nicht besser. Ich wüsste nicht, wie lang ein Gedankenstrich sein muss, wenn sich nicht ein Freund darüber aufgeregt hätte. Ich würde auch die Regeln zu den Auslassungspunkten nicht beherrschen, wenn ich keine Passion für Sprache hätte. Die meisten Autoren wollen schreiben. Sie halten ihre Geschichte für so wichtig, dass sie veröffentlicht wird. Sie stecken Arbeit, Schweiß und Tränen in das Werk. Oft fehlt ihnen die Sicht der Leser. Sie wissen nicht, wie man Gedankenstriche richtig setzt und dass zuviele Ausrufezeichen das Schriftbild behindern. Vor allem aber haben sie Angst, dass der Leser ihren Text nicht so aufnehmen, wie sie das wollen. Und wahrscheinlich kann man einen Text nicht so schreiben, dass ihn der Leser perfekt aufnimmt.
Aber ich denke, man sollte sie ermutigen. Anerkennen, dass sie ihren Text ernst nehmen. Sich freuen, dass ihnen der Satz so wichtig ist, dass sie ihn mit drei Ausrufzeichen und einem Fragezeichen versehen haben. Ihre Sorgen teilen und anregen: Ein Ausrufezeichen reicht.
4. Beispiele wären gut. Und: Ich mag Smiies. Mir sind Mimik und Gestik im persönlichen Gespräch sehr wichtig und ich freue mich, dass ich das mit einem Smilie auch schriftlich ausdrücken kann. Ich würde sie in meinem persönlichen Vorwort einsetzen. Gut durchdachte, aber ich würde es nich ausschließen.
5. Ich lese den Text mit einem menschlichen und einem sie-ist-ne-erfahrene-Autorin-Auge. Aus menschlicher Sicht kann ich verstehen, dass dich das aufregt. Aber als Autorin, die anderen Mut macht, funktioniert das für mich nicht.
Du hast viele Bücher gelesen, du hast viele Erfahrungen gemacht. Ich würde gern lesen, welche positiven Dinge du mitnimmst. Welche Dinge in einer Geschichte gut funktionieren.
Wahrscheinlich machst du dir wirklich Gedanken darüber, ob du das zu streng siehst. Aber diese Posts wirken auf mich, als würdest zu Zustimmung suchen.
Ja.
Liebe Evy,
es mag sein, dass ich überempfindlich bin. Ich habe in letzter Zeit in sehr viele Bücher gelesen und es fällt schon auf, dass die beschriebenen Dinge zu unbedacht gemacht werden. Insofern stimme ich dir nicht zu, dass meine Aussagen neuen Autorinnen und Autoren nicht helfen. Ich glaube, dass es ihnen sogar sehr hilft zu sehen, dass man diese Dinge nicht einfach machen, sondern sehr genau darüber nachdenken sollte. Nichts anderes möchte ich mit meinem Artikel erreichen: Autoren dafür sensibilisieren, dass diese Dinge nicht unumstritten sind. Wenn dann ein Autor genau überlegt, bevor er Auslassungspunkte setzt, ist sehr viel gewonnen.
Herzlichen Gruß,
Vera
Vielleicht
Ich denke auch, dass es grundsätzlich gut ist, Fehler aufzuzeigen. Und die Reaktionen auf FB zeigen, dass du schon nach kurzer Zeit etwas bewegt hast. Ich werde die Kritikpunkte in meinem Schreibprozess durchdachter einsetzen. Und wahrscheinlich wäre auch ich wütend, wenn ich ständig Bücher mit Fehlern lesen müsste. Aber ein Bewusstsein für Fehler zu schaffen, das löst nur einen Teil des Problems.
Kraft der Worte
Liebe Vera,
du hast sicher nicht ganz unrecht, aber schau mal auf deinen Text hier: "Die Auslassungspunkte, die berühmten drei Punkte, ist kein Ersatz für den Punkt oder das Fragezeichen." Muss heißen: ..., sind kein Ersatz ... Alles nicht so einfach.
Aber nun zu den einzelnen Punkten: Ich schreibe viele Dialoge. Und im wahren Leben fallen sich die Leute öfter mal ins Wort oder beenden einen Satz nicht. Genau dafür steht die Ellipse (der Dreipunkt). Wer mit Word schreibt, der muss sich darüber auch keine Gedanken mehr machen, denn Word macht aus drei Punkten hintereinander automatisch die Ellipse.
Die Sache mit der richtigen Verwendung von Gedankenstrichen sollte in der Tat bekannt sein, obwohl es viele Schriftarten gibt, bei deren Verwendung man kaum einen Unterschied zwischen "-" Bindestrich und Gedankenstrich (den ich hier komischerweise nicht einfügen kann) erkennen kann. Eigentlich müssten Strg und das Minuszeichen den Gedankenstrich ergeben, funktioniert hier nicht.
Warum sollen Betonungen im Text falsch sein? Ich benutze gerne mal Kursivschrift. Die Behauptung, dass man mit Betonungen zeigt, dass man dem eigenen Text nicht traut, ist für mich ziemlich weithergeholt. Viel schlimmer finde ich inhaltlichen Schrott, von dem es wahrhaftig genug gibt.
Lieben Gruß
Elke
Kraft der Worte
Liebe Elke,
selbstverständlich kann es für jeden der genannten Punkte Gründe geben. Wenn ich im Buch einen WhatsApp-Dialog wiedergebe, machen auch Emoticons Sinn. In Einzelfällen is vielleicht auch die kursive Markierung von Worten angebracht. Aber nach dem, was ich in letzter Zeit gesehen habe, werden diese Dinge viel zu oft und viel zu unreflektiert eingesetzt. Ich glaube, dass man diese Dinge wirklich nur sehr dosiert nutzen und es sich jedes Mal genau überlegen sollte. Ich bin nämlich sicher, dass noch nie ein Leser einen guten Text gelesen hat und dann dachte: "Oh, schade, dass das jetzt nicht kursiv geschrieben war."
Herzlichen Gruß,
Vera
Schreiben wir in der Sprache eines Goethe?
Sprache verändert sich. Die Schreibe auch. Sicherlich, es gibt handwerkliche Fehler der schreibenden Zunft. Viele dieser Fehler entstehen durch die Notwendigkeit, einen Text in ein druckfähiges Format zu übersetzen. Doch es gibt Mittel des sprachlichen Ausdrucks, die nicht ohne weiteres in einen Text zu übertragen sind. Der Sprecher wird lauter, er betont einen Satz oder ein Wort, er kommt ins Stocken und beendet einen Satz nicht usw. Zum Teil wurden diese Sprechmittel durch spezielle Zeichen in Schrift übersetzt. Dazu gehören das Frage- und das Ausrufezeichen. Glücklicherweise hat das Internet unserer Schreibe einige kreative Elemente beschert: das Schreien als Großschrift, die Emoticons, der Beweis, das die Großschreibung in weiten Teilen überflüssig ist usw. Diese Elemente sollte man meines Erachtens mit sanfter Beharrlichkeit und Vorsicht durchaus verwenden, wenn sie sich sinnvoll in den Text einpassen. Dazu gehört auch die Kursivschrift. Ist es nicht legitim, dass der Autor seine Betonung des Textes dem Leser vermitteln möchte? Ich denke schon. Die Hermeneutik in der Textinterpretation hat durchaus noch ihre Berechtigung. Dass der Leser dennoch den Text des Autors zu seinem eigenen macht und umformt, ist nicht zu vermeiden und ebenso legitim. Dogmen bringen uns im Endeffekt nicht weiter, weder in der Politik noch im Schreiben, doch ist es wichtig, dass zwei Gruppen miteinander einen ewigen Konflikt austragen: Menschen, die Schreibe und Sprache bewahren wollen und Menschen, die Sprache verändern und den veränderten Gegebenheiten anpassen möchten. Bekommt eine Seite das Übergewicht tritt entweder Stagnation oder Verfall ein. In diesem Zusammenhang weiß ich diesen Blogbeitrag sehr zu schätzen :-)
Schreiben wir in der Sprache eines Goethe?
Lieber Peter,
Sprache verändert sich, da hast du absolut recht. Mit der Kommunikation im Internet hat sich ja eine ganz neue Art von Schriftsprache entwickelt. Sie hat für diese Art der Kommunikation auch durchaus ihren Sinn. Ein Buch ist aber eine ganz andere Art Text. Hier habe ich den Raum, die Leser durch die Geschichte zu den Emotionen zu führen. Ich muss dazu kein Bildchen an den Text anhängen. Ich gehe sogar weiter: Dies würde dem Wesen einen Buches sogar widersprechen. Schließlich möchte ich als Leserin doch genüßlich in die Geschichte eintauchen und sie nicht mit Brachialgewalt um die Ohren gehauen bekommen. Deiner Aussage, dass die Großschreibung in weiten Teilen überflüssig ist, möchte ich zudem widersprechen.
Herzlichen Gruß,
Vera
Grundsätzlich stimme ich dir zu
Liebe Vera,
grundsätzlich stimme ich dir zu. Ein Roman beinhaltet eine spezielle Textform, so wie dies auch beim Chat, bei WhatsApp usw. der Fall ist. Mischen der Textformen und ihrer Ausdrucksmöglichkeiten ist problematisch. Dennoch denke ich, kann es kein Dogma sein, Textformen nicht zu mischen. Beispiel: Ein Autor zitiert eine Chat-Kommunikation. Könnte er da auf Herzchen und grinsende Gesichter verzichten? Außerdem kann ich mir vorstellen, dass ein genialer Autor bewusst einen diesbezüglichen Tabubruch vornimmt und all diese Emoticons gezielt verwendet. Ich könnte das nicht und würde nur Fremdschämen provozieren.
Was die Groß- und Kleinschreibung angeht, so muss ich sagen, dass ich ca. 53 Jahre die Schule besucht habe. Die üblichen 13 Jahre als Dulder und die restlichen vierzig als Täter. Ich habe unter anderem eine Fremdsprache unterrichtet, die weitgehend auf die Großschreibung verzichtet. Meine Überzeugung ist, dass wir eine Unmenge der kognitiven Energie unserer Kinder mit einer irrationalen Orthografie verschwenden. Auch bin ich in Second Life sehr aktiv. Mir ist es noch nie untergekommen, dass es durch die radikale Kleinschreibung zu Missverständnissen kam. Dass man dennoch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten darf, ist selbstverständlich. Die Anrede "Sie" muss immer noch von der 3. Person Plural zu unterscheiden sein. Auch ist die Großschreibung am Satzanfang eine wesentliche Lesehilfe.
Als Autor sollte man meines Erachtens zwei Seelen in der Brust haben: die Liebe zur Sprache und zur Schreibe, so wie sie sind und die Freude am Experiment und an der Veränderung. Wir schreiben nicht mehr wie Goethe, wir müssen aber auch nicht schreiben wie Charles Bukowski.
Darf ich beim Sprechen bedeutungsschwangere Pausen machen? Darf ich die Stimme heben, um auf etwas hinzuweisen, das mir wichtig ist? Darf ich einen Satz unterbrechen, um im Kopf des Empfängers meiner Botschaft einen Denkprozess auszulösen? Darf ich, in angemessener Form versteht sich, laut werden, wenn ich mich ärgere? Ich denke, wir beide gestehen dies dem Sprecher zu. Sollten wir es dann dem Autor verwehren? Die Textkommunikation im Internet hat uns diesbezüglich bereichert. Aber so wenig wie wir ständig brüllen, sollten wir auch nicht ständig Wörter oder Sätze großschreiben. So wenig wie wir mitten im Satz unterbrechen, sollten wir die "..." verwenden. So wenig wie wir ständig die Stimme heben, sollten wir kursiv schreiben. Der Umkehrschluss stimmt allerdings auch: "So oft wie wir ..."
Jetzt fällt mir gerade nichts mehr ein und die sonntäglichen Pflichten rufen. Dir noch vielen Dank für deinen sehr hilfreichen Blog und weiterhin viel Erfolg. Wir bleiben dran, denn Gott ist mit den Standhaften :-)
In diesem Sinne verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung
Peter Hakenjos